Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 - Von dir kann ich nicht lassen

02 - Von dir kann ich nicht lassen

Titel: 02 - Von dir kann ich nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
Vom Netzwerk:
Schönheit. Ich war bereits sechzehn Jahre alt, als ich
begriff, wer sie war.«
    Er
hatte stets vorgehabt, das Cottage niederreißen zu lassen, hatte es aber bisher
nicht getan. Es war nun unbewohnt, und er hatte seinem Verwalter spezielle
Anweisungen gegeben, keinen einzigen Farthing für die Instandhaltung zu
verwenden. Dann würde es mit der Zeit aus reiner Vernachlässigung zerfallen.
    »Es tut
mir Leid«, sagte sie erneut, als wäre sie persönlich für den Mangel an
Geschmack seines Vaters bei der Unterbringung seiner Mätressen oder
zumindest einer Mätresse auf dem eigenen Anwesen, wo auch seine Kinder
lebten, verantwortlich. Aber Jane wusste nicht einmal die Hälfte von allem, und
er würde sie nicht darüber aufklären.
    »Sie
sehen, ich muss vielen Erwartungen entsprechen«, sagte er. »Aber ich glaube,
ich leiste einen ausreichenden Beitrag dazu, den Familienruf fortbestehen zu
lassen.«
    »Sie
müssen sich nicht zwangsläufig an der Vergangenheit orientieren«, belehrte sie
ihn. »Niemand muss das. Man wird vielleicht davon beeinflusst, ja, und
vielleicht fast übermächtig dazu verlockt, demgemäß zu leben. Aber nicht
gezwungen. jedermann besitzt einen freien Willen, Sie noch mehr als die meisten
anderen. Sie besitzen den Rang, den Reichtum und den Einfluss, Ihr Leben auf
Ihre eigene Art zu führen.«
    »Was,
meine kleine Moralistin«, erwiderte er sanft, während er sie erneut aus
schmalen Augen ansah, »genau das ist, was ich tue. Außer natürlich im Moment.
Diese Untätigkeit ist mir verhasst. Aber vielleicht ist es eine passende Strafe
dafür, meinen Sie nicht, dass ich mein Vergnügen im Bett einer verheirateten
Frau gesucht habe.«
    Sie
errötete und blickte zu Boden.
    »Reicht
es bis zu Ihrer Taille?«, fragte er. »Oder sogar noch weiter?«
    »Mein
Haar?« Sie hob den Blick wieder und sah ihn bestürzt an. »Es ist nur Haar. Bis
unterhalb meiner Taille.«
    »Nur
Haar«, murmelte er. »Nur gesponnenes Gold. Nur die Art magisches Gespinst, in
das sich jeder Mann freudig und hoffnungslos einfangen und verstricken lassen
würde, Jane.«
    »Derlei
Vertraulichkeiten habe ich Ihnen nicht erlaubt, Euer Gnaden«, sagte sie steif.
    Er
kicherte. »Warum. lasse ich mir Ihre Unverschämtheiten nur gefallen?«, fragte
er sie. »Sie sind mein Dienstmädchen.«
    »Aber
nicht Ihre vertraglich verpflichtete Sklavin«, sagte sie. »Ich kann aufstehen
und durch diese Tür hinausgehen, ohne zurückzukommen, wann immer ich will. Die
wenigen Pfund, die Sie mir für drei Wochen Dienst bezahlen, geben Ihnen nicht
das Recht, über mich zu bestimmen. Und sie sind auch keine Entschuldigung
dafür, mit lüsterner Absicht über mein Haar zu sprechen. Und Sie können nicht
leugnen, dass ihre Worte darüber und die Art, wie sie es betrachtet haben,
anzüglich waren.«
    »Das
werde ich gewiss nicht leugnen«, stimmte er ihr zu. »Ich versuche stets, die
Wahrheit zu sagen, Miss Ingleby. Gehen Sie und holen Sie das Schachbrett aus
der Bibliothek. Wir werden sehen, ob Sie mir heute Abend ein anständiges Spiel
bieten können. Und sagen Sie Hawkins auf dem Weg, er solle den Brandy bringen.
Ich bin so ausgetrocknet wie eine verdammte Wüste.«
    »Ja,
Euer Gnaden.« Sie erhob sich nur allzu bereitwillig.
    »Und
ich würde Ihnen raten«, sagte er, »mich nicht wieder als unverschämt zu bezeichnen,
Miss Ingleby. Irgendwann sinne ich auf Rache.«
    »Aber
Sie sind ans Sofa gefesselt«, sagte sie, »und ich kann jederzeit gehen. Ich
glaube, das verschafft mir einen gewissen Vorteil.«
    Ein
Mal, dachte er, als sie durch die Tür entschwand zumindest ein Mal
während der verbleibenden zwei Wochen ihrer Anstellung , würde er bei
Miss Jane Ingleby das letzte Wort haben. Er konnte sich nicht erinnern, bei
jemandem, ob Mann oder Frau, irgendwann während der letzten zehn Jahre nicht das letzte Wort gehabt zu haben.
    Aber er
war erleichtert, dass ihre Unterhaltung wieder normale Züge angenommen hatte,
bevor sie gegangen war. Er konnte sich nicht recht erklären, wie sie den Spieß
ihm gegenüber umgedreht hatte. Er hatte versucht, etwas über sie aus ihr herauszubekommen,
was damit geendet hatte, dass letztendlich er ihr Dinge aus seiner
Kindheit und Jugend erzählt hatte, an die er nicht einmal denken wollte,
geschweige denn sie mit einem anderen Menschen teilen.
    Er
hätte ihr beinahe sein Herz ausgeschüttet.
    Er zog
es vor zu glauben, er habe keines.

Kapitel 7
    »Kommen Sie her«,
sagte der Duke of Tresham wenige Tage später zu Jane,

Weitere Kostenlose Bücher