02 - Tanz der Sehnsucht
Handtuch das Gesicht ab. „Augenblick." Sie ging hinüber zu ihrem Beutel und verstaute die Bürste und das Handtuch.
Beim Hinunterbeugen spannte sich ihr Trikot über ihrem Po, ein Anblick, der Roy alles andere als unangenehm war. Den Beutel über der Schulter, kam sie zurück.
„Wie wäre es mit Lunch?", fragte sie ihn.
Es war so beiläufig gefragt und so lächerlich verlockend, dass er fast zugesagt hätte. „Ich habe schon eine Verabredung."
„Dinner?"
Seine Braue hob sich. Sie sah ihn an, ein kleines Lächeln auf den Lippen und Lachen in den Augen.
Die Frauen, die er kannte, hätten die
Annäherungsversuche und weiteren Schritte kühl beherrscht ihm überlassen. „Soll das eine Einladung sein?"
Die Frage klang höflich, doch wachsam, und sie musste wieder lachen. „Schnelle Auffassungsgabe, Mr. Valentine Records. Essen Sie denn Fleisch? Ich kenne genügend Leute, die es nicht anrühren würden."
„Nun, ja." Er fragte sich, warum er sich so fühlte, als ob er sich entschuldigen müsste.
„Gut. Ich mache Ihnen ein Steak. Haben Sie einen Stift?"
Unsicher, ob er amüsiert oder einfach verwirrt sein sollte, zog Roy einen aus der Brusttasche.
„Ich wusste, dass Sie einen haben." Maddy rasselte ihre Adresse herunter. „Also, um sieben."
Sie rief jemandem hinten im Korridor zu, auf sie zu warten, und war selbst weg, bevor er ablehnen oder zusagen konnte.
Roy verließ das Gebäude, ohne ihre Adresse aufgeschrieben zu haben. Aber er vergaß sie nicht.
Maddy machte alles aus dem Impuls heraus. Damit rechtfertigte sie auch vor sich selbst, Roy zum Essen eingeladen zu haben, obwohl sie ihn kaum kannte und nichts Interessanteres zu Hause hatte als einen Bananenjoghurt. Er ist interessant, sagte sie sich, und das zählte. Und so machte sie, nach einem zehnstündigen Tag auf den Füßen, auf dem Weg nach Hause Halt für einen schnellen Einkauf.
Sie kochte nicht oft. Nicht, dass sie es nicht konnte, es war nur einfacher, aus einem Karton oder einer Büchse zu essen. Und wenn es nicht ums Theater ging, wählte Maddy stets den einfacheren Weg.
Als sie ihr Apartmenthaus betrat, hörte sie schon, wie die Gia- nellis im ersten Stock sich stritten.
Italienische Schimpfwörter hallten durchs Treppenhaus. Maddy erinnerte sich an ihre Post, joggte zurück, suchte an ihrem Schlüsselbund den winzigen Briefkasten
schlüssel und schloss die zerbeulte Tür auf. Mit einer Postkarte von ihren Eltern, der Reklame von einer Lebensversicherungsgesellschaft und zwei Rechnungen joggte sie wieder hinauf.
Im zweiten Stock hockte die Neue von 242 auf dem Treppenabsatz und las ein Buch.
„Was macht die englische Literatur?", erkundigte sich Maddy.
„Ich glaube, ich schaffe die Prüfung im August."
Sie macht einen einsamen Eindruck, dachte Maddy. „Ich habe leider keine Zeit. Ich erwarte jemanden zum Essen."
Im dritten Stock ertönte dröhnende Rockmusik und das Aufstampfen von Füßen. Die Disco-Königin übt wieder, entschied Maddy und lief das letzte Stockwerk hoch. Nach einem hastigen Herum-suchen nach ihren Schlüsseln betrat sie ihre Wohnung. Sie hatte noch eine Stunde.
Auf dem Weg in die Küche schaltete sie die Stereoanlage an. Dann schrubbte sie zwei Kartoffeln ab, steckte sie in den Ofen, erinnerte sich sogar daran, ihn anzuschalten, und schließlich kam der frische Salat noch in die Spüle, und der Wasserhahn wurde aufgedreht.
Vielleicht sollte sie etwas sauber machen? Es war nicht mehr abgestaubt worden seit... nun, egal. Man konnte ihre Wohnung ein unordentliches Durcheinander nennen, doch beim besten Willen nicht langweilig.
Die allermeisten Einrichtungsgegenstände waren Broadway-Stü- cke, die günstig verschleudert worden waren. Für Maddy waren es
Erinnerungswerte, sodass sie sich, selbst nachdem das Geld anfing, regelmäßig einzugehen, nicht von ihnen getrennt hatte. Das Sofa mit seinem geschwungenen Rücken und seiner gefährlich harten Polsterung stammte aus einer
durchgefallenen Show, an die Maddy sich nicht einmal mehr erinnern konnte. Doch es hieß, dass es einmal zur Salonausstattung von „My Fair Lady"
gehört hätte. Maddy hatte sich entschlossen, es zu glauben.
Kein einziges Stück passte zum anderen. Es war ein Mischmasch von Stilrichtungen und Farben, ein Durcheinander von Trödel und Pracht, in dem sie sich wohlfühlte.
Die Wände hingen voll mit Postern von
Aufführungen. Und es gab eine Pflanze, einen Philodendron, der in seinem farbenprächtigen Topf am Fenster zwischen
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