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02 - Von dir kann ich nicht lassen

02 - Von dir kann ich nicht lassen

Titel: 02 - Von dir kann ich nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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kamen
sie vielleicht schon zu spät. Sie lauschte angespannt auf das Geräusch von
Schüssen, das ihren angestrengten Atem und Lady Olivers Schluchzen übertönt
hätte.
    Es war
der richtige Platz. Sie konnten die versammelten, schweigenden Zuschauer sehen,
sobald sie durch die Bäume gestolpert waren.
    Es
konnte nur einen Grund für ihr Schweigen geben!
    Reverend
Josiah Forbes und der Duke of Tresham, beide nur mit Hemd, Pantalons und
Stulpenstiefeln bekleidet, schritten mit einander zugewandten Rücken
voneinander fort, die Pistolen gen Himmel gerichtet. Dann blieben sie stehen
und wollten sich gerade umwenden, um Ziel zu nehmen.
    »Stop!«,
schrie Jane. »STOP!« Sie kam jäh zum Stehen, und presste beide Fäuste auf den
Mund.
    Lady
Oliver schrie und stolperte vorwärts.
    Beide
Gentlemen hielten in ihrer Bewegung inne. Jocelyn entdeckte Jane sofort, ohne
sich umzuwenden oder die Pistole zu senken. Sein Blick suchte über die
Entfernung hinweg ihren. Reverend Forbes wandte sich um und senkte, grimmig die
Stirn runzelnd, die Pistole.
    »Gertrude!«,
brüllte er. »Geh weg von hier. Dies ist kein Ort für eine Frau. Ich werde mich
später um dich kümmern.«
    Lord
Oliver, der sowohl aufgeregt als auch verlegen wirkte, trat aus der
Zuschauermenge hervor, um den Arm seiner Frau zu ergreifen und sie energisch
fortzuziehen. Aber sie riss sich los.
    »Nein!«,
erklärte sie. »Ich habe etwas zu sagen.«
    Jane,
die Jocelyns Blick standhaft erwiderte, hörte nichtsdestotrotz aufmerksam zu.
Sie erkannte rasch, dass Lady Oliver beschlossen hatte, die Rolle der tapferen
Märtyrerin zu spielen und ihren Ruf dem Leben ihres geliebten Bruders zu
opfern. Aber das war unwichtig. Zumindest tat sie jetzt, was sie schon damals
hätte tun sollen vor der Begegnung zwischen ihrem Mann und dem Duke of
Tresham.
    Seltsam,
dachte Jane ruhig. Hätte Lady Oliver von Anfang an das Richtige getan, wäre sie
selbst Jocelyn niemals begegnet. Wie zerbrechlich die Momente des Zufalls
waren, von denen der gesamte Verlauf des Lebens abhing.
    »Du
darfst Tresham nicht erschießen, Josiah«, beschwor Lady Oliver ihn. »Und Samuel
auch nicht. Er hat nichts Unrechtes getan. Es war niemals etwas zwischen ihm
und mir. Ich wollte es, aber er wollte nichts von mir wissen. Ich wollte der
Grund für ein Duell sein es erschien mir großartig und romantisch. Aber
ich hatte Unrecht und will es nun eingestehen. Ihr dürft keinen Unschuldigen
erschießen. Ihr würdet für den Rest eures Lebens Schuld auf euer Gewissen
laden. Und ich ebenfalls.«
    »Selbstjetzt
willst du deinen Geliebten noch schützen, Gertrude?«, fragte Reverend Forbes.
    »Du
kennst mich besser«, erwiderte sie. »Wenn es wahr wäre, würde ich mich nicht so
vor Publikum beschämen. Ich habe einfach beschlossen zu tun, was richtig ist.
Wenn du mir noch immer nicht glaubst, dann sprich mit Lady Sara Illingsworth,
die heute Morgen mit mir gekommen ist. Sie war Zeugin der Brüskierung durch
Tresham, als ich ihn nach dem letzten Duell aufsuchte. Er war niemals mein
Geliebter. Aber er war zu sehr Gentleman, um mich eine Lügnerin zu nennen.«
    Jocelyn,
der sich noch immer nicht gerührt hatte, ließ Janes Blick nicht los. Aber
selbst über die Entfernung hinweg konnte sie erkennen, wie er spöttisch eine
Augenbraue hob. Sie bemerkte, dass sie die Fäuste noch immer auf den Mund
gepresst hielt.
    Reverend
Josiah Forbes schritt über den Rasen auf seinen Duellgegner zu. Jocelyn wandte
sich schließlich um und senkte die Pistole.
    »Anscheinend
war ich im Irrtum, Tresham.« Reverend Forbes sprach noch immer mit seiner
Kanzelstimme. »Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen und ziehe meine Forderung
zurück. Wenn Sie natürlich das Gefühl haben, Groll gegen mich zu hegen, werden
wir diese Begegnung fortführen. Meine Familie ist immerhin für einen
unehrenhaften Anschlag auf Ihre Ehre verantwortlich.« Jane vermutete, dass er
drei seiner Brüder ernsthaft für den Zwischenfall mit Lord Ferdinands Karriole
zur Rechenschaft gezogen hatte.
    »Ich
glaube«, erwiderte Jocelyn träge seufzend, »diese nichtige Angelegenheit wurde
bereits geahndet, Forbes. Und was dies betrifft, so haben Sie nur getan, was
ich auch für meine Schwester tun würde.« Er wechselte die Pistole in die linke
Hand und streckte die rechte aus.
    Die
Zuschauer schienen einen gemeinsamen Seufzer auszustoßen, als die beiden Männer
einander die Hände schüttelten. Und dann trat Captain Samuel Forbes vor, um
sich ebenfalls zu entschuldigen

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