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02 - Von dir kann ich nicht lassen

02 - Von dir kann ich nicht lassen

Titel: 02 - Von dir kann ich nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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sich mit Mr. Quincy in die Bibliothek zurück. Es war
schon fast Zeit zum Abendessen, als er schließlich nach ihr schickte.
    Er
befand sich noch immer in der Bibliothek. Er saß auf der Chaiselongue, das
rechte Bein auf dem Kissen ruhend. Bis auf den rechten Stiefel war er
vollkommen angezogen. Und er blickte finster drein.
    »Nicht
ein Wort«, sagte er, bevor sie auch nur daran gedacht hatte, den Mund zu
öffnen. »Kein einziges Wort, Miss Ingleby. Natürlich ist es wund und natürlich
hat Barnard verdammt lange gebraucht, um mir den Stiefel auszuziehen. Aber es
ist an der Zeit, es zu versuchen und es ist an der Zeit, dass ich tagsüber hier
herauskomme. Sonst werde ich Notzucht und Schwelgerei begehen müssen.«
    Sie
hatte nicht erwartet, dass er auf die letzte Nacht zu sprechen käme, nachdem er
den ganzen Tag fort gewesen war. Es schien nun doch ein Traum gewesen zu sein.
Vielleicht nicht die Umarmung, die so weit über ihre Erfahrung und Erwartungen
hinausgegangen war, dass sie es sich keinesfalls hatte einbilden können, aber
vielleicht der Anblick und der Klang dessen, wie der Duke das Pianoforte
gespielt und aus der Tastatur Magie heraufbeschworen hatte.
    »Ich
vermute«, sagte er, während er ihr zum ersten Mal seine schwarzen Augen und
seine noch schwärzere Miene zuwandte, »Sie hielten es für Liebe, Jane? Oder
Zuneigung? Oder zumindest irgendein edles Gefühl?«
    »Nein,
Euer Gnaden«, sagte sie. »Ich bin nicht so naiv, wie Sie anscheinend glauben.
Ich habe es von uns beiden als körperliches Verlangen gesehen. Warum sollte ich
glauben, dass jemand, der sich selbst als Lebemann bezeichnet, edle Gefühle für
sein Dienstmädchen hegte? Und warum sollten Sie fürchten, dass eine Frau wie
ich Ihrem gefährlichen und legendären Charme erliegen sollte, obwohl ich seit
über zwei Wochen Ihrer schlechten Laune und lästerlichen Zunge ausgesetzt bin?«
    »Warum
ich das fürchten sollte?« Er verengte die Augen. »Ich hätte wissen
müssen, dass Sie das letzte Wort zu diesem Thema haben würden, Jane. Wie töricht
von mir, mir einzubilden, ich hätte Sie letzte Nacht ernsthaft verwirrt.«
    »Ja«,
stimmte sie ihm zu. »Vermutlich ist Ihr Bein geschwollen. Sie werden es in
kaltem Wasser baden müssen. Tauchen Sie es eine Weile unter.«
    »Soll
ich mir die Zehen erfrieren?«
    »Ich
könnte mir vorstellen«, erwiderte sie, »dass dieses Unbehagen besser zu
ertragen ist, als zuzusehen, wie sie während der folgenden Wochen schwarz
werden.«
    Er
schürzte die Lippen und einen Moment schien ein Lächeln in seinen Augen zu
lauern. Aber er ließ es nicht zu.
    »Wenn
Sie vorhaben, morgen wieder auszugehen, sagte sie, »bitte ich Sie darum,
mir den Morgen über frei zu geben, Euer Gnaden.«
    »Warum?«
Er runzelte erneut die Stirn.
    Ihre
verkrampften Hände wurden bei dem bloßen Gedanken an den Grund kalt und feucht,
aber sie durfte sich durch das Entsetzen nicht länger lähmen lassen. Sie musste
sich früher oder später jenseits der schützenden Tore des Dudleyhauses wagen.
    »Es ist
an der Zeit, dass ich mich nach einer anderen Stellung umsehe«, sagte sie. »Ich
habe hier kaum noch eine Woche zu tun. Tatsächlich werde ich schon jetzt nicht
mehr wirklich gebraucht. Ich bin niemals gebraucht worden. Sie haben niemals
eine Pflegerin gebraucht.«
    Er sah
sie an. »Sie würden mich also verlassen, Jane?«
    Sie
hatte den Schmerz, den sie bei dem Gedanken ihn zu verlassen empfand, bewusst
verdrängt. Der Schmerz hatte einfach weder einen rationalen noch irgendeinen
anderen Grund. Obwohl sie letzte Nacht im Musikzimmer natürlich eine
überraschend andere Seite des Duke of Tresham erlebt hatte.
    »Meine
Beschäftigung hier wird bald zu Ende gehen, Euer Gnaden«, erinnerte sie ihn.
    »Wer
sagt das?« Er sah sie grüblerisch an. »Welchen Unsinn Sie reden, wenn Sie doch
nicht wissen, wohin Sie gehen sollen.«
    Hoffnung
regte sich. Sie hatte schon flüchtig daran gedacht, ihn zu fragen oder
die Haushälterin, die die Dienstboten einstellte , ob sie als Haus
oder Küchenmädchen weiterhin bleiben könnte. Aber sie glaubte nicht, dass sie
es wirklich täte. Sie könnte es nicht ertragen, in einer niedrigeren Stellung,
als sie bisher innegehabt hatte, weiterhin im Dudleyhaus zu leben. Natürlich
konnte sie es sich andererseits nicht leisten, ihre Handlungen von Stolz
bestimmen zu lassen.
    »Es war
vereinbart«, sagte sie, »Sie zu pflegen, solange Ihre Verletzung Sie zur
Untätigkeit zwang. Drei Wochen lang.«
    »Also
bleibt

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