02 - Von dir kann ich nicht lassen
ich heiraten oder
nicht, wie ich es will. Ich werde frei sein. Ich werde tot oder im Gefängnis
oder abtransportiert sein, oder ich werde frei sein. Das sind die Alternativen.
Ich werde niemandes Sklave in der Verkleidung einer Ehefrau sein. Und gewiss
nicht der Ihre.«
Er sah
sie schweigend an. Sie wandte den Blick natürlich nicht ab. Sie war einer der
wenigen Menschen, die er kannte, ob Mann oder Frau, die seinem prüfenden Blick
standhalten konnten. Ihr Kinn war erhoben. Ihr Blick wirkte stählern, ihre
Lippen waren noch immer eine dünne, eigensinnige Linie.
»Ich
hätte sie früher bemerken sollen«, sagte er ebenso zu sich selbst wie zu ihr.
»Die vollkommen kalte Leere in dir. Du bist sexuell leidenschaftlich, aber
wiederum ist Sex eine im wesentlichen fleischliche Angelegenheit. Er berührt
nicht das Herz. Du besitzt die seltsame Fähigkeit, Menschen für dich
einzunehmen. Du vermittelst eine Vorstellung von Zuneigung und
Einfühlungsvermögen. Du kannst aufnehmen und aufnehmen, nicht wahr, wie ein
kaltherziges Wesen, das sich am Blut seines Opfers erwärmt. Man merkt nicht,
dass du praktisch nichts zurückgibst. Jane Ingleby, das uneheliche Kind
irgendeines unbekannten Gentleman, in einem erlesenen Waisenhaus aufgezogen.
Mehr hast du mir nicht gewährt Lügen. Und deinen sirenenhaften Körper.
Ich bin es leid, mit dir zu streiten. Ich habe noch weitere Besuche zu
absolvieren, aber ich werde zurückkommen. Und du wirst bis dahin hier bleiben.«
»Ich
habe dich verletzt«, sagte sie, während sie sich erhob. »Es wird dich freuen zu
hören, dass du deine Rache gehabt hast. Wenn mein Herz zuvor nicht kalt war, so
ist es es zumindest jetzt. Ich habe von meinem ureigensten Selbst gegeben und
gegeben, weil du es dringend brauchtest. Ich bekam keine Chance, selbst zu
suchen, nach dem Trost deines Verständnisses und deines Mitgefühls und deiner
Freundschaft. Es war nicht genug Zeit nur eine Woche, die gestern so jäh
endete. Geh. Ich bin es auch leid. Ich möchte allein sein. Sie fühlen sich
verraten, Euer Gnaden? Nun, ich auch.«
Dieses
Mal hielt er sie nicht auf, als sie sich umwandte und den Raum verließ. Er sah
ihr nach und blieb noch lange Zeit am Fleck stehen.
Sein
Herz schmerzte.
Das
Herz, von dem er nicht gewusst hatte, dass er es besaß.
Er
konnte ihr nicht vertrauen. Er würde ihr nicht vertrauen. Nicht wieder.
Hatte er
sie verraten? Waren es doch Mitgefühl und Freundschaft und Liebe gewesen,
die sie ihm gegeben hatte? Hatte sie beabsichtigt, sich ihm mitzuteilen,
wie er sich ihr mitgeteilt hatte?
Jane.
Lady
Sara Illingsworth.
Ah,
Jane.
Er
verließ den Raum und das Haus. Erst als er einige Entfernung zurückgelegt
hatte, erinnerte er sich, dass er ihr befohlen hatte zu bleiben, bis er
zurückkehrte. Aber sie nahm Befehle nicht sanftmütig entgegen. Er hätte es sie
versprechen lassen sollen. Zum Teufel, er hätte daran denken sollen.
Aber
sie würde das Hausjetzt gewiss nicht verlassen. Sie würde gewiss warten.
Er ging
nicht zurück.
Wenn Lady Webb
überrascht war, als ihr Butler ihr eine Karte auf einem Tablett reichte
und sie, noch bevor sie einen Blick darauf werfen konnte, darüber informierte,
dass der Duke of Tresham unten in der Eingangshalle stünde und die Ehre einiger
Minuten ihrer Zeit erbäte, zeigte sie es nicht, als Jocelyn angekündigt wurde.
Sie erhob sich von einem kleinen Schreibpult, wo sie augenscheinlich damit
beschäftigt gewesen war, Briefe zu schreiben.
»Tresham?«,
sagte sie freundlich.
»Madam.«
Er verbeugte sich tief vor ihr. »Ich danke Ihnen, dass Sie mir ein wenig Ihrer
Zeit gewähren.«
Lady
Webb war eine vornehme Witwe von ungefähr vierzig Jahren, mit der er bekannt
war, wenn auch nicht gut. Sie bewegte sich in zivilisierteren Kreisen als jene,
in denen er üblicherweise verkehrte. Er empfand ihr gegenüber erheblichen
Respekt.
»Nehmen
Sie Platz«, forderte sie ihn auf und deutete auf einen Sessel, während sie sich
auf ein Sofa in der Nähe setzte, »und erzählen Sie mir, was Sie hierher führt.«
»Ich
glaube«, sagte er, während er den angebotenen Sessel annahm, »Sie sind mit Lady
Sara Illingsworth bekannt, Madam.«
Sie hob
die Augenbrauen und betrachtete ihn schärfer. »Sie ist mein Patenkind«, sagte
sie. »Wissen Sie etwas Neues über sie?«
»Sie
war drei Wochen als meine Pflegerin im Dudleyhaus beschäftigt«, sagte er,
»nachdem ich bei einem, eh, Duell einen Schuss ins Bein bekommen hatte. Sie
begegnete mir im Hyde Park,
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