02 - Von dir kann ich nicht lassen
noch immer fast eine Woche«, sagte er. »Ich will solange nichts davon
hören, dass Sie eine andere Arbeit suchen, Jane, bis Ihre Zeit hier abgeleistet
ist. Ich bezahle Sie nicht dafür, dass Sie Ihre Vormittage damit verbringen, in
ganz London umherzuhuschen und nach einem Arbeitgeber zu suchen, der Ihnen mehr
bezahlt als ich. Wie viel bezahle ich Ihnen eigentlich wirklich?«
»Mehr
als ich verdiene«, sagte sie. »Aber Geld ist nicht das Thema, Euer Gnaden.«
Er war
jedoch eigensinnig. »Dann will ich zumindest eine weitere Woche lang nichts
mehr davon hören«, sagte er. »Ich habe am Donnerstagabend eine Aufgabe
für Sie, Jane. Morgen. Und ich werde sie auch dafür gut bezahlen. Ich werde
Ihnen bezahlen, was Sie verdienen.«
Sie sah
ihn argwöhnisch an.
»Stehen
Sie nicht an der verdammten Tür, als wollten Sie fliehen«, sagte er verärgert.
»Wenn ich mich auf Sie stürzen wollte, würde ich das bei jeder Entfernung tun.
Kommen Sie näher. Setzen Sie sich hierher.«
Er
deutet auf den Stuhl, auf dem sie gewöhnlich saß.
Zumindest
darüber hatte es keinen Sinn zu streiten. Sie tat, wie ihr geheißen, obwohl sie
dadurch beunruhigenderweise in die Aura seiner Männlichkeit geriet. Sie konnte
sein Eau de Cologne riechen und erinnerte sich, wie es so sehr Teil der
sinnlichen Erfahrung der letzten Nacht gewesen war.
»Ich
richte morgen Abend eine große Gesellschaft aus«, sagte er. »Quincy schreibt in
diesem Augenblick die Einladungen und lässt sie überbringen. Natürlich haben
die eingeladenen Gäste nur einen Tag Zeit, auf die Einladung zu reagieren, aber
sie werden dennoch fast alle kommen. Einladungen ins Dudleyhaus werden selten
genug ausgesprochen, so dass sie begehrt sind, trotz meines Rufs. Vielleicht
auch gerade deswegen.«
Sie
würde jeden Augenblick des Abends hinter der geschlossenen Tür ihres Zimmers
bleiben, dachte Jane, während sie die Hände sehr fest im Schoß verkrampfte.
»Sagen
Sie«, bemerkte der Duke, »besitzen Sie irgendein kleidsameres Gewand als
die Scheußlichkeit, die Sie gerade tragen und das andere Kleid, das sie zum
Wechseln nehmen, Miss Ingleby?«
Nein.
Oh, nein. Entschieden nein. Absolut, ohne Zweifel nein.
»Ich
werde es nicht brauchen«, sagte sie fest. »Ich werde nicht zu Ihren Gästen
gehören. Es wäre unpas send.«
Er hob
überheblich die Augenbrauen.
»Dieses
eine Mal, Miss Ingleby«, sagte er, »stimmen wir vollkommen überein. Aber Sie
haben meine Frage nicht beantwortet. Nehmen Sie diesen störrischen Ausdruck aus
Ihrem Gesicht. Damit sehen Sie wie ein mutwilliges Kind aus.«
»Ich
besitze ein Musselinkleid«, bekannte sie. »Aber ich werde es nicht tragen, Euer
Gnaden. Es entspricht nicht meiner Stellung.«
»Sie
werden es morgen Abend sehr wohl tragen«, informierte er sie. »Und Sie werden
Ihr Haar hübscher frisieren. Ich werde Barnard fragen, welches der
Dienstmädchen am geschicktesten frisieren kann. Und sonst werde ich für die
Gelegenheit jemanden einstellen.«
Jane
fühlte sich etwas unwohl in der Magengegend.
»Aber
Sie haben gesagt«, erinnerte sie ihn, »dass ich keiner Ihrer Gäste sein kann.
Ich werde kein Musselinkleid und keine geschickte Friseuse brauchen, um in
meinem Zimmer zu sitzen.«
»Stellen
Sie sich nicht dumm, Jane«, sagte er. »Es wird Abendessen und Kartenspiel,
Unterhaltung und Musik geben von einigen Ladys ausgeführt, die ich
einlade. Alle Ladys sind vollendete Musikerinnen, müssen Sie wissen. Es besteht
anscheinend der allgemeine Irrtum unter den Müttern, dass die Fähigkeit, auf
der Tastatur eines Pianoforte herumklimpern zu können, während man einen
passend dekorativen Eindruck macht, der sicherste Weg zu Herz und Vermögen
eines Mannes sei.«
»Ich
frage mich«, sagte sie, »was Sie so zynisch hat werden lassen.«
»Tatsächlich?«
Er lächelte auf seine verwegene Art. »Das kommt davon, wenn man mit dem Titel
eines Earl und dem Rang eines Marquis aufwächst, Jane. Und wenn man im zarten
Alter von siebzehn Jahren Duke wird. Ich habe mich hin und wieder als der
boshafteste Schurke ganz Englands erwiesen. Aber jede Mama mit heiratsfähiger
Tochter katzbuckelt vor mir, als wäre ich der Engel Gabriel und jeder Papa
sucht meine Bekanntschaft. Ganz zu schweigen von den einfältig lächelnden
jungen Damen selbst.«
»Eines
Tages«, sagte sie gereizt, »werden Sie sich in eines dieser jungen Mädchen
verlieben, nur um dann festzustellen, dass sie Ihr Werben verächtlich belacht.
Sie haben wenig Respekt vor der
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