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02 - Von dir kann ich nicht lassen

02 - Von dir kann ich nicht lassen

Titel: 02 - Von dir kann ich nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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doch nicht an ihre
Existenz geglaubt hatte. Wo er die Ehe doch, selbst mit ihr, als eine Falle
angesehen hatte.
    Er
klingelte nach seinem Kammerdiener.
    Jane hatte nicht
geschlafen. Sie hatte es versucht, aber sie hatte wach gelegen, zu dem
umschatteten Baldachin über ihrem Kopf geschaut, sich verwirrt gefühlt und
Übelkeit empfunden. Letztendlich war es leichter gewesen aufzustehen, sich
anzuziehen und sich auf dem Fenstersitz ihres Schlafzimmers zusammenzukauern,
abwechselnd ihre erhitzten Wangen an der Fensterscheibe zu kühlen und sich
wärmesuchend in ein Umhängetuch aus Kaschmir zu kuscheln.
    Sie
hätte etwas sagen sollen. Warum hatte sie geschwiegen, wo es doch so vieles zu
sagen gab? Aber sie kannte die Antwort. Für die tiefsten Empfindung des Herzens
gab es keine Worte.
    Was
wäre, wenn er sterben sollte?
    Jane
erschauderte in ihrem Umhängetuch und biss die, Zähne fest aufeinander, damit
sie nicht klapper
    Er
hatte vier Duelle ohne tödliche Verletzung überstanden. Gewiss konnte er auch
noch zwei weitere überleben. Aber die Umstände sprachen gegen ihn. Und Lord
Ferdinand, der Janes entschlossener Befragung bei ihrer Ausfahrt in den Park
nicht hatte standhalten können, hatte ihr nicht nur Ort und Zeit der Begegnung
verraten, sondern auch die Tatsache, dass Reverend Josiah Forbes, trotz seines
Berufes, kaltblütig war und zudem ein tödlicher Schütze.
    Janes
Gedanken wurden von einem Kratzen an ihrer Tür unterbrochen. Sie sah erschreckt
hin. Es war sehr früh am Morgen. Die Tür öffnete sich leise, und ihr
Dienstmädchen schaute vorsichtig zum Bett.
    »Ich
bin hier«, sagte Jane.
    »Oh,
Mylady«, sagte das Mädchen, ins Halbdunkel spähend, »verzeihen Sie, aber unten
wartet eine Lady, die darauf besteht, mit Ihnen zu sprechen. Sie hat Mr Ivy
geweckt und er mich. Sie akzeptiert kein Nein.«
    Jane
sprang auf, ihr Magen rebellierte, und ihr war schwindelig.
    »Wer
ist sie?«, fragte sie. Sie wusste, wer es sein musste, aber sie wagte es nicht
zu hoffen. Außerdem war es zu spät. Bestimmt war es zu spät.
    »Lady
Oliver, Mylady«, erwiderte ihr Dienstmädchen.
    Jane
hielt nicht inne, um ihre Erscheinung zu überprüfen. Sie stürmte mit wenig
damenhafter Eile aus dem Raum und die Treppe hinab.
    Lady
Oliver schritt in der Eingangshalle auf und ab. Als Jane in Sicht kam, schaute
sie auf und eilte zum Fuß der Treppe. Jane konnte ihre Aufregung im frühen, nur
von wenigen Kerzen verstärkten Dämmerlicht, deutlich erkennen.
    »Wo
sind sie?«, forderte Lady Oliver zu wissen. »Wo treffen sie sich? Wissen Sie
es? Und wann?«
    »Im
Hyde Park«, sagte Jane. »Um sechs Uhr.«
    »Wo im
Hyde Park?«
    Jane
konnte nur vermuten, dass es derselbe Platz wie zuvor wäre. Aber wie konnte sie
genau erklären, wo das war? Der Hyde Park war groß. Sie schüttelte den Kopf.
    »Warum?«,
fragte sie. »Gehen Sie dorthin?«
    »Ja«,
antwortete Lady Oliver. »Oh, rasch, rasch. Sagen Sie mir wo.«
    »Ich
kann nicht«, sagte Jane. »Aber ich kann es Ihnen zeigen. Besitzen Sie eine
Kutsche?«
    »Vor
der Tür.« Lady Oliver deutet hinaus. »Zeigen Sie es mir. Oh, rasch. Holen Sie
schnell Mantel und Hut.«
    »Dazu
ist keine Zeit«, erwiderte Jane, eilte an ihrer Besucherin vorbei und ergriff
im Lauf deren Ärmel. »Es muss schon nach fünf Uhr sein. Kommen Sie!«
    Lady
Oliver musste nicht gedrängt werden. Innerhalb einer Minute saßen sie in deren
Kutsche und waren auf dem Weg zum Hyde Park.
    »Wenn
er sterben sollte ...« Lady Oliver tupfte sich mit einem Taschentuch die Nase.
    Er
durfte nicht sterben. Er durfte nicht. Es war noch zu viel Leben zu bestehen.
Oh, er durfte nicht sterben.
    »Er war
stets der netteste der Brüder«, fuhr Lady Oliver fort, »und stets freundlicher
zu mir als die anderen. Er war der Einzige, der mit mir spielte und mir als
Mädchen erlaubte, ihm überallhin zu folgen. Er darf nicht sterben. Oh, kann
dieser elende Kutscher nicht schneller fahren?«
    Schließlich
trafen sie im Park ein, aber die Kutsche konnte nicht ganz bis zu dem
abgelegenen' Grasstreifen jenseits der Bäume gelangen. Der Kutscher, von seiner
Herrin laut gescholten, ließ eilig die Stufen herab, und Lady Oliver, die in
Mantel und Hut und Handschuhen angemessen ehrbar wirkte, fiel beinahe heraus,
gefolgt von einer barköpfigen Jane in Morgenrock, Umhängetuch und Hausschuhen.
    »Hier
entlang!«, rief Jane und lief los. Sie war sich natürlich nicht sicher.
Vielleicht war es nicht der richtige Platz. Und selbst wenn er es war,

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