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02 - Tanz der Sehnsucht

Titel: 02 - Tanz der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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starrte Roy zur Decke. „Ja, ich denke doch."
    „Gut. Ich auch." Sie ging zu der vom Wohnzimmer abgetrennten Kochnische zurück. „In einer der Schubladen ist ein Korkenzieher. Offnen Sie doch die Flasche, während ich hier fertig mache."
    In der ersten Schublade fand Roy einen Tennisball, einige einzelne Schlüssel und ein paar Fotos, aber keinen Korkenzieher. Als er sich durch die nächste arbeitete, fragte er sich, was er hier überhaupt tat. Im fünften Stock fuhr der Ballettschüler mit seinen Sprüngen fort.
    „Wie mögen Sie Ihr Steak?"
    Roy befreite den Korkenzieher aus einem Wirrwarr schwarzen Drahtes. „Halb durch."
    „Okay." Als Maddy sich bückte, um eine Pfanne aus dem Schrank zu holen, streifte ihre Wange beinahe sein Knie.
    Er zog den Korken aus der Flasche. „Warum haben Sie mich zum Essen eingeladen?"
    Immer noch unten im Schrank kramend, blickte Maddy hoch. „Kein besonderer Grund. Ich habe meistens keinen. Aber wenn Sie gern einen hätten, sagen wir einfach, wegen der Haarbürste?" Endlich erhob sie sich mit der gesuchten zerbeulten Pfanne.
    „Außerdem sehe ich Sie gern an." Sie strich sich ihr Haar zurück, das ihr in die Augen gefallen war.
    „Aber warum sind Sie gekommen?"
    „Ich weiß es selbst nicht."
    „Das macht natürlich alles interessanter. Sie haben vorher noch keine Show finanziert, oder?"
    „Nein."
    „Und ich habe noch nie für einen Finanzier gekocht. Wir sind also quitt." Sie stellte den Salat zur Seite und begann mit der Zubereitung des Steaks.
    „Gläser?"
    „Gläser?", wiederholte sie. Dann fiel ihr Blick auf den Wein. „Oh, in einem der Schränke."
    Resigniert machte sich Roy wieder auf die Suche.

    Er fand Tassen mit abgebrochenen Henkeln, ein nicht zueinanderpassendes Service aus

wunderbarem Porzellan und einige
    Plastikschüsseln. Schließlich
    fand er sogar einen Vorrat von acht Weingläsern, von denen nicht einmal zwei gleich waren. „Sie halten nichts von Gleichförmigkeit?"
    „Nicht unbedingt." Sie nahm das Weinglas von ihm. „Übrigens, eigentlich war das hier nicht als Stehparty gedacht." Sie stieß ihr Glas gegen seines und trank.
    Roy musterte sie über den Rand des Glases. Sie trug immer noch dieses riesige Sweatshirt, und sie war barfuß. Sie strahlte etwas Leichtes, Unbeschwertes und Ehrliches aus. „Sie entsprechen überhaupt nicht dem, was ich erwartet habe."
    „Wie nett. Und was haben Sie erwartet?"
    „Wahrscheinlich schärfere Kanten. Etwas erschöpft, etwas hungrig-"
    „Tänzer sind immer hungrig", entgegnete sie mit einem kleinen Lächeln und drehte sich dann um, um Käse über die Kartoffeln zu reiben.
    „Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es für diese Einladung zwei Gründe gibt. Der erste ist, um aus mir Informationen über die Finanzierung der Show herauszuholen."
    Maddy lachte auf und steckte sich ein paar Käsekrümel in den Mund. „Roy, ich muss an acht Tanznummern denken - vielleicht sogar zehn, falls es Myron in den Sinn kommt -, an sechs Songs und Textzeilen, die ich nicht einmal gezählt habe. Da lasse ich Ihnen und dem Produzenten lieber die finanziellen Belange. Und der zweite Grund?"

    „Um sich an mich heranzumachen."
    Neugierig, nicht schockiert, zog sie die Brauen in die Höhe. Roy musterte sie forschend, mit einem kühlen Lächeln. Ein Zyniker, dachte Maddy, jammerschade. Aber vielleicht hatte er Grund, so zu sein. Und das wäre ein noch größerer Jammer.
    „Machen sich die Frauen normalerweise an Sie heran?"
    Er hatte Verlegenheit, Verärgerung oder wenigstens Lachen erwartet. Stattdessen betrachtete sie ihn mit milder Neugier. „Lassen wir den Punkt, okay?"
    „Ich bin sicher, die Frauen tun es." Sie begann mit der Suche nach einer Gabel, um das Steak umzudrehen.
    „Sie braten ja nur ein Steak!"
    „Ja, für Sie."
    „Essen Sie nichts?"
    „Doch, aber ich esse nie viel kurz gebratenes Fleisch. Es belastet den Organismus zu sehr. Aber ich hoffe, ich bekomme ein paar Bissen von Ihrem."
    Sie gab ihm die Salatschüssel. „Stellen Sie sie auf den kleinen Tisch drüben am Fenster. Wir sind fast fertig."
    Das Essen war gut. Es war sogar ausgezeichnet.
    Nach allem, was er gesehen hatte, waren Roy schon arge Zweifel gekommen. Doch der gemischte grüne Salat hatte ein wohlschmeckend würziges Dressing, auf die dampfenden Kartoffeln war Käse mit Schinken gehäuft, und das Steak war genau richtig, der Wein angenehm trocken.
    Maddy war noch bei ihrem ersten Glas. Sie hatte ein Stück von Roys Steak gegessen und

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