02 - Von dir kann ich nicht lassen
wenige Minuten später fest,
nachdem sie die Fragen, die Lord Kimble ihr gestellt hatte, vage beantwortet
hatte. »Gute Nacht, Mylord.«
»Ich
werde einen neuen Grund finden, Tresham während der nächsten Tage aufzusuchen«,
belehrte er sie, beugte sich über ihre Hand, hob sie an die Lippen und blickte
ihr anerkennend in die Augen.
Ein
weiterer gefährlicher Gentleman, dachte Jane, während sie aus dem Raum eilte,
wobei sie mehreren Gästen eine gute Nacht wünschte. Und jemand, der sich gewiss
der Tatsache bewusst ist, wie umwerfend anziehend die Abendkleidung in Hellblau
und Silber zu seinem blonden Haar wirkte.
Aber es
war nicht leicht, heute Abend in die Ungestörtheit ihres Zimmers zu gelangen,
erkannte sie, als sie sich dem Salon näherte. Der Duke of Tresham kam, auf
seinen Spazierstock gestützt, heraus. Mehrere seiner Gäste befanden sich
bereits in dem Raum, wie sie durch die geöffnete Tür erkennen konnte. Weitere
kamen gerade aus dem Speisesaal.
»Sie
gehen zu Bett, Jane?«, fragte er sie. »Obwohl noch keine Stunde seit
Mitternacht vergangen ist?«
»Ja,
Euer Gnaden«, antwortete sie. »Gute Nacht.«
»Unsinn!«,
sagte er. »Sie haben Angeline gehört. Ihrer Einschätzung nach sind Sie zum
Ehrengast geworden. Und trotz ihres entsetzlichen Geschmacks bei der Kleidung
das scheußliche Blassrot steht ihr nicht, wie Sie bemerkt haben werden,
besonders wenn es mit Rüschen und Volants und jenen unvorteilhaften blauen
Federn, die sie im Haar trägt, einhergeht , trotz alledem, Jane, gibt es
keine größere Pedantin als meine Schwester. Sie werden in den Salon kommen.«
»Nein«,
sagte sie.
Er hob
seine Augenbrauen. »Gehorsamsverweigerung? Sie werden tanzen, Jane. Mit mir.«
Sie
lachte. »Und mit Ihrem Spazierstock?«
»Nun,
das, Jane«, sagte er, hob ihn an und deutete damit auf sie, »ist ein
Tiefschlag. Ich werde ohne meinen Spazierstock tanzen. Tatsächlich einen
Walzer. Sie werden mit mir Walzer tanzen.«
Er war
zwischen sie und den Weg zur Treppe getreten. Sie konnte durch einen Blick in
sein Gesicht erkennen, dass er in einer jener Stimmungen war, die keine Absage
duldeten. Nicht dass sie es deshalb nicht auf einen guten Streit ankommen
ließe. Er konnte sie immerhin nicht zum Tanzen zwingen.
»Sie
tanzen niemals Walzer«, sagte sie.
»Wer
hat Ihnen das erzählt?«, fragte er sie.
»Sie haben
es selbst gesagt«, erinnerte sie ihn. An meiner Gegenwart. Als jemand eines
Tages Almack's erwähnte.«
»Ich
werde heute Nacht eine Ausnahme machen«, erwiderte er. »Tanzen Sie Walzer,
Jane? Beherrschen Sie die Schritte?«
Das war
ihr Ausweg. Sie brauchte nur Nein zu sagen. Und sie hatte die Schritte
tatsächlich noch niemals in der Öffentlichkeit ausgeführt, nur in privatem
Rahmen mit Charles und einigen wenigen ihrer Freunde. Aber sie wurde jäh von
einem zutiefsten Verlangen befallen, hier im Dudleyhaus unter ihresgleichen
Walzer zu tanzen, bevor sie irgendwohin verschwand, wo sie niemals gefunden
würde. Mit dem Duke of Tresham Walzer zu tanzen. Die Versuchung war plötzlich
überwältigend.
»Sie
zögert«, murmelte der Duke. Er beugte sich zu ihr. »Sie brauchen es nicht zu
leugnen, Jane. Ihr Schweigen hat Sie verraten.« Er bot ihr seinen Arm. »Kommen
Sie.«
Sie
zögerte nur noch einen winzigen Moment, bevor Sie ihren Arm in seinen schob und
sich dem Salon zuwandte.
Zum
Tanzen. Zum Walzer tanzen mit dem Duke of Tresham.
Eines war Jocelyn
sehr klar, als er dasaß und mit einigen seiner älteren Gäste plauderte, während
die jüngeren einen energiegeladenen englischen Volkstanz tanzten. Jane Ingleby
würde bald gehen müssen. Fort vom Dudleyhaus. Fort von ihm.
Sie war
tatsächlich zum Mittelpunkt der Aufmerksamkeit geworden. Sie tanzte nicht, aber
sie war von einem wahren Hofstaat von Bewunderern umgeben, darunter Kimble und
Ferdinand, die beide hätten tanzen sollen. Sie wirkte in ihrem mit einem
Zweimuster verzierten Musselinkleid und der schlichten Frisur irgendwie fehl am
Platz unter all den anderen anwesenden Damen, die mit Seide und Satin und
kunstvollen Federn und Turbanen herausgeputzt waren. Aber sie ließ sie alle
gekünstelt und überladen wirken.
Sie war
die Einfachheit selbst. Wie eine einzelne Rose. Nein, eine Rose war zu
kunstvoll. Wie eine Lilie. Oder ein Tausendschön.
Es
würde tatsächlich Fragen geben, wenn er sie noch länger hier behielte. Es
musste für alle seine Gäste offensichtlich sein, wie es auch für ihn während
der letzten drei Wochen hätte
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