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02 - Von dir kann ich nicht lassen

02 - Von dir kann ich nicht lassen

Titel: 02 - Von dir kann ich nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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dass Sidney vielleicht schwer verletzt und
vielleicht sogar gestorben sein könnte. Ich erkannte, wie die Tatsache, dass
ich das Geld und das Armband genommen hatte, ausgelegt werden könnte. Ich erkannte,
dass wahrscheinlich keiner der Zeugen die Wahrheit sagen würde. Ich erkannte,
dass ich vielleicht tief in Schwierigkeiten steckte.«
    »Und
noch tiefer durch deine Entscheidung«, sagte er, »eine Flüchtige zu werden.«
    »Ja.«
    »Gab es
in Candleford oder der Umgebung niemanden, der dir freundschaftlich zur Seite
stand?«, fragte er.
    »Der
Cousin meines Vaters ist der Earl«, erklärte sie. »Sidney ist ... war ... sein
Erbe. Es gab niemanden, der genügend Macht besessen hätte, mich zu beschützen,
und mein bester Freund war zu einem ausgedehnten Besuch bei seiner Schwester
nach Somersetshire gereist.
    »Er?«
Die Frage wurde mit schwacher Betonung gestellt.
    »Charles«,
sagte sie. »Sir Charles Fortescue.«
    »Dein
Freund?«, fragte er. »Und Verehrer?«
    Sie
schaute zum ersten Mal seit etlichen Minuten zu ihm hoch. Der Schock wich
allmählich. Er hatte kein Recht, sie zu befragen. Sie war nicht verpflichtet,
ihm zu antworten. Sie war nur seine ehemalige Mätresse. Und sie hatte nicht die
Absicht, Bezahlung für die vergangenen anderthalb Wochen anzunehmen oder auch
nur die Kleider mitzunehmen, die er ihr gekauft hatte.
    »Und
Verehrer«, erwiderte sie fest. »Wir wollten heiraten, aber ich darf nicht ohne
das Einverständnis des Earl heiraten, bevor ich fünfundzwanzig bin. Wir hätten
an meinem fünfundzwanzigsten Geburtstag geheiratet.«
    »Aber
jetzt werdet ihr das nicht tun?« Er hob das Lorgnon erneut an, aber Jane würde
sich dadurch nicht einschüchtern lassen. Sie sah ihn weiterhin fest an. »Es
wird ihm nicht gefallen, eine Mörderin zu heiraten, Lady Sara? Wie unfair von
ihm. Und er wird keine gefallene Frau heiraten? Wie ungalant.«
    »Ich werde ihn nicht heiraten«, sagte sie fest.
    »Auch
das ist vollkommen richtig«, sagte er forsch. »Die Gesetze unseres Landes
verbieten Bigamie, Lady Sara.«
    Sie
wünschte wirklich, er würde sie nicht so nennen.
    »Bigamie?«
War Charles jemand anderem begegnet und hatte sie geheiratet?, dachte sie
törichterweise, ohne auch nur innezuhalten, um sich zu fragen, woher der Duke
of Tresham das wissen sollte, selbst wenn es der Wahrheit entspräche.
    »Sir
Charles Fortescue«, sagte er kalt, »wäre es dem Gesetz nach nicht erlaubt,
meine Frau zu heiraten. Es steht zu hoffen, dass es ihm nicht das Herz bricht,
obwohl ich nicht bemerkt habe, dass er in London umhergeeilt wäre und Himmel
und Hölle in Bewegung gesetzt hätte, um dich zu finden und an seine Brust zu
drücken. Und es steht ebenso zu hoffen, dass es dir nicht das Herz bricht,
obwohl ich, offen gesagt, nicht behaupten kann, dass es mich sehr kümmern würde.«
    Jane
sprang auf.
    »Deine
Frau?«, fragte sie, die Augen erstaunt geweitet. »Deine Frau? Was für
ein Unsinn. Du denkst, du bist mir die Heirat schuldig, nur weil du gerade
entdeckt hast, dass ich eigentlich Lady Sara Illingsworth aus Candleford und
nicht Jane Ingleby aus einem Waisenhaus bin?«
    »Ich
hätte es selbst nicht treffender ausdrücken können«, sagte er.
    »Ich
weiß nicht, was Sie für den restlichen Nachmittag geplant haben, Euer Gnaden«,
erwiderte sie, während sie sein kühles, zynisches Gesicht betrachtete und die
ganze Kälte seiner vollkommenen Gleichgültigkeit ihrer Person gegenüber
spürte, »aber ich habe etwas Wichtiges zu erledigen. Ich muss einen Besuch im
Pulteney Hotel absolvieren. Wenn Sie mich entschuldigen wollen.« Sie wandte
sich resolut zur Tür um.
    »Setz
dich«, sagte er ebenso ruhig wie zuvor.
    Sie
fuhr zu ihm herum. »Ich bin keiner Ihrer Dienstboten, Euer Gnaden«, sagte sie.
»Ich bin nicht ...«
    »Setz
dich!« Seine
Stimme klang, wenn möglich, noch ruhiger.
    Jane
stand da und sah ihn einige Augenblicke an, bevor sie den Raum durchschritt,
bis sie fast unmittelbar vor ihm stand.
    »Ich
wiederhole«, sagte sie, »dass ich keiner Ihrer Dienstboten bin. Wenn Sie mir
noch mehr zu sagen haben, dann sagen Sie es ohne diese lächerliche Pose. Meine
Ohren funktionieren auch ausgezeichnet, wenn ich stehe.«
    »Sie
treiben meine Geduld auf die Spitze, Madam«, sagte er, die Augen bedrohlich
verengt.
    »Und
meine wurde bereits über die Spitze hinaus getrieben, Euer Gnaden«,
erwiderte sie und wandte sich erneut zur Tür.
    »Lady
Sara.« Seine frostige Stimme ließ sie mitten im Schritt innehalten.

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