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02 - Von dir kann ich nicht lassen

02 - Von dir kann ich nicht lassen

Titel: 02 - Von dir kann ich nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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Jocelyn
bezüglich seiner Wette nicht ohne Hoffnung war. Jugend und Eifer sprachen für
seinen Bruder, wie auch eine gewisse familienbedingte Entschlossenheit, bei
keinem Männersport jemals den Kürzeren zu ziehen. Und diese Kastanienbraunen
waren gewiss ein Gespann, das Jocelyn auch selbst begehren könnte. Die Karriole
war der Schwachpunkt.
    Lord
Berriwether, Ferdinands Gegner, fuhr inmitten einer wahrhaften Kavalkade von
Reitern heran, die gekommen waren, um ihn anzufeuern. Sie alle würden
natürlich auf ihn gewettet haben. Einige wenige von ihnen riefen Ferdinand
gutmütige Bemerkungen zu.
    »Ein
erstklassiges Gespann, Dudley«, rief Mr Wagdean fröhlich. »Welche Schande, dass
jedes drei lahme Beine hat.«
    »Und
eine noch größere Schande, wenn sie siegen«, erwiderte Ferdinand grinsend, »und
Berriwethers Gespann bloßstellen, das keine solche Entschuldigung zu bieten
hat,«
    Berriwether
zeigte seine Sorglosigkeit gegenüber dem Gegner, indem er mit der Peitsche ein
unsichtbares Stäubchen von seinen glänzenden Stulpenstiefeln entfernte. Der
Mann wirkte eher für einen Bummel auf der Bond Street gekleidet als für ein
Rennen nach Brighton. Aber er würde natürlich ganz bei der Sache sein, wenn das
Rennen erst begänne.
    »Ferdinand«,
sagte Jocelyn impulsiv, »wir sollten die Karriolen besser tauschen.«
    Sein
Bruder sah ihn mit unverhüllter Hoffnung an. »Meinst du das ernst, Tresham?«
    »Mir
ist meine Wette zu wichtig, als dass ich dich in dieser Hutschachtel nach
Brighton schicken sollte«, erwiderte Jocelyn, während er auf die rotgelbe
Karriole deutete.
    Ferdinand
wollte dem Argument nicht widersprechen. Innerhalb von Minuten und nur
fünf Minuten vor dem geplanten Start des Rennens hatte Ferdinands
Stallbursche die Kastanienbraunen aus seiner Karriole ausgespannt und diese
gegen die Karriole des Duke ausgetauscht.
    »Denk
daran«, sagte Jocelyn, der dem Drang, Ratschläge zu erteilen nun doch nicht
mehr widerstehen konnte, »dass sie etwas leichter ist als deine, Ferdinand, und
prompter auf deine Manöver reagiert. Drossele dein Tempo an Biegungen.«
    Ferdinand
kletterte auf den hohen Sitz und nahm die Zügel aus der Hand seines
Stallburschen entgegen. Er war jetzt ernst und auf die bevorstehende Aufgabe
konzentriert.
    »Und
bring sie heil zurück«, fügte Jocelyn hinzu, bevor er mit den übrigen
Zuschauern zurücktrat, »sonst ziehe ich dir bei lebendigem Leib das Fell über
die Ohren.«
    Eine
Minute später hob der Marquis von Yarborough, Berriwethers Schwager, die
Startpistole himmelwärts, erwartungsvolle Stille kehrte ein, die Pistole
krachte, und das Rennen begann unter anfeuernden Zurufen, mit einer Staubwolke
und donnernden Hufen.
    Das
Ganze ähnelt einem Kavallerieangriff, dachte Jocelyn, der ein wenig sehnsüchtig
hinter den Karriolen und der Reihe Reiter hersah. Er wandte sich Ferdinands
Karriole zu und tauschte ein paar Höflichkeiten mit einigen anderen Zuschauern.
    Nun
wünschte er, er hätte seinen Stallburschen doch mitgebracht. Er würde zuerst
nach Hause fahren müssen, um seine Pferde in den Stall und die Karriole in die
Remise bringen zu lassen, bevor er zu White's ging. Aber er brauchte das Haus
nicht zu betreten. Er hatte keinen Grund, es zu tun, und alle Gründe, es nicht
zu tun.
    Er
hatte sie gestern Abend erneut geküsst. Und hatte zugegeben, dass sie so nicht
weitermachen konnten. Die Angelegenheit musste geklärt werden. Sie musste
gehen.
    Das Problem
war, dass er nicht wollte, dass sie ging.
    Er
hätte zum Stall herumfahren sollen, dachte er, als er auf den Grosvenor Square
fuhr und sich den Eingangstüren des Dudleyhauses näherte. Er war nicht
konzentriert. Er würde um den Platz herumfahren und ihn wieder verlassen.
    Aber
gerade als er seine Pferde erneut antrieb, änderte eine Reihe von Ereignissen,
die so rasch geschahen, dass er sich der Reihenfolge selbst hinterher nicht im
Klaren war, alle seine Pläne. Ein lautes, knallendes Geräusch erklang, die
Karriole zog plötzlich nach links, die Pferde schnaubten und stiegen auf, eine
männliche Stimme rief etwas, eine weibliche Stimme schrie. Und dann spürte er
seinen Körper schmerzhaft mit etwas zusammenprallen, was ausreichend hart war,
dass es ihm den Atem nahm.
    Als er
wieder klar denken konnte, lag er vor seinem eigenen Haus mit dem Gesicht nach
unten auf dem Fahrweg. Hinter ihm wurden die verängstigten Pferde besänftigt.
Er fühlte sich, als wäre jeder Knochen seines Körpers gewaltsam in eine neue
Lage

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