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02 - Von dir kann ich nicht lassen

02 - Von dir kann ich nicht lassen

Titel: 02 - Von dir kann ich nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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sie im
Schoß. Sie erkannte nüchtern, dass ihre Finger vor Anspannung weiß waren. »Ich
habe ihm einen Schlag versetzt. Ich habe Geld genommen. Dessen bin ich
schuldig.«
    »Und
Schmuck?«
    »Ein
Armband«, sagte sie. »Es befindet sich oben in meiner Tasche.«
    Sie
würde keine Erklärungen, keine Entschuldigungen bieten. Sie schuldete ihm jetzt
keine mehr. Gestern wäre es anders gewesen. Er war ihr Freund, ihr Liebhaber
gewesen. jetzt war er gar nichts mehr.
    »Du
hast ihm einen Schlag versetzt«, sagte en »Mit einer Axt? Mit einer Pistole?«
    »Mit
einem Buch«, sagte sie.
    »Mit
einem Buch?«
    »Eine
Ecke des Buches erwischte ihn an der Schläfe«, erklärte sie. »Er blutete und
war benommen. Hätte er sich hingesetzt, wäre vielleicht alles gut geworden.
Aber er kam weiterhin auf mich zu, und als ich zur Seite trat, verlor er das
Gleichgewicht und stieß mit dem Kopf gegen den Kamin. Er war nicht tot. Ich
ließ ihn die Treppe hinauftragen und kümmerte mich selbst um ihn, bis der Arzt
eintraf. Er war noch immer nicht tot, als ich ging, obwohl er bewusstlos war.«
    Nun
hatte sie doch dem Drang zu erklären nachgegeben. Sie betrachtete noch immer
ihre Hände.
    »Er kam
weiterhin auf dich zu«, sagte Jocelyn leise. »Warum kam er zunächst auf dich
zu? Weil er dich beim Stehlen ertappt hatte?«
    »Oh,
dieser Unsinn«, sagte sie verächtlich. »Er wollte mich vergewaltigen.
    An Candleford?« Seine Stimme klang schneidend. »Im Haus seines Vaters? Dessen Mündel?«
    »Sie
waren fort«, berichtete sie, »der Earl und die Countess. Sie waren einige Tage
verreist.«
    »Und
haben dich mit Jardine alleingelassen?«
    »Und
mit einer ältlichen Verwandten als Anstanddame.« Sie lachte bitter auf.
»Cousine Emily mag ihren Portwein. Und sie mag auch Sidney das heißt, mochte Sidney.« Ihr Magen rebellierte unangenehm. »Er machte sie betrunken und
schickte sie früh zu Bett. An diesem Abend waren nur einige seiner Freunde und
seine Dienstboten da.«
    »Die
Freunde haben dich nicht beschützt?«, fragte er. »Und man hätte sich nicht
darauf verlassen können, dass sie bei einer Untersuchung zu Jardines Tod die
Wahrheit gesagt hätten?«
    »Sie
waren alle betrunken«, sagte sie. »Sie feuerten ihn noch an.«
    »Hatte
er keine Angst«, fragte Jocelyn, »vor den Konsequenzen nach der Rückkehr seines
Vaters, wenn er dich vergewaltigt hätte?«
    »Vermutlich
hat er sich darauf verlassen«, sagte sie, »dass ich mich zu sehr schämen würde,
um etwas zu sagen. Er hat sich darauf verlassen, dass ich lammfromm einwilligen
würde, ihn zu heiraten. Und das wäre auch die vom Earl erwählte Lösung gewesen,
selbst wenn ich etwas gesagt hätte. Das wollten sie beide und haben mich
unaufhörlich dazu gedrängt, bis ich beinahe tatsächlich bereit war, auf
beide mit einer Axt loszugehen.«
    »Eine
widerspenstige Braut«, sagte en »Ja, das würde Jardine gefallen. Besonders wenn
sie so schön wie eine goldene Göttin ist. Und Durbury kenne ich nicht so gut,
obwohl ich ihn heute Morgen nicht sehr sympathisch fand. Aber warum hast du
gestohlen, bist davongelaufen und hast dich unter einem Decknamen versteckt und
so den Anschein erweckt, schuldig wie die Sünde zu sein? Es scheint
uncharakteristisch für Jane Ingleby. Aber andererseits gibt es sie ja nicht,
oder?«
    »Ich
habe fünfzehn Pfund genommen«, sagte sie. »Der Earl hatte mir seit dem Tod
meines Vaters eineinhalb Jahre lang keine Geldzuwendungen gegeben. Er sagte
mir, es gäbe in Candleford nichts, wofür man Geld ausgeben könnte. Ich glaube,
er schuldete mir weitaus mehr als fünfzehn Pfund. Und das Armband war das
Hochzeitsgeschenk meines Vaters an meine Mutter. Mama gab es mir auf dem
Totenbett, aber ich bat Papa, es für mich mit allem anderen Familienschmuck im
Safe aufzubewahren. Der Earl hatte sich stets geweigert, es mir zu geben oder
es als meines anzuerkennen. Ich kannte die Kombination des Safes.«
    »Töricht
von ihm«, sagte Jocelyn, »daran nicht gedacht zu haben.«
    »Und
ich bin nicht davongelaufen«, sagte sie. »Ich hatte genug von ihnen allen. Ich
kam nach London, um bei Lady Webb zu bleiben, der engsten Freundin meiner
Mutter und meine Patin. Lord Webb hätte gemeinsam mit dem Cousin meines Vaters,
dem neuen Earl, mein Vormund werden sollen, aber er starb, und vermutlich hat
Papa nicht daran gedacht, jemand anderen zu benennen. Lady Webb war nicht zu
Hause und wurde auch nicht allzu bald zurückerwartet. Darum geriet ich in
Panik. Ich begann zu erkennen,

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