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02 - Von dir kann ich nicht lassen

02 - Von dir kann ich nicht lassen

Titel: 02 - Von dir kann ich nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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immer noch der
nachklingende Kuss von letzter Nacht, der auf erschreckende Weise beinahe zu
unkontrollierter Leidenschaft geführt hätte. Es war ihr nicht länger möglich,
im Dudleyhaus zu bleiben. Und sie würde sich auch nicht erlauben, sich
persönlichen Sehnsüchten hinzugeben. Zumindest durfte sie sich im Moment keine
persönlichen Gefühle leisten.
    Nachdem
sie es Jocelyn in der Bibliothek bequem gemacht hatte, holte sie warmes Wasser,
Salben und Verbände. Sie saß gerade auf einem Stuhl vor dem Kaminsessel und
rieb die Salbe auf seine übel zugerichteten Handflächen, als sein Stallbursche
hereingeführt wurde.
    »Nun?«,
fragte seine Gnaden. »Was haben Sie gefunden, Marsh?«
    »An der
Achse ist mit Sicherheit manipuliert worden, Euer Gnaden«, sagte sein
Stallbursche. »Es war kein natürlicher Verschleiß, der sie hat brechen lassen.«
    »Ich
wusste es«, sagte der Duke grimmig. »Schicken Sie jemand Zuverlässigen zum
Stall meines Bruders hinüber, Marsh. Nein, noch besser, gehen Sie selbst. Ich
möchte genau wissen, wer während der letzten Tage Zugriff auf die Karriole
hatte. Besonders gestern und letzte Nacht. Der Kuckuck soll's holen, aber
Ferdinand und sein Stallbursche haben das Gefährt gewiss sorgfältig inspiziert,
wo es doch für ein langes Rennen benötigt wurde.«
    »Ich
weiß, dass Sie und ich es getan hätten, wenn Sie es gewesen wären, Euer
Gnaden«, versicherte ihm der Stallbursche.
    Er ging
davon, und Jane merkte, dass er sie stirnrunzelnd betrachtete.
    »Wenn
Sie vorhaben, diese Verbände zu benutzen«, sagte er, »dann vergessen Sie es.
Ich werde nicht eine Woche oder länger mit zwei verbundenen Tatzen
herumlaufen.«
    »Die
Schnitte werden schmerzen, Euer Gnaden«, warnte sie ihn.
    Er
lächelte sie grimmig an, und Jane lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Sie wusste,
dass seine Gedanken von den morgendlichen Ereignissen und der Angst um die
Sicherheit seines Bruders abgelenkt waren. Aber es war nun an der Zeit. Sie
konnte nicht länger warten.
    »Ich
werde fortgehen«, sagte sie jäh.
    Sein
Lächeln geriet schief. »Aus dem Raum, Jane?«, fragte er. »Um die Verbände
wieder fortzubringen? Ich wünschte, Sie würden es tun.«
    Sie
antwortete nicht, sondern sah ihn nur an. Sie wusste, dass er sie keinen Moment
missverstanden hatte.
    »Also
wollen Sie mich verlassen?«, fragte er schließlich.
    »Ich
muss es tun«, sagte sie. »Sie wissen, dass ich es tun muss. Sie haben es letzte
Nacht selbst gesagt.«
    »Aber
nicht heute.« Er runzelte die Stirn und beugte die Finger seiner linken Hand,
die weniger stark zerkratzt war als die andere. »Ich bin heute keiner weiteren
Krise mehr gewachsen, Jane.«
    »Dies
ist keine Krise«, belehrte sie ihn. »Ich war vorübergehend hier beschäftigt,
und jetzt ist es an der Zeit zu gehen nachdem ich bezahlt wurde.«
    »Vielleicht«,
sagte er, »kann ich es mir nicht leisten, Sie heute zu bezahlen, Jane. Habe ich
nicht zugestimmt, Ihnen für die Darbietung des gestrigen Abends die kolossale
Summe von fünfhundert Pfund zu zahlen? Ich bezweifle, dass Quincy solche Beträge
zur Hand hat.«
    Jane
blinzelte, aber sie konnte die verachtenswerten Tränen nicht ganz unterdrücken,
die ihr schlagartig in die Augen traten.
    »Machen
Sie keine Scherze damit«, sagte sie. »Bitte. Ich muss fort. Heute.«
    »Um
wohin zu gehen?«, fragte er sie.
    Aber
sie schüttelte nur den Kopf
    »Verlassen
Sie mich nicht, Jane«, bat er. »Ich kann Sie nicht gehen lassen. Sehen Sie
nicht, dass ich eine Pflegerin brauche?« Er hielt die Hände hoch, die
Handflächen nach außen gekehrt. »Mindestens einen weiteren Monat?«
    Sie
schüttelte erneut den Kopf, und er lehnte sich in seinem Sessel zurück und
betrachtete sie mit verengten Augen.
    »Warum
sind Sie so erpicht darauf, mich zu verlassen? War ich Ihnen gegenüber solch
ein Tyrann, Jane? Habe ich Sie so schlecht behandelt? So gereizt mit Ihnen
gesprochen?«
    »Das
haben Sie, Euer Gnaden«, bestätigte sie.
    »Das
kommt, weil ich seit meiner Jugend verwöhnt und umschmeichelt worden bin«,
sagte en Ach habe es nicht so gemeint, wissen Sie. Und Sie haben sich niemals
von mir einschüchtern lassen, Jane. Sie waren diejenige, die mich eingeschüchtert
hat.«
    Sie
lächelte, fühlte sich aber in Wahrheit zum Heulen. Nicht nur wegen des
drohenden Unbekannten, das sie erwartete, sondern auch wegen dem, was sie
verlassen müsste, obwohl sie den ganzen Vormittag über entschlossen versucht
hatte, nicht daran zu denken.
    »Sie
müssen

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