02 - Tanz der Sehnsucht
Wandas zu bringen. „Ich bin glücklich."
„Ich dachte eher, glücklich wegen eines Mannes."
Maddy hob die Braue und betrachtete ihr Gesicht im Spiegel. Sie trug kein Make-up, und ihre Haut hatte einen gesunden Glanz. Ihr Mund war voll und wirkte auch ohne Schminke. Es ist nur ein Jammer, stellte sie wieder einmal fest, dass meine Wimpern nicht so lang und schwarz wie die von Carrie sind.
„Glücklich wegen eines Mannes", wiederholte Maddy genüsslich. „Ich habe tatsächlich einen Mann kennengelernt."
„Na also. Sieht er gut aus, oder ist es ein Buckliger mit Doppelkinn?"
Maddy lachte schallend und legte den Arm um Wandas Schulter. Die besten Freundschaften, dachte sie, werden doch meist sehr schnell geschlossen. „Gute Schultern, sehr gerade. Gut in Schuss. Wahrscheinlich muskulös."
„Wahrscheinlich?"
„Ich habe ihn nicht nackt gesehen."
„Nun, Schätzchen, wo liegt dein Problem?"
„Wir haben bisher nur zusammen gegessen."
Maddy war es gewöhnt, ganz freimütig über sexuelle Dinge zu sprechen. Sogar viel mehr gewöhnt, darüber zu sprechen, als sie auszuüben. „Ich glaube, er war interessiert - auf eine distanzierte Art."
„Dann musst du ihn auf eine nicht distanzierte Art interessiert machen. Er ist doch kein Tänzer?"
„Nein."
„Gut." Wanda ließ ihre Ohrringe ein letztes Mal hin und her schwingen und nahm sie dann ab. „Tänzer sind das Allerletzte als Ehemänner. Ich kenne mich da aus."
„Ich habe nicht gleich ans Heiraten gedacht."
Maddy brach ab. „Warst du etwa mit einem Tänzer verheiratet?"
„Vor fünf Jahren. Wir waren Chorustänzer in
.Pippin'. Es endete damit, dass wir am Premierentag geheiratet haben." Sie gab Maddy die Ohrringe.
„Das Problem war nur, er hatte schon vorm Abspielen der Show vergessen, dass ich seinen Ring am Finger trug."
„Das tut mir leid, Wanda."
„Es war eine Lektion." Sie tat es mit einem Schulterzucken ab. „Stürz dich nicht mit einem glattzüngigen, gut aussehenden Mann in die Ehe. Es sei denn, er ist steinreich", fügte sie hinzu. „Ist das deiner?"
„Ist meiner ... Oh." Maddy zog ihrem Spiegelbild einen Flunsch. „Ich denke schon."
„Dann schnapp ihn dir. Wenn es nicht klappt, dann kannst du deine Tränen wenigstens mit einer hübschen, dicken Abfindung trocknen."
„Ich glaube nicht, dass du so zynisch bist, wie du gern erscheinen willst." Maddy drückte Wandas Schulter freundschaftlich. „Bist du so verletzt worden?"
„Es hat gesessen. Ich habe zumindest das eine gelernt: Eine Ehe funktioniert nur, wenn zwei Menschen sich an die Spielregeln halten. Was hältst du von einem Frühstück?"
„Nein, ich kann nicht." Sie warf einen schnellen Blick unter die Bank, zu ihrem verkümmernden Philodendron. „Ich muss noch etwas abgeben."
„Das da?" Wanda konnte sich eines anzüglichen Grinsens nicht enthalten. „Sieht eher aus, als bräuchte es ein angemessenes Begräbnis."
„Nein", verbesserte Maddy, während sie ihre neuen Ohrringe anlegte. „Das richtig ausgewogene Maß an Fürsorge."
Er hatte nicht aufhören können, an sie zu denken.
Roy war es nicht gewöhnt, sich vom Geschäftlichen ablenken zu lassen, vor allem nicht von einer flatterhaften, exzentrischen Frau mit Neon an der Wand. Wir haben auch nichts gemeinsam, sagte er sich immer wieder. Und es gab nichts an ihr, was ihn anziehen könnte. Es sei denn, man steht auf goldbraune Augen. Oder ein Lachen, das von irgendwoher aus dem Nichts kommt und
stundenlang in einem widerhallt.
Er zog Frauen mit klassischem Stil und elegantem Auftreten vor. Und die würden sich nur mit einem Leibwächter in Maddys Viertel wagen, aber um nichts auf der Welt dort leben. Sie würden auch ganz sicher nicht von dem Fleisch auf seinem Teller knabbern. Die Frauen, mit denen er sich traf, gingen ins Theater, sie spielten nicht in ihm. Sie würden ganz bestimmt keinem Mann erlauben, sie schwitzen zu sehen.
Warum kamen ihm diese Frauen nach einigen kurzen Begegnungen mit Maddy O'Hara entsetzlich langweilig vor? Natürlich waren sie es nicht. Denn er hatte noch nie Verabredungen mit Frauen nur wegen ihres Aussehens getroffen. Er wollte und suchte nach interessanten Gesprächen, ähnlichen Interessen, Humor und Lebensstil. Er könnte während des Dinners Lust darauf haben, über die beeindruckende Aufführung in der Metropolitan und beim Brandy über die klimatischen Bedingungen zum Skilaufen in St. Moritz zu sprechen.
Was er vermied, geflissentlich vermied, waren Frauen aus der Welt
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