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02 - Tanz der Sehnsucht

Titel: 02 - Tanz der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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die sechzig zugeht, dann wird es Zeit, alles etwas langsamer anzugehen. Man hat es verdient. Man will sich dann nur noch entspannen und seine schwindenden Jahre genießen."
    „Schwindende Jahre." Sie warf ihr Haar zurück und lächelte ihn schelmisch an. „Schauspieler."
    Er lachte auf, und sie fragte sich, warum Roy nicht auch diese freundlichen, dunklen Augen geerbt hatte. „Ich brauche Jugend um mich, ihre Vitalität.
    Sehen Sie, durch Roy bleibe ich einfach jung. Für mich ist er nicht nur mein Sohn, sondern auch noch dazu mein bester Freund."
    „Er liebt Sie sehr."
    Etwas in ihrem Ton ließ ihn aufmerksam werden.
    „Ja, das tut er. Leider hat er sein Leben in den Dienst der Firma gestellt", fügte er seufzend hinzu.
    „Wahrscheinlich ist das ein Fehler."
    „Er denkt nicht so."
    „Nein? Da bin ich nicht so sicher. Nun, wie dem auch sei, bis zu dieser Show habe ich nicht gewusst, was ich mit meiner Zeit anfangen soll.
    Aber jetzt habe ich es wohl gefunden."
    „Broadway-Fieber?"
    „Genau." Er hatte gewusst, dass sie ihn verstehen würde. Er konnte nur hoffen, sie würde seinen Sohn genauso verstehen lernen. „Sobald dieses Musical läuft, mache ich mich auf die Jagd nach einem anderen. Ich denke, ich habe dafür auch eine Expertin gefunden, die ich um Rat fragen und der ich vertrauen kann."
    Auf seinen fragenden Blick hin nickte sie langsam. „Wenn Sie im Finanziellen guter Engel spielen wollen, werde ich gerne Advocatus Diaboli für Sie sein."
    „Ich wusste, dass ich auf Sie zählen kann. Aber erst einmal wollen wir Ihnen etwas zu essen besorgen."
    Die bisher eher dezente Musik wurde flotter. Und bei einem Potpourri von Broadway-Hits zog Phil Wanda auf die Tanzfläche. Und kurz darauf wirbelten weitere Paare mit eindrucksvollen Tanzdarbietungen herum.
    „Komm, Maddy." Terry ergriff ihre Hand. „Wir können sie alle in den Schatten stellen."
    „Sicher", entgegnete Maddy ungerührt und wollte sich endlich am Büfett bedienen.
    „Wir haben einen Ruf zu verteidigen. Erinnerst du dich noch an die Nummer aus ,Within Reach'?"
    „Das war die größte Pleite, die ich je erlebt habe."
    „So? Nun gut, die Show war ein Reinfall", entgegnete er gleichmütig. „Aber unsere Tanznummern waren toll. Wir haben als Einzige gute Kritiken bekommen. Nun komm schon, Maddy, um der guten alten Zeiten willen."
    Unfähig, ihm zu widerstehen, ließ Maddy sich vorwärtsziehen. Es war eine langsame, sinnliche Tanznummer, die perfektes Taktgefühl und vollkommene Körperbeherrschung verlangte. Die Routine war wieder da, als wäre das Stück heute Nachmittag und nicht vor vier Jahren geprobt worden. Es war, als ob eine abgelegte Akte aufge-schlagen würde und ihr Körper sich erinnerte.
    „Vielleicht war es doch nicht eine solche Pleite", brachte sie schließlich atemlos hervor und lachte, einfach nur aus der Freude heraus.
    „Baby, es war ein Volltreffer!" Ergab ihr einen freundschaftlichen Klaps auf den Po, als die Musik das Tempo änderte und andere Tänzer sie ablösten.
    Roy beobachtete Maddy. Als ihr Blick von seinem angezogen wurde, spürte Maddy eine zusätzliche Hitzewelle, verbunden mit Sehnsüchten und Bedauern. Sie konnte nur an Flucht denken, wandte sich ab und ging hastig hinaus auf die Terrasse.
    Die Luft war warm und schwül. Maddy lehnte sich ans Geländer und ließ die Hitze, die aus dem Boden hochstieg, die Partygeräusche und das Leben der Stadt unter ihr auf sich wirken. Sie fand zu ihrem inneren Gleichgewicht zurück, das eigentlich ihr Wesen ausmachte. Sie durfte begehren, sie durfte wünschen, aber sie würde nicht bedauern.
    Sie wusste, dass Roy hinter ihr auf die Terrasse getreten war, bevor er sprach. Es war falsch von ihr gewesen, ans Weglaufen zu denken, daran zu denken, sich in ihrem Apartment zu verkriechen. Sie konnte sich drehen und wenden, er war es immer noch, den sie wollte.
    „Wenn du möchtest, dass ich gehe, dann sage es mir."
    Typisch, dachte sie, mir die Entscheidung zu überlassen. Sie drehte sich um und sah ihn an.
    „Nein, natürlich nicht."
    Er steckte die Hände in die Taschen und stellte sich vor das Geländer neben sie. „Ich habe dich vermisst."
    „Das habe ich gehofft." Sie sah zum Sternenhimmel auf, zum vollen Mond. Zumindest hatte sie dies, um sich an etwas festzuhalten. „Ich habe mir vorgenommen, heute Abend sehr cool und sehr unbeschwert zu sein. Ich glaube, ich kann das nicht weiter aufrechthalten."
    „Ich habe dich beobachtet, wie du mit meinem Vater getanzt

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