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02 - Von dir kann ich nicht lassen

02 - Von dir kann ich nicht lassen

Titel: 02 - Von dir kann ich nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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zerstören.«
    »Unsinn!«,
erwiderte er.
    Und
dann erkannte Jane zu ihrem Entsetzen, warum sie ihn plötzlich nur noch
verschwommen sah. Ein hilfloses Schluchzen brach sich in dem Moment Bahn, als
sie erkannte, dass ihr Tränen in den Augen standen.
    »Gütiger
Himmel!«, rief er aus und klang erschreckt. »Bedeutet Ihnen das scheußliche
Ding so viel?«
    »Sie
gehört mir!«, sagte sie hitzig, aber mit jämmerlich unsicherer Stimme. »Ich
habe sie zusammen mit einer weiteren erst vor zwei Tagen gekauft und dafür mein
ganzes Geld ausgegeben. Ich werde nicht zulassen, dass Sie sie zu Ihrer
Belustigung zerschneiden. Sie sind ein gefühlloser Tyrann.«
    Trotz
des Zorns und der gespielten Tapferkeit ihrer Worte, weinte und schluchzte sie
ganz erbärmlich. Sie wischte sich mit der Haube über ihre nassen Wangen und sah
ihn finster an.
    Er
erwiderte ihren Blick eine Zeit lang. »Es geht gar nicht um die Haube, nicht
wahr?«, sagte er schließlich. »Es geht darum, dass ich Sie gezwungen habe, mit
einer Horde männlicher Besucher in diesem Raum zu bleiben. Ich habe ihre
Gefühle verletzt, Jane. Vermutlich herrschte im Waisenhaus Geschlechtertrennung,
nicht wahr?«
    »Ja«,
sagte sie.
    »Ich
bin müde«, sagte er jäh. »Ich glaube, ich werde versuchen zu schlafen. Sie
brauchen mir hier nicht beim Schnarchen zuzuhören. Gehen Sie auf Ihr Zimmer und
bleiben Sie bis zum Abendessen dort. Kommen Sie heute Abend wieder zu mir.«
    »Ja,
Euer Gnaden«, sagte sie und wandte sich von ihm ab. Sie konnte sich nicht
bedanken, auch wenn sie erkannte, dass er ihr auf seine Art eine Freundlichkeit
erwiesen hatte. Sie glaubte nicht, dass er zu schlafen wünschte. Er hatte
lediglich ihr Bedürfnis erkannt, allein zu sein.
    »Miss
Ingleby«, sagte er, als sie die Tür erreichte. Sie schaute nicht zurück.
»Erzürnen Sie mich nicht wieder. In meinen Diensten werden sie keine Haube tragen.«
    Sie
schlüpfte leise aus dem Raum und lief dann die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf,
wo sie die Tür dankbar vor der Welt verschloss und sich aufs Bett warf. Mit
einer Hand umklammerte sie noch immer fest die Haube.
    Er
war tot.
    Sidney
Jardine war gestorben und es gab keine Möglichkeit, irgend jemandem auf dieser
Welt glaubhaft zu erklären, dass sie ihn nicht getötet hatte.
    Sie
ergriff mit der freien Hand die Bettdecke und presste das Gesicht auf die
Matratze.
    Er
war tot.
    Er war
verachtenswert gewesen und sie hatte ihn mehr gehasst, als jemanden hassen zu
können sie jemals für möglich gehalten hatte. Aber sie hatte nicht gewollt,
dass er starb. Oder auch nur verletzt würde. Es war eine reine Reflexhandlung
von ihr gewesen, das schwere Buch zu ergreifen, wie auch der reine, instinktive
Selbsterhaltungstrieb, ihm damit auf den Kopf zu schlagen. Nur hatte sie eher
mit dem dicken Wälzer ausgeholt, als ihn anzuheben und flach abzusenken, da er
so schwer gewesen war. Eine spitze Ecke hatte ihn dabei an der Schläfe
erwischt.
    Er war
nicht gestürzt, sondern hatte die Wunde betastet, auf seine blutigen Finger
hinabgeschaut, gelacht, sie eine Xanthippe genannt und war auf sie zugekommen.
Aber sie war ausgewichen. Er hatte das Gleichgewicht verloren, als er sich auf
sie stürzen wollte, und war gegen den Marmorkamin gefallen, wobei er sich
geräuschvoll die Stirn angeschlagen hatte, als er zu Boden ging. Dann hatte er
still gelegen.
    Es
hatte mehrere Zeugen der ganzen schäbigen Szene gegeben, von denen vermutlich
von keinem zu erwarten stand, dass er wahrhaft aussagen würde, was geschehen
war. Und die zweifellos alle eifrig einen  Meineid leisten würden, indem sie
aussagten, sie sei beim Stehlen ertappt worden. Das Edelstein besetzte
Goldarmband, das diese Anschuldigungen scheinbar bestätigen könnte, befand sich
noch immer unten in ihrer Reisetasche. Alle anwesenden Menschen waren Sidneys
Freunde. Keiner davon war mit ihr befreundet. Charles Sir Charles
Fortescue, ihr Nachbar, Freund und Verehrer war nicht zu Hause gewesen.
Wobei er ohnehin nicht zu dieser besonderen Gesellschaft eingeladen worden
wäre.
    Sidney
war nach dem Sturz nicht tot, obwohl jedermann sonst im Raum das dachte. Sie
hatte sich ihm auf zitternden Beinen und mit rebellierendem Magen genähert.
Sein Puls hatte stetig geschlagen. Sie hatte einige Dienstboten herbeigerufen
und ihn in sein Zimmer hinauftragen lassen, wo sie sich selbst um ihn gekümmert
und seine Wunden gesäubert hatte, bis der Arzt eingetroffen war, der auf ihren
Befehl hin gerufen worden war.
    Aber er
war die

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