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02 - Von dir kann ich nicht lassen

02 - Von dir kann ich nicht lassen

Titel: 02 - Von dir kann ich nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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nachdem er eine Partie
Schach gewonnen hatte, bei der er. gezwungen gewesen war, über seine Züge
nachzudenken, und sie beschuldigt hatte, sie habe ihn durch ihr Geplapper
abzulenken versucht. Dabei hatte sie während des ganzen Spiels kaum ein Wort
gesagt. Dann war Jane gegangen, um das Schachbrett in den Schrank
zurückzulegen.
    Sie
traute dem Tonfall seiner Stimme nicht. Sie traute ihm nicht, wenn sie richtig
darüber nachdachte. Während der letzten Tage herrschte eine Anspannung zwischen
ihnen, die selbst sie in ihrer ' Unerfahrenheit mühelos deuten konnte. Er sah
sie als Frau an, und sie, Gott helfe ihr, war sich seiner sehr wohl auch als
Mann bewusst. Während sie sich dem Sofa näherte, flüsterte sie ein Dankgebet
dafür, dass er noch immer daran gefesselt war, obwohl sie andererseits
natürlich auch nicht länger angestellt wäre, wenn er es nicht wäre.
    Der
Gedanke daran, ihre Stellung und das Dudleyhaus in eineinhalb
Wochen aufzugeben, bedrückte sie immer mehr. Seine Freunde hatten bei ihren
unbekümmerten Unterhaltungen mehrmals erwähnt, dass der Cousin ihres Vaters,
der Earl of Durbury, in London weilte, und dass er die gefürchtete Polizei nach
ihr suchen ließ. Die Freunde und der Duke selbst schienen auf ihrer Seite zu
stehen. Sie spotteten darüber, dass sie Sidney überwältigt hatte, einen Mann,
der offensichtlich nicht überall beliebt war. Aber ihre Haltung würde sich im
Handumdrehen ändern, wenn sie entdeckten, dass Lady Sara Illingsworth und Jane
Ingleby ein und dieselbe Person waren.
    »Zeigen
Sie mir Ihre Hände«, sagte der Duke nun. Es war natürlich ein Befehl, keine
Bitte.
    »Warum?«,
fragte sie, aber er hob nur die Augenbrauen auf seine überhebliche Art und
erwiderte ihren Blick.
    Sie
streckte ihm die Hände mit nach unten gerichteten Handflächen zögernd entgegen.
Aber er nahm sie in seine Hände und drehte sie um.
    Es war
einer der beunruhigendsten Augenblicke in Janes Leben. Seine Hände, die ihre
locker umschlossen, ließen diese zwergenhaft erscheinen. Sie hätte sie ihm
leicht entziehen können, und instinktiv drängte es sie, es zu tun. Aber dann
würde sie ihre Beunruhigung und deren mögliche Ursache preisgeben. Sie spürte
den Sog seiner Männlichkeit wie eine physische Kraft. Das Atmen fiel ihr
schwer.
    »Keine
Schwielen«, sagte er. »Sie haben also nicht viel niedrige Arbeit geleistet,
Jane?«
    Sie
wünschte, er würde nicht manchmal darein verfallen, sie bei dem Namen zu
nennen, den nur ihre Eltern jemals gebraucht hatten. »Nicht viel, Euer Gnaden«,
antwortete sie.
    »Sie
haben wunderschöne Hände«, sagte er, »wie man erwarten könnte. Sie passen zu
Ihrer übrigen Person. Sie wechseln Verbände sehr sanft, ohne übermäßige
Schmerzen zu verursachen. Ich frage mich, welche Magie sie mit ihrer Berührung
noch bewirken können. Jane, Sie könnten die begehrteste Kurtisane ganz Englands
sein, wenn Sie es erwählten.«
    Schnell
wollte sie die Hände zurückziehen, aber die seinen waren ein wenig schneller.
    »Ich
fügte hinzu >wenn Sie es erwählten<«, erklärte er, ein sündhaftes Funkeln
in den Augen. »Welche Magie können sie noch bewirken, frage ich mich. Sind es
musikalische Hände? Spielen Sie ein Instrument? Das Pianoforte?«
    »Ein
wenig«, gestand sie. Anders als ihre Mutter, war sie niemals mehr gewesen als
eine nur recht ordentliche Klavierspielerin.
    Er
hielt ihre Hände noch immer fest. Seine dunklen Augen brannten sich in ihre.
Ihre Behauptung, ihm jederzeit entkommen zu können, indem sie einfach durch die
Tür hinausging, schien ihr nun lächerlich. Er könnte sie mühelos an sich
ziehen.
    Sie sah
ihn an, entschlossen, keine Angst oder anderweitige Beunruhigung zu zeigen.
    »Zeigen
Sie es mir.« Er ließ ihre Hände los und deutete auf das Pianoforte auf der anderen
Seite des Salons. Es war ein wunderschönes Instrument, wie sie schon zuvor
bemerkt hatte, wenn auch nicht so prächtig wie dasjenige im Musikzimmer.
    »Ich
bin aus der Übung«, sagte sie.
    »Um
Himmels willen, Miss Ingleby«, erwiderte er, »seien Sie nicht schüchtern. Ich
ziehe mich stets eilig ins Kartenzimmer zurück, wann immer die jungen Damen der
Hautevolee bei irgendeiner vornehmen Veranstaltung ihre Gesellschaftsstücke
vorführen wollen. Aber ich bin doch so dekadent, dass ich bei jemandem, der offen
gesteht, nur ein wenig zu spielen und aus der Übung zu sein, fast begierig bin
zuzuhören. Und jetzt gehen Sie und spielen Sie, bevor sich meine Gedanken
anderen

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