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02 - Von dir kann ich nicht lassen

02 - Von dir kann ich nicht lassen

Titel: 02 - Von dir kann ich nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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Schwester aufgewachsen. Sie sind im Alter von ungefähr
zwanzig Jahren nach London gekommen wenn ich richtig vermute, zweifellos mit
dem Traum, ihr Glück zu machen, kennen aber niemanden. Wie können Sie da nicht
einsam sein?«
    Sie
legte das Buch auf den kleinen Tisch neben sich und verschränkte die Hände im
Schoß. »Alleinsein ist nicht immer mit Einsamkeit gleichzusetzen«, sagte sie.
»Nicht wenn man lernt, sich selbst und seine eigene Gesellschaft zu mögen. Vermutlich
kann man sich auch mit Mutter und Vater und Brüdern und Schwestern einsam
fühlen, wenn man sich im Grunde selbst nicht mag. Wenn man selbst der Ansicht
ist, dass man deren Liebe nicht wert ist.«
    »Wie
Recht Sie haben!«, fauchte er augenblicklich verärgert.
    Dann
erkannte er jäh, dass sie ihn mit ihren ruhigen, sehr blauen Augen fest ansah.
    »Ist es
das, was Ihnen widerfahren ist?«, fragte sie.
    Als ihm
bewusst wurde, was genau sie gefragt hatte, und wie persönlich ihre Frage war,
empfand er solchen Zorn, dass es ihm auf der Zunge lag, sie für diesen Abend zu
entlassen. Ihre Unverschämtheit kannte keine Grenzen. Aber eine Unterhaltung
war natürlich eine zweiseitige Angelegenheit, und er war es gewesen, der das
Gespräch begonnen hatte.
    Er
unterhielt sich niemals, nicht einmal mit seinen männlichen Freunden. Nicht
über persönliche Dinge. Er sprach niemals über sich selbst.
    War es
das, was ihm widerfahren war?
    »Ich
habe Angeline und Ferdinand stets ziemlich gemocht«, sagte er achselzuckend.
»Wir haben uns oft gestritten, wie es vermutlich die meisten Geschwister tun,
obwohl wir durch die Tatsache, dass wir Dudleys waren, zweifellos ein wenig
ungestümer und streitsüchtiger waren als die meisten anderen. Wir haben auch
gespielt und gerieten gemeinsam in Schwierigkeiten. Ferdinand und ich waren bei
einer Gelegenheit sogar ausreichend heldenhaft, die Schläge für etwas auf uns
zu nehmen, was Angeline getan hatte, obwohl wir sie dafür auf unsere eigene Art
vermutlich ebenfalls bestraft haben.«
    »Warum
bedeutet, ein Dudley zu sein, dass man ungebärdiger, böser, gefährlicher als
alle anderen sein muss?«, fragte sie.
    Er
dachte darüber nach, über seine Familie, über das Bild, das diese Familie von
sich und ihrem Platz im großen Ganzen hatte, das ihnen sozusagen mit der
Muttermilch eingegeben wurde wenn nicht schon vorher.
    »Wenn
Sie meinen Vater und meinen Großvater kennen würden«, erwiderte er, »brauchten
Sie diese Frage nicht mehr zu stellen.«
    »Und
Sie haben das Gefühl, dass Sie deren Ruf gerecht werden müssen?«, fragte sie.
»Haben Sie sich das selbst erwählt? Oder sind Sie in Ihrer Rolle als ältester
Sohn und Erbe und vielleicht selbst Duke of Tresham gefangen?«
    Er
kicherte leise. »Würden Sie meinen wahren Ruf kennen, Miss Ingleby«, sagte er,
»brauchten Sie auch diese Frage nicht mehr zu stellen. Ich habe mich nicht auf
den Lorbeeren meiner Ahnen ausgeruht, das versichere ich Ihnen. Ich habe
genügend eigene erworben.«
    »Ich
weiß«, sagte sie, »dass Sie bei einer breiten Auswahl von Waffen mehr Übung
haben als jeder andere Gentleman. Ich weiß, dass sie mehr als ein Duell
bestritten haben. Es ging vermutlich stets um Frauen?«
    Er
neigte den Kopf.
    »Ich
weiß«, sagte sie, »dass Sie mit verheirateten Damen verkehren, ohne Rücksicht
auf die Unverletzlichkeit der Ehe oder die Gefühle des Gemahls, den Sie
kränken.«
    »Sie
nehmen an, eine Menge über mich zu wissen sagte er spöttisch.
    »Sonst
müsste ich blind und taub sein«, erwiderte sie. »Ich weiß, dass Sie jedermann,
der gesellschaftlich unter Ihnen steht und das sind fast alle Menschen ,
als Minderwertige ansehen, die Dinge für Sie erledigen und jeden Ihrer Befehle
widerspruchslos befolgen müssen.«
    »Und
noch dazu ohne Bitte und Danke«, fügte er hinzu.
    »Vermutlich
lassen Sie sich auch auf die verwegensten Wetten ein«, sagte sie. »Sie haben in
dieser Woche keine Sorge über Lord Ferdinands bevorstehendes Karriolenrennen
nach Brighton gezeigt. Er könnte sich den Hals brechen.«
    »Nicht
Ferdinand«, erwiderte er. »Er hat, genau wie ich, einen stahlharten Hals.«
    »Sie
interessiert doch nur«, sagte sie, »dass er das Rennen gewinnt. Ich glaube in
der Tat, dass Sie wünschten, seinen Platz einnehmen zu können, um sich statt
seiner selbst den Hals brechen zu können.«
    »Es hat
wenig Sinn, ein Rennen einzugehen«, erklärte er, »wenn man nicht die Absicht
hat zu siegen, Miss Ingleby, obwohl man natürlich auch wissen

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