02 Titan
sonst noch einen Wunsch?«
»Das Konsulat.«
»Wann?«
»Nächstes Jahr. Exakt zehn Jahre nach meinem ersten. Vollkommen legal.«
»Aber wenn du dich zur Wahl stellen willst, dann musst du die Stadt betreten. Und das bedeutet, dass du dein imperium aufgeben musst. Und sicherlich wirst du einen Triumph abhalten wollen, oder?«
»Natürlich. Der Triumph wird an meinem Geburtstag stattfinden, im September.«
»Aber wie soll das gehen?«
»Ganz einfach. Noch ein Gesetz. Wieder nur ein Satz: ›Der Senat und das Volk von Rom genehmigen hiermit, dass Pompeius Magnus sich in absentia um das Amt des Konsuls bewerben darf.‹ Ein Wahlkampf wird kaum vonnöten sein, denke ich. Die Menschen kennen mich!« Er blickte lächelnd in die Runde.
»Und deine Armee?«
»Aufgelöst und zerstreut. Die Soldaten müssen natürlich noch entschädigt werden. Ich habe mein Wort gegeben.«
Konsul Messalla ergriff das Wort. »Uns ist zu Ohren gekommen, dass du ihnen Land versprochen hast.«
»Das ist richtig.« Sogar Pompeius spürte die Feindseligkeit in dem folgenden Schweigen. »Meine Herren«, sagte er und beugte sich auf seinem thronartigen Stuhl vor, »lasst uns offen sprechen. Ihr wisst, dass ich mit meinen Legionären bis vor die Tore Roms hätte marschieren und alles fordern können, was ich wollte. Aber es ist meine Absicht, dem Senat zu dienen, nicht ihm meinen Willen aufzuzwingen. Genau das wollte ich euch zeigen, deshalb bin ich auf die bescheidenste Art durch ganz Italien gereist. Ihr habt sicher alle gehört, dass ich mich habe scheiden lassen.« Die Senatoren nickten. »Wie wäre es, wenn ich eine Ehe einginge, die mich für immer an den Senat bindet?«
»Ich denke, dass ich für alle spreche«, sagte Cicero vorsichtig und schaute dabei in die Runde seiner Mitsenatoren,
»wenn ich sage, dass der Senat nichts so sehr wünscht, wie mit dir zusammenzuarbeiten, und dass eine Ehe, die dieses Bündnis befördert, äußerst hilfreich wäre. Hast du schon eine Kandidatin ins Auge gefasst?«
»Das habe ich in der Tat. Ich habe mir sagen lassen, dass Cato derzeit eine ziemliche Macht im Senat darstellt. Und Cato hat Nichten und Töchter in heiratsfähigem Alter. Mein Plan sieht vor, dass ich mir eins dieser Mädchen aussuche, und mein ältester Sohn nimmt sich ein anderes.« Er lehnte sich zufrieden zurück. »Und? Was haltet ihr davon?«
»Sehr viel«, erwiderte Cicero, wobei er wieder einen schnellen Blick in die Runde warf. »Ein Bündnis der Häuser Cato und Pompeius sichert den Frieden für eine ganze Generation. Die Popularen werden in Schockstarre verfallen, und alle rechtschaffenen Menschen werden jubeln.« Er lächelte breit. »Glückwunsch zu diesem brillanten Zug, Imperator. Was sagt Cato?«
»Oh, er weiß noch nichts davon.«
Ciceros Lächeln erstarrte. »Du hast dich von Mucia scheiden lassen und deine Verbindungen zur Metellus-Sippe gekappt, um in das Haus Cato einzuheiraten, aber du hast dich noch nicht erkundigt, wie Cato dazu steht?«
»So könnte man es ausdrücken. Warum? Glaubst du, das könnte ein Problem sein?«
»Bei den meisten Männern würde ich sagen, nein, aber bei Cato – nun ja, man kann nie wissen, zu welchen Schlüssen sein unbeirrbarer Gedankenflug gelangt. Hast du schon anderen von deinen Absichten erzählt?«
»Einigen, ja.«
»In diesem Fall möchte ich vorschlagen, Imperator, dass wir unsere Gespräche fürs Erste aussetzen und du so schnell wie möglich einen Boten zu Cato schickst.«
Eine Wolke hatte Pompeius’ bis dahin huldvollen Gesichtsausdruck verdunkelt – offenbar war es ihm nie in den
Sinn gekommen, dass Cato sein Ansinnen ablehnen könnte: wenn ja, dann würde das einem furchtbaren Gesichtsverlust gleichkommen. Er klang etwas verwirrt, als er Ciceros Vorschlag zustimmte. Als wir schließlich gingen, war er schon in dringliche Beratungen mit Lucius Afranius vertieft, seinem engsten Vertrauten. Die Menschenmenge vor der Villa Publica war nicht kleiner geworden. Obwohl Pompeius’ Wachen das Tor nur gerade so weit öffneten, dass wir uns hinauszwängen konnten, hätten sie dem Druck der schiebenden Masse fast nicht standgehalten. Während sich Cicero und die Konsuln durch die Menschenmasse kämpften, wurden sie mit Fragen bombardiert.
»Habt ihr mit ihm gesprochen?«
»Was sagt er?«
»Ist er wirklich ein Gott?«
»Gerade eben war er noch kein Gott«, erwiderte Cicero aufgeräumt. »Allerdings hat nicht mehr viel gefehlt. Er brennt darauf, seinen Sitz im Senat
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