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02 - Von dir kann ich nicht lassen

02 - Von dir kann ich nicht lassen

Titel: 02 - Von dir kann ich nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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offensichtlich sein müssen, dass sie von Kopf bis
Fuß eine Lady war. Das verarmte Waisenkind eines verarmten Gentleman
vermutlich. Aber dennoch eine Lady. Eine außergewöhnlich reizende Lady.
    Er
würde ihr woanders eine Stellung suchen müssen ein zutiefst
niederdrückender Gedanke, den er für heute Nacht aus seinem Geist verbannen
würde. Der englische Volkstanz war zu Ende. Er erhob sich, wobei er den
Spazierstock am Stuhl stehen ließ. Er war erleichtert festzustellen, dass es
ihm keine übermäßigen Schmerzen bereitete, sein ganzes Gewicht auf das rechte
Bein zu verlagern. Er ging auf Mrs Marsh am Pianoforte zu.
    »Wählen
Sie Ihre Partnerinnen zum Walzer, Gentlemen«, verkündete er, nachdem er sich
mit ihr beraten hatte. Dann ging er auf Jane zu und begegnete währenddessen
misslicherweise sowohl Kimbles als auch Broughams Blicken. Beide betrachteten
ihn ungefähr so, als wäre ihm ein zweiter Kopf gewachsen. Er wusste warum. Es
war allgemein bekannt, dass der Duke of Tresham niemals Walzer tanzte. Er
streckte die rechte Hand aus. »Miss Ingleby?«
    »Sie
werden hierfür büßen«, warnte sie ihn, während sie ihre Plätze auf dem Parkett
einnahmen, von dem der Teppich entfernt worden war. »Sie werden wahrscheinlich
gezwungen sein, die nächsten zwei Wochen wieder mit hochgelegtem Bein zu
verbringen.«
    »Dann
sei Ihnen die Genugtuung gegönnt zu bemerken dass Sie es mir vorausgesagt
haben«, erklärte er und legte seine rechte Hand um ihre Taille.
    Er
tanzte aus dem einfachen Grund niemals Walzer, weil es ein viel zu intimer Tanz
für einen Mann war, der sich darum bemühte, Ehefallen zu meiden. Aber er hatte
stets geglaubt, dass er den Walzer wahrhaft bezaubernd fände, wenn die
Gelegenheit und die Frau jemals die richtigen wären.
    Die Gelegenheit
war richtig und die Frau ebenfalls.
    Ihr
Rückgrat wölbte sich angenehm unter seiner Hand. Die Rundung ihres Arms und
ihre auf seiner Schulter ruhenden Hand brachten sie ihm verlockend nahe, obwohl
sich ihre Körper nicht einmal berührten, während sie durch den Raum wirbelten,
ihre Blicke ineinander versenkt, die anderen Tänzer und die Zuschauer
vergessend, als existierten sie nicht. Er konnte ihre Körperwärme spüren und
den schwachen Duft von Rosen riechen, der an ihr zu haften schien.
    Sie
tanzte göttlich, als berührten ihre Füße kaum den Boden, als wäre sie ein Teil
von ihm, als wären sie beide ein Teil der Musik oder die Musik ein Teil von
ihnen. Er merkte, dass er sie anlächelte. Obwohl ihr Gesicht ruhig blieb,
schien es ihm, als ob ihre blauen Augen mit strahlender Wärme antworteten.
    Erst
als die Musik allmählich endete, erkannte er zwei Dinge dass er
unabsichtlich seine übliche überhebliche Distanziertheit abgelegt hatte, und
dass sein Bein wie tausend Teufel schmerzte.
    »Ich
gehe zu Bett«, sagte sie atemlos.
    »Ah,
Jane«, sagte er sanft, »ich kann leider nicht mit Ihnen kommen. Ich habe ein
Haus voller Gäste.«
    Sie zog
sich aus seinen Armen zurück, als jedermann den Partner wechselte oder beiseite
trat.
    »Aber
ich werde Sie zumindest zu ihrem Zimmer begleiten«, sagte er. »Nein, Sie
sollten nicht so vielsagend auf mein Bein schauen. Ich bin kein Krüppel, Jane,
und werde mich auch nicht so verhalten. Nehmen Sie meinen Arm.«
    Es
kümmerte ihn nicht, wer sie zusammen gehen sah. Er würde nicht lange fort sein.
Und sie würde nicht mehr allzu lange im Dudleyhaus weilen, um irgendwelchen
Klatsch zu nähren. Das war ihm klarer denn je.
    Die
Eingangshalle und die Treppe waren ruhig im Gegensatz zum Stimmengewirr im
Salon, das sie hinter sich gelassen hatten, aber noch immer hören konnten.
Jocelyn versuchte sich nicht mit ihr zu unterhalten, während sie langsam die
Treppe hinaufstiegen er hatte seinen Spazierstock nicht mitgenommen. Er
sprach erst, als sie den schwach beleuchteten Flur zu Janes Zimmer entlanggingen.
    »Sie
waren genau der Erfolg, als den ich Sie eingeschätzt hatte«, sagte er dann.
»Tatsächlich noch mehr.«
    »Danke«,
sagte sie.
    Er
blieb vor ihrem Zimmer stehen, stand zwischen ihr und der Tür.
    »Ihre
Eltern«, sagte er, »müssen sehr stolz auf Sie gewesen sein.«
    »J ...«
Sie fing sich rechtzeitig. Sie sah ihn durch
    dringend
an, als wollte sie prüfen, ob seine Worte nichts als eine flüchtige Erinnerung
waren. »Die Menschen, die mich gekannt haben, waren es«, antwortete sie
vorsichtig. »Aber ein Talent ist nichts, worauf man übermäßig stolz sein
sollte, Euer Gnaden. Ich kann mir meine Stimme

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