Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 - Von dir kann ich nicht lassen

02 - Von dir kann ich nicht lassen

Titel: 02 - Von dir kann ich nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
Vom Netzwerk:
erbleichte sichtlich und erstarrte. Es war unverkennbar, dass sie gerade
einen ernsthaften Schock erlitten hatte, dass sie bis zu diesem Augenblick
nichts von den beiden bevorstehenden Duellen gewusst hatte. Aber sie war
offensichtlich aus hartem Holz geschnitzt. Sie riss sich zusammen, noch während
Jane sie beobachtete, und begann, sich erneut Luft zuzufächeln.
    »Ich
schätze mich glücklich, Brüder zu haben, die meine Ehre verteidigen, Lady
Sara«, erwiderte sie kalt. »Was wollen Sie? Dass ich sie zurückrufe und Ihren
Geliebten rette? Sie wären vielleicht besser bedient, wenn er bei einem Duell
stürbe. Das würde sie vor der Schmach bewahren, wie ein schmutziges
Kleidungsstück abgelegt zu werden, wenn er mit Ihnen fertig ist. Das tut
Tresham seinen Gespielinnen zwangsläufig an.«
    Jane
betrachtete sie kalt und unbewegt. »Sie werden mich nichtvon dem
ablenken, was zu erklären ich Sie aufgefordert habe, Lady Oliver«, sagte sie.
»Der Duke of Tresham war niemals Ihr Geliebter. Aber er war stets ein
Gentleman. Er wird eher sterben, als einer Lady zu widersprechen und sie
öffentlich zu demütigen. Die Frage ist, Madam, sind Sie eine Lady? Werden sie
zulassen, dass Gentlemen leiden und vielleicht sterben müssen, weil eine Lüge
Ihrer Eitelkeit eher dient als die Wahrheit?«
    Lady
Oliver lachte. »Hat er Ihnen das erzählt?«, fragte sie. »Dass er niemals mein
Geliebter war? Und Sie haben ihm geglaubt? Arme Lady Sara. Sie haben Ihre
Naivität noch nicht verloren. Ich könnte Ihnen Dinge erzählen ... Aber egal.
Haben Sie mir sonst noch etwas zu sagen? Sonst wünsche ich Ihnen einen guten
Abend. Freunde erwarten mich.«
    »Sie
werden ein wenig beneidenswertes Leben vor sich haben«, belehrte Jane sie,
»wenn auf Grund Ihrer Lüge tatsächlich jemand getötet wird. Ein Leben,
währenddessen Ihr Gewissen Sie jeden einzelnen Tag und auch jede einzelne Nacht
plagen wird. Sie werden dem nicht einmal im Schlaf entrinnen können. Mein
Kompliment, dass Sie ein Gewissen zu besitzen glauben, dass Sie glauben, eher
eitel als verderbt zu sein. Ich werde Ihnen keinen guten Abend wünschen. Ich
hoffe, dass es kein guter Abend für Sie wird. Ich hoffe, dass Sie von den
Vorstellungen dessen gepeinigt werden, was während des einen oder des anderen
dieser beiden Duelle geschehen könnte. Und ich hoffe, dass Sie, bevor es zu
spät ist, das Einzige tun werden, was Ihnen vielleicht den Respekt von
Ihresgleichen zurückbringen könnte.«
    Sie
beobachtete, wie Lady Oliver ihren Fächer zuschnappen ließ und in den Musikraum
davonrauschte. Und dann wandte sie den Kopf und sah Angeline am Arm ihres
Bruders und Lady Webb an dem des Viscount Kimble, die darauf warteten, sie in
ihre Mitte nehmen zu können.
    »Komm,
Sara«, sagte Tante Harriet, »es ist an der Zeit, nach Hause zu gehen. Ich bin
von so viel vergnüglicher Unterhaltung gänzlich erschöpft.«
    »Ich
werde mir das Vergnügen gönnen, Sie beide zu Ihrer Kutsche hinaus zu begleiten,
Madam«, verkündete Viscount Kimble.
    Lady
Angeline trat vor und umarmte Sara fest. Untypischerweise sagte sie nichts.
    Aber
Lord Ferdinand sagte: »Ich werde Ihnen morgen früh meine Aufwartung machen,
Lady Sara.«
    Um ihr
zu sagen, ob Jocelyn lebte oder tot war.
    Jocelyn glaubte,
die Nacht würde niemals enden. Aber sie endete natürlich doch nach
endlosen Stunden unruhigen Schlafes, lebhafter, absonderlicher Träume und
langen Phasen des Wachseins. Es war merkwürdig, wie anders als alle früheren
Duelle er dieses empfand. Abgesehen von einem leichten Anflug nervöser
Aufgeregtheit bei jenen anderen Gelegenheiten, konnte er sich nicht erinnern,
dabei beeinträchtigte Nächte durchlebt zu haben.
    Er
stand früher als nötig auf und schrieb einen langen Brief, der im Falle, dass
er nicht zurückkäme überbracht werden sollte. Nachdem er ihn versiegelt und
seinen Siegelring in das weiche Wachs gedrückt hatte, hob er ihn an die Lippen
und schloss kurz die Augen. Er hatte sie noch einmal in seinen Armen gehalten.
Aber er hatte kein einziges Wort herausgebracht. Er hatte befürchtet, völlig
zusammenzubrechen, wenn er es versucht hätte. Er hätte es nicht so ausdrücken
können, wie es die Situation erfordert hätte. Er hatte darin keine Erfahrung.
    Es war
eine merkwürdige Ironie des Schicksals, die Liebe gefunden zu haben, wo ihm
doch dieser Morgen bevorstand. Und der morgige Vormittag, wenn er den heutigen
Tag überlebte.
    Es war
merkwürdig, die Liebe überhaupt gefunden zu haben, wo er

Weitere Kostenlose Bücher