02 - Von dir kann ich nicht lassen
nicht als Verdienst anrechnen.
Sie wurde mir gegeben, ebenso wie Ihnen Ihre Fähigkeit gegeben wurde, das
Pianoforte so zu spielen, wie Sie es tun.«
»Jane«,
sagte er sanft, bevor er den Kopf neigte und seine Lippen auf die ihren legte.
Er
berührte sie an keiner anderen Stelle. Und sie berührte ihn nicht. Aber ihre
Lippen lagen einige Augenblicke sanft, warm, sehnsüchtig aneinander, bevor sich
einer von ihnen zurückzog er war sich nicht sicher wer.
Ihre
Augen wirkten vor verhaltener Leidenschaft träumerisch, ihre Wangen waren vor
Verlangen gerötet. Ihre Lippen waren geteilt und einladend feucht. Und sein
Herzschlag dröhnte ihm in den Ohren und drohte, ihn für die Realität taub
werden zu lassen. Ah, Jane, wenn nur ...
Er
suchte ihren Blick, bevor er sich abwandte und ihre Zimmertür öffnete. »Es ist
schon gut, dass ich unten Gäste habe, Jane. Dies genügt einfach nicht, nicht
wahr? Nicht mehr lange. Gute Nacht.«
Jane floh in ihr
Zimmer, ohne sich umzusehen. Sie hörte, wie sich die Tür hinter ihr schloss,
bevor sie die Hände über den erhitzten Wangen spreizte.
Sie
konnte noch immer seine Hand an ihrer Taille spüren, als sie Walzer getanzt
hatten. Sie konnte noch immer seine Körperwärme spüren, noch immer sein Eau de
Cologne riechen, noch immer das Gefühl des perfekten Rhythmus spüren, in dem
sie sich zur Musik bewegt hatten. Sie konnte noch immer den Walzer spüren,
vertraut und sinnlich, und nicht der pure Spaß, der er gewesen war, als sie ihn
mit Charles getanzt hatte.
Ja, es
war schon gut, dass unten Gäste waren.
Sie
konnte noch immer seinen Kuss spüren, nicht heftig, nicht lüstern. Viel
schlimmer. Ein sanfter, sehnsüchtiger Kuss. Nein, es genügte nicht. Nicht mehr
lange. Tatsächlich überhaupt nicht mehr lange. Eine weite, gähnende
Leere öffnete sich irgendwo tief in ihr.
Kapitel 11
Das Rennen nach
Brighton sollte am darauf folgenden Morgen um halb acht am Hyde Park Corner
beginnen. Glücklicherweise würde es ein klarer, windstiller Tag werden,
bemerkte Jocelyn, als er, auf seinen Spazierstock gestützt, nach draußen trat.
Er
kletterte ohne Hilfe auf den hohen Sitz seiner Karriole und schickte seinen
Stallburschen, der sonst hinter ihm aufgesprungen wäre, mit einer Handbewegung
fort. Er würde immerhin nur zum Park und zurück fahren. Er wollte Ferdinand nur
einige letzte Worte der Ermutigung zukommen lassen keinen Rat. Dudleys
nahmen nicht gern Ratschläge an, besonders nicht voneinander.
Er war
sehr früh dran, aber er wollte einige Minuten mit seinem Bruder allein
verbringen, bevor die Menschenmassen eintrafen, um die Kontrahenten auf ihrem
Weg nach Brighton zu bejubeln. Eine Reihe von Gentlemen würden natürlich auf
ihren Pferden hinter den Karriolen herreiten, so dass sie Zeugen des Ausgangs
des Rennens werden und in Brighton mit dem Sieger feiern konnten. Normalerweise
wäre Jocelyn einer davon gewesen nein, normalerweise wäre er einer der
Kontrahenten gewesen , aber dieses Mal nicht. Seinem Bein ging es
erheblich besser, als es zu vermuten gewesen wäre, nachdem er am gestrigen
Abend Walzer getanzt hatte, aber es wäre töricht, es einem langen, holperigen
Ritt auszusetzen.
Ferdinand
war erhitzt und ruhelos und angespannt, während er sein neues Gespann überprüfte
und mit Lord Heyward plauderte, der noch vor Jocelyn eingetroffen war.
»Ich
soll dir von Angeline unbedingt sagen«, bemerkte Heyward gerade mit einer
ironisch hoch gezogenen Augenbraue, »dass du auf jeden Fall gewinnen sollst,
Ferdinand, dass du keine Risiken eingehen und dir nicht den Hals brechen
sollst, dass die Ehre der Dudleys in deinen Händen liegt, dass du dich um
nichts anderes sorgen sollst als um deine eigene Sicherheit und noch
viel mehr solcher unvereinbaren Dinge, womit ich deine Ohren nicht behelligen
werde.«
Ferdinand
grinste ihn an, wandte sich um und begrüßte Jocelyn.
»Sie
sind ebenso erpicht darauf aufzubrechen wie ich«, sagte er und deutete auf
seine Pferde.
Jocelyn
hob das Lorgnon ans Auge und betrachtete die Karriole, die sein Bruder vor
wenigen Monaten spontan allein aus dem Grund erworben hatte, weil sie sowohl
schmuck als auch sportlich wirkte. Seitdem hatte er sich ständig darüber
beklagt, und tatsächlich konnte man ihre Schwerfälligkeit nur bei ihrer
Handhabung entdecken. Jocelyn hatte sie einmal selbst gelenkt und kein
brennendes Verlangen verspürt, diese Erfahrung zu wiederholen.
Bei
diesem Rennen standen die Chancen für Ferdinand schlecht, obwohl
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