02 - Schwarze Küsse
einem Schaudern stellte sie fest, dass der Junge nun wieder völlig normal aussah. Was ging hier vor sich?
Sie schüttelte den Kopf. »Ich gebe meine Telefonnummer nicht heraus.«
Er runzelte die Stirn und schien ein wenig verwirrt. »Na ja, wenn du deine Meinung änderst, kannst du mich meistens hier finden.« Mit einem Krachen ließ er sein Board auf das Pflaster knallen, sprang auf und rollte davon.
Prue atmete erleichtert auf, als er sich wieder zu seinen Freunden gesellte. Sie lachten und klopften ihm auf den Rücken, als hätte er gerade ein kleines Wunder vollbracht. Er war viel jünger als sie, und sie hatten sich leidenschaftlich geküsst.
Warum nur sehe ich immer dieses furchtbare Bild, wenn ich jemanden küsse?, fragte sich Prue. Wann hat das alles angefangen? Sie konnte sich da nicht sicher sein.
Das quake, dämmerte es ihr. Es hat definitiv im quake angefangen. Ich dachte, es wäre der Champagner gewesen, aber ich habe doch heute den ganzen Tag noch nichts getrunken.
Sie schüttelte sich, unfähig, das vage Angstgefühl in ihrem Bauch loszuwerden. Sie rieb sich die Stirn und fühlte sich plötzlich sehr müde. Vielleicht habe ich mir eine Grippe oder etwas Ähnliches eingefangen.
Sie bückte sich, hob das Frisbee aus dem Gras auf und ging langsam wieder auf ihre Schwestern zu.
»Was hast du denn gemacht?«, fragte Phoebe. »Wie kannst du nur einen völlig Fremden küssen?«
»Es schien ihn nicht zu stören. Außerdem - wen ich küsse, geht euch gar nichts an. Ich.«, Prue brach ab, von sich selbst angewidert. Woher kam die plötzliche Härte in ihrem Tonfall?
Prue versuchte sich zu sammeln, aber es fiel ihr schwer. Ich scheine mich nicht mehr konzentrieren zu können. Ich denke immer nur an den Mitternachtskuss, und ich will ihn unbedingt wieder finden.
»Prue, geht es dir gut?« Phoebe klang besorgt.
»Ich kann es nicht erklären. Ich sehe einen süßen Jungen, und auf einmal bekomme ich dieses unheimliche Bedürfnis, ihn zu küssen«, sagte Prue, unfähig, die Vorgänge in ihrem Innern genauer zu beschreiben. Es war mehr als ein Bedürfnis. Langsam wurde es zur Besessenheit.
»Neujahr, das kann ich nachvollziehen«, sagte Phoebe. »Da küsst jeder jeden. Die Leute geben sich dem Moment hin. Aber der Typ auf dem Skateboard.«
»Hast du denn nie was gemacht, was du hinterher bereut hast?«, fragte Prue, als könne sie ihren Schwestern damit etwas erklären, das sie selbst nicht verstand. Diese erschreckenden Visionen, bei denen sich die Männer vor ihren Augen in entsetzliche Leichen verwandelten.
»Wir haben alle schon Dinge getan, die wir bereuen«, sagte Piper.
Phoebe lachte. »Zum Beispiel bin ich mal mit einem Typen ausgegangen, der auch im Hochsommer darauf bestand, Leder zu tragen.«
»Genau.« Piper lachte jetzt auch. »P. U.«
Frustriert vom Gelächter ihrer Schwestern, spürte Prue, wie sich ihr Körper anspannte. Gelächter war das Letzte, was sie brauchen konnte oder hören wollte. Sie wollte wieder einen Kuss. Es war alles, woran sie denken konnte. Die Intensität ihres Verlangens erschrak sie.
Sie sah ihren beiden Schwestern fest in die Augen. »Das wird sich jetzt vielleicht ziemlich seltsam anhören«, sagte sie, »aber ich glaube, ich bin. vom Küssen abhängig.«
»Prue, man ist abhängig von Drogen oder Alkohol«, stellte Piper fest, »aber nicht vom Küssen.«
»Denkst du denn, das weiß ich nicht?«, fragte Prue, und in ihrem Kopf drehte sich alles. Egal, worauf sie sich auch zu konzentrieren versuchte, ihre Gedanken kehrten immer wieder zu dem einen Thema zurück: küsse jemanden. Finde jemanden, den du küssen kannst.
»Prue, du hast nicht gerade ausgesehen, als hätte es dir Spaß gemacht, den Skateboarder zu küssen«, sagte Phoebe.
»Darum geht es nicht«, sagte Prue. Sie berührte Phoebes Arm. »Erst wenn ich aufhöre zu küssen, bereue ich es. Dann wünschte ich, ich hätte es nicht getan.«
»Warum machst du es dann, wenn du weißt, dass du es bereuen wirst?«, fragte Phoebe.
»Ich weiß es nicht! Ich weiß nur, dass ich es tun muss!«, rief Prue verzweifelt. »Und ich will wen auch immer und wann auch immer küssen!«
Von ihren eigenen Worten schockiert, stolperte Prue zurück. Ihre Schwestern sahen sie an, als hätte sie den Verstand verloren.
»Prue, was fehlt dir denn?«, fragte Piper schließlich.
»Gar nichts fehlt mir«, schrie Prue aufgebracht. »Ihr versteht mich einfach nicht.« Sie warf das Frisbee zu Boden, drehte sich um und ging
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