02 - Tanz der Sehnsucht
uns das Gute an unserer Beziehung nicht mit bequemen Lügen bemänteln."
Was sie hinunterschluckte, war nicht Bitterkeit, sondern Verletzt- heit. „Ich habe nicht gelogen, Roy."
Etwas rührte sich tief in ihm, etwas, das ihn warm überflutete. Er erkannte es nicht als eine Aufwallung von Hoffnung, bevor er es wieder zurückdrängte.
„Dann hast du es dir eben eingebildet."
Ihre Stimme war ruhig, wenn auch nicht ganz fest, als sie sprach. „Du kannst es nicht glauben, dass ich dich lieben könnte, habe ich recht?"
„Liebe ist nur ein Wort." Er rollte sich aus dem Bett und griff wieder nach seinem Bademantel. „Es gibt sie, natürlich. Zwischen Vater und Sohn, Mutter und Tochter, Bruder und Schwester. Doch zwi-sehen Mann und Frau gibt es Anziehung, Verliebtheit, sogar Besessenheit. Das kommt und geht, Maddy."
Bewegungslos starrte sie ihn an. „Das glaubst du nicht wirklich."
„Ich weiß es." Er fiel ihr so heftig ins Wort, dass sie zusammenzuckte. Sofort bedauerte er seine Heftigkeit, doch er schluckte das Bedauern hinunter.
„Menschen kommen zusammen, weil sie etwas voneinander wollen. Sie bleiben zusammen, bis sie es erreicht haben. Während sie zusammen sind, machen sie Versprechungen, die sie nicht einzuhalten beabsichtigen, und sagen Dinge, die sie nicht meinen. Das wird allgemein so erwartet. Ich habe keine Erwartun- gen."
Maddy war plötzlich kalt, und sie zog die Decke hoch. Auf Roy machte sie einen schrecklich jungen, kleinen und verletzbaren Eindruck. „Ich habe noch nie einem Mann gesagt, dass ich ihn liebe. Aber das zählt wohl nicht."
Er durfte es nicht dazu kommen lassen. Und er fand keinen Weg, es ihr zu erklären. „Ich will solche Worte nicht, Maddy." Er trat ans Fenster und drehte ihr den Rücken zu. Er sagte nur die Wahrheit. „Ich kann sie nicht zurückgeben."
„Ich frage mich, warum." Entschlossen, nicht zu weinen, legte sie ganz kurz die Hände über die Augen. „Was hast du erlebt, dass du deine Gefühle verschließen musst, Roy? Warum willst du dich auf nichts einlassen? Ich habe gesagt, ich liebe dich."
Ihre Stimme hob sich, als sie es zuließ, dass Ärger ihren Schmerz übermannte. „Ich schäme mich deswegen nicht. Ich habe es nicht gesagt, um dich zu irgendwelchen großartigen Erklärungen zu drängen. Es ist einfach nur die Wahrheit. Du hältst Ausschau nach Lügen, wo es keine gibt."
Du verlierst nicht die Beherrschung, ermahnte sie sich und atmete langsam ein und wieder aus. Aber sie war noch nicht fertig. Sie waren noch nicht fertig.
„Willst du mir weismachen, du hättest soeben nichts gefühlt? Bist du wirklich der Meinung, wir hätten Sex gehabt und nichts mehr?"
Er drehte sich mit einem ausdruckslosen Gesicht um. Der Kampf spielte sich ausschließlich in seinem Innern ab. „Es tut mir leid, ich kann dir nicht mehr bieten. Nimm es oder lass es, Maddy."
Ihre Finger verkrampften sich um die Decke, doch sie nickte. „Ich verstehe."
„Ich brauche einen Kaffee." Er drehte sich auf dem Absatz um und ließ sie allein.
Warum hatte er das Gefühl, als ob alles, was er gesagt hatte, die Gedanken eines anderen, die Worte eines anderen seien? Was war mit ihm los?
Roy stellte heftig den Kessel auf die Herdplatte. Als sie ihm gesagt hatte, sie liebe ihn, hatte ein Teil von ihm darauf gehofft und ihr geglaubt.
Durch sie wurde er zum Narren. Das musste ein Ende haben. Er hatte doch das überzeugende Beispiel gesehen, wie es einem Mann erging, der einer Frau vertraute und ihr sein Leben verschrieb.
Roy hatte sich geschworen, selbst nie in den gleichen Fehler zu verfallen. Maddy konnte daran nichts ändern. Er durfte es nicht zulassen.
Sie könnte tatsächlich glauben, dass sie ihn liebte. Es würde nicht lange dauern, bis sie es widerrief. Und in der Zwischenzeit mussten sie einfach nur vorsichtig weitermachen und sich an die Regeln halten.
Er hörte, wie die Eingangstür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Eine lange Zeit verharrte Roy bewegungslos. Selbst als das Wasser im Kessel kochte, stand er einfach nur da. Er wusste, dieses Mal war sie tatsächlich gegangen. Und er fühlte sich entsetzlich leer.
9. KAPITEL
ir ist es egal, ob du ein gebrochenes Herz auskurieren musst. Du gehst heute Abend zu der Party." Wanda zog das mit den Augen übersäte ehemalige Sweatshirt von Maddy über und betrachtete das Ergebnis kritisch.
„Ich habe gesagt, ich bin müde und nicht in der Stimmung für eine Party."
„Und ich habe gesagt, du schmollst."
Mit
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