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02 - Tanz der Sehnsucht

Titel: 02 - Tanz der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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nach kurzem Zögern.

    „Du weißt, Roy, ich habe mir für dich immer eine Frau wie Madeline O'Hara gewünscht. Eine fröhliche, schöne Frau, die dich glücklich machen könnte."
    „Ich bin glücklich."
    „Du bist immer noch verbittert."
    „Nicht dir gegenüber", fiel ihm Roy ins Wort.
    „Aber deiner Mutter ..."
    „Lass es." Obwohl er ruhig sprach, war die eisige Kälte da. „Das hier hat nichts mit ihr zu tun."
    Es hat nur damit zu tun, dachte Edwin betrübt, als Maddy wieder die Bühne beherrschte. Doch er kannte seinen Sohn zu gut und schwieg darum.
    Edwin konnte die Zeit nicht zurückstellen und den Betrug von damals ungeschehen machen. Und selbst wenn er könnte, würde er es nicht tun, denn dann würde Roy jetzt nicht neben ihm sitzen. Wie konnte er seinen Sohn nur dazu bringen, die eigene Geschichte un- verbittert anzunehmen? Wie konnte er seinem Sohn vermitteln, Vertrauen zu lernen, wo er doch unter einer Lüge geboren worden war?
    Während der weiteren Probe waren Maddys Gedanken zum Teil auf Roy eingestellt. Er beobachtete sie so eindringlich. Es kam ihr vor, als wollte er sich selbst klarmachen, was an ihrer Rolle sie selbst sei. Verstand er denn nicht, dass ihre Arbeit es von ihr verlangte, sich selbst so weit auszuschalten, bis es keine Maddy mehr gab, nur noch eine Mary?
    Sie glaubte Ablehnung, sogar Verärgerung bei ihm feststellen zu können. Wie gern würde sie jetzt einfach von der Bühne springen, um ihm etwas zu versichern, das ihr selbst nicht so ganz klar war.
    Aber er hätte das nicht von ihr gewollt. Zumindest noch nicht. Im Augenblick wollte er alles unverbindlich und sehr, sehr leicht. Nichts Bindendes, keine Versprechungen, keine Zukunft.
    Sie verhaspelte sich und fluchte im Stillen über sich. Sie mussten unterbrechen und die Szene erneut durchgehen.
    Maddy konnte ihm nicht sagen, was sie fühlte. Für eine Frau mit einem offenen Wesen war sogar Schweigen so etwas wie Täuschung. Aber sie konnte es ihm nicht sagen. Konnte ihm nicht sagen, dass sie ihn liebte und ihn vom ersten Moment ihres Kennenlernens an geliebt hatte. Er wollte das nicht hören. Er würde verärgert reagieren, weil er sich nicht von Gefühlen einfangen lassen wollte. Er würde nicht verstehen, dass für sie ein Leben ohne Gefühle bedeutungslos war.
    Vielleicht glaubte er, dass sie ihre Liebe leicht verschenkte. Sicher, das stimmte, aber nicht diese Art von Liebe. Liebe der Familie gegenüber kam natürlich und blieb. Liebe zu Freunden entwickelte sich langsam oder auch schnell, aber ohne innere Zweifel. Sie konnte ein Kind im Park lieben für nichts anderes als für seine Unschuld. Oder einen alten Mann auf der Straße für nichts mehr als für sein Erdulden.
    Doch die Liebe zu Roy schloss alles ein. Diese Liebe war vielschichtig, und sie hatte immer geglaubt, Liebe sei einfach. Liebe brachte Schmerzen, und sie hatte immer gedacht, Liebe bringe Freude. Die Lei
    denschaft war immer da, unterschwellig, wollte sich Bahn brechen. Es machte Maddy unruhig vor Erwartung, wo sie doch sonst immer so

    unbekümmert gewesen war.
    „Lunch, Ladies und Gentlemen. Um zwei geht's weiter mit den zwei Schlussszenen."
    „Es ist also der Finanzier", flüsterte Wanda Maddy ins Ohr.
    „Was ist mit ihm?" Maddy beugte sich vor und ließ ihre Muskeln entspannen.
    „Das ist er, nicht wahr?"
    „Welcher Er?"
    „Der Er." Wanda gab ihr einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken. „Der Er, der dich mit verträumten Augen herumstehen lässt."
    „Ich stehe nicht mit verträumten Augen herum."

Das hoffte sie wenigstens.
    „Das ist er", beharrte Wanda und trollte sich mit einem zufriedenen Lächeln von der Bühne.
    Verdrießlich über sich selbst, ging Maddy die Treppe hinunter in den Zuschauerraum. Dann legte sie ein frisches Lächeln auf. „Roy, schön, dass du gekommen bist." Sie berührte ihn nicht und gab ihm auch nicht den freundschaftlichen Kuss auf die Wange, mit dem sie ihn sonst begrüßte. „Mr.
    Valentine. Ich freue mich, Sie wiederzusehen."
    Edwin umfasste mit seinen beiden großen Händen ihre Hand. „Eine reine Freude, Ihnen bei der Arbeit zuzusehen. Habe ich den Mann etwas von Lunch sagen hören?"
    Sie legte eine Hand auf ihren Magen. „Ja, richtig."
    „Dann begleiten Sie uns doch?"
    „Nun, ich ..." Als Roy nichts sagte, suchte sie nach einer Ausrede.
    „Sie werden mich doch nicht enttäuschen?"
    Edwin ignorierte das Schweigen seines Sohnes und ließ nicht locker. „Hier ist Ihr Revier. Sie kennen doch

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