02 - Schwarze Küsse
tun«, erwiderte Phoebe. »Du weißt schon, von einer Schwester zur anderen.«
»Vielleicht können wir ein Geschäft zum beiderseitigen Vorteil abschließen.« Phoebe wurde bei dem Gedanken, mal etwas Nützliches tun zu können, richtig aufgeregt. »Du machst für eine Woche meine Wäsche. Das scheint mir ein guter Anfang. Und ich habe etwas für meine Mappe, falls ich mich doch noch mal entscheiden sollte, auf die Kunstschule zu gehen.«
»Phoebe, du solltest dir wirklich langsam überlegen, was du mit deinem Leben anfangen willst«, sagte Piper.
»Weiß denn irgendjemand, was er mit seinem Leben anfangen will?«, fragte Prue, die soeben die Küche betrat und sich einen Kaffee eingoss.
Piper und Phoebe tauschten einen Blick. »Gestern wusstest du anscheinend sehr genau, was du willst«, erinnerte Phoebe. »Du wolltest dich auf deine Karriere konzentrieren.«
Prue lächelte und setzte sich zu ihren Schwestern an den Tisch. »Das war gestern.«
»Und auf was willst du dich heute konzentrieren? Oder sollte ich besser fragen, auf wen?«, fragte Phoebe.
»Genau«, stimmte Piper zu. »Erst sagst du, Robert interessiert dich nicht. Dann schleppst du ihn mit ins quake, und dann lässt du ihn links liegen. Was sollte das?«
Prue hob die Schultern und starrte in ihren Kaffee. »Robert ist wirklich nett, aber.«
»Aber was?«, drängte Phoebe.
Prue nahm noch einen Schluck von ihrem Kaffee und sah ihre Schwestern an. »Nun. bei der Party in Claibornes Haus letzte
Nacht, da ging um Mitternacht das Licht aus, und. und ein Mann küsste mich. Es war der unglaublichste Kuss meines Lebens.«
Phoebe warf Piper einen Blick zu. Sie sah genauso verwirrt aus wie Phoebe. Warum hatte Prue das letzte Nacht nicht erwähnt?
»Ein Mann?«, fragte Phoebe. »Was für ein Mann?«
»Das ist das Problem«, sagte Prue. »Ich weiß nicht, wer er ist. Als die Lichter wieder angingen, öffnete ich meine Augen, aber er war weg.« Sie lächelte. »Ich nenne ihn im Geiste das Mitternachtsphantom.«
Piper lachte. »Wie in einem Superhelden-Comic.« Sie sah Prue prüfend an. »Du meinst das doch nicht ernst, oder?«
Prue hob abwehrend eine Hand. »Ich weiß, es klingt doof, aber ich weiß nicht, wie ich ihn sonst nennen soll.«
»Warte mal«, sagte Phoebe. »Das ergibt doch keinen Sinn. Du hast Robert mit ins quake gebracht - direkt von Claibornes Party. Robert hat mir sogar erzählt, dass ihr euch geküsst habt. Also warum ist Robert nicht dieses Mitternachtsphantom, wo er doch so attraktiv, charmant und so weiter ist?«
Prue schüttelte den Kopf. »Er war es definitiv nicht, der mich um Mitternacht geküsst hat. Zuerst dachte ich, er wäre es. Wir hatten uns gerade unterhalten, und er war ein paar Schritte zurückgetreten, bevor die Lichter ausgingen. Als sie wieder angingen, standen Menschen zwischen uns. Ich glaube, nein, ich weiß, dass er es nicht war.«
»Trotzdem hat er dich geküsst«, beharrte Phoebe, die die Spur nicht so einfach aufgeben wollte.
Prue nickte. »Kurz darauf, aber es war nicht derselbe Kuss. Roberts Kuss war süß und zärtlich. Der Kuss um Mitternacht war so. leidenschaftlich, so drängend gewesen. Ich kann ihn nicht beschreiben. Es war, als ob jeder Teil meines Körpers davon aufgesogen wurde.«
Phoebe starrte ihre Schwester an und versuchte, irgendeine Logik in der Geschichte zu finden. »Aber als die Lichter angingen, muss der Typ doch direkt vor dir gestanden haben.«
»Nein, als das Licht anging, war niemand da. Ich glaube, er hat sich sehr schnell verzogen.«
»Glaubst du, er war zu schüchtern, um zu bleiben?«, fragte Piper.
»Ganz bestimmt nicht«, versicherte ihr Prue. »Er war ganz bestimmt nicht schüchtern.«
»Warum hat er dich dann stehen lassen?«, fragte Phoebe, die immer verwirrter war.
Ein schwärmerischer Ausdruck huschte über Pipers Gesicht. »Ich weiß es nicht. Ich habe versucht, ihn zu finden. Ich wollte wissen, wer er ist. Heute Morgen habe ich geträumt, dass er mich wieder im Claiborne-Anwesen küsst. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, aber sein Kuss war unglaublich. Der Traum war so real. Es war, als wäre ich in eine fremde Welt getreten.«
»Kein Wunder, dass du verschlafen hast«, bemerkte Piper. »Klingt wie ein Traum, aus dem man ungern aufwacht.«
Prue seufzte resigniert. »Aber ich bin aufgewacht. also kann ich auch das Beste daraus machen.« Sie starrte einen Moment lang unentschlossen aus dem Fenster, dann wandte sie sich ihren Schwestern zu. »Ich weiß was. Wir
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