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02 - Von dir kann ich nicht lassen

02 - Von dir kann ich nicht lassen

Titel: 02 - Von dir kann ich nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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kommen.
    »Danke«,
sagte sie und drückte seine Hände, als er die ihren ergriff. »Wie kann ich dir
jemals ausreichend danken?«
    »Für
die Bücher?« Er runzelte die Stirn. Er hatte die Bücher fast vergessen. Er
hatte beabsichtigt, sie heute unmittelbar zu Bett zu führen, sein schnelles
Vergnügen mit ihr zu haben, bevor er ging und den übrigen Tag normal
weiterzuführen, unbeeinträchtigt von irgend einem Gedanken an sie. Er hatte beabsichtigt,
diese Beziehung in die richtige Bahn zu lenken. Gleichzeitig hasste er den
Gedanken an Kimbles oder Broughams lästerliche Bemerkungen, die er gewiss heute
Abend zu hören bekommen würde, und sein Wissen, dass ihnen Wahrheit innewohnte.
    »Das war
doch nichts«, sagte er kurz angebunden. Er befreite seine Hände und bedeutete
ihr, ins Wohnzimmer voranzugehen.
    »Für
dich vielleicht nicht«, sagte sie. »Aber für mich bedeutet es alles. Du kannst
nicht wissen, wie sehr ich das Lesen vermisst habe, seit ich hierher kam.«
    »Warum,
zum Teufel«, fragte er verärgert, schloss die Tür und sah sich im Raum um,
»hast du mich dich dann nicht zur Bibliothek mitnehmen lassen?«
    Und
warum, zum Teufel, schämte sie sich so, gesehen zu werden? Seine anderen
Mätressen waren niemals glücklicher gewesen, als wenn er sie irgendwohin
begleitete, wo sie in seiner Gesellschaft gesehen wurden.
    Wahrscheinlich
war sie die Tochter eines verdammten Geistlichen. Aber er wollte zweimal
verdammt sein, bevor er Schuld darüber empfand, ihr die Unschuld genommen zu
haben.
    Sie
würde seine Frage natürlich nicht beantworten. Sie lächelte wieder und neigte
den Kopf.
    »Du
bist heute Nachmittag schlechter Stimmung«, bemerkte sie. »Aber ich lasse mich
davon nicht einschüchtern. Ist etwas geschehen, worüber du gern reden würdest?«
    Er
musste beinahe lachen.
    »Die
Forbesbrüder haben sich aus der Stadt geschlichen, um Verstärkung zu holen«,
sagte er. »Sie haben Angst, mir mit der Aussicht drei zu eins
gegenüberzutreten. Sie wollen das Verhältnis auf fünf zu eins erhöhen. Sie
werden erkennen, dass die Aussichten noch immer zu meinen Gunsten stehen. Ich
finde einen gewissen Geschmack am Umgang mit Maulhelden und Feiglingen.«
    Sie
seufzte. »Männer und ihr Stolz«, sagte sie. »Du wirst dich wahrscheinlich auch
mit achtzig noch raufen, wenn du so lange leben solltest. Möchtest du dich
setzen? Soll ich Tee bestellen? Oder möchtest du gleich nach oben gehen?«
    Plötzlich,
seltsamerweise, erschreckenderweise begehrte er sie nicht mehr. Nicht
körperlich. Nicht jetzt. Es schien einfach zu ... zu was? Schmutzig? Er musste
beinahe erneut lachen.
    »Wo
sind die Bücher?«, fragte er. »Im Schlafzimmer? Im Dachgeschoss?«
    »Nebenan«,
sagte sie. »Ich habe den Nebenraum zu meinem Gebrauch für die Zeit umgestaltet,
wenn du nicht hier bist. Ich betrachte ihn als meine Zuflucht.«
    Er
hasste das Wohnzimmer. Obwohl es jetzt elegant und geschmackvoll eingerichtet
war, erinnerte es ihn immer noch an ein Wartezimmer, ein  unpersönlicher Raum,
in dem vor dem unausweichlichen Wechsel ins Schlafzimmer gewisser Höflichkeiten
gepflogen wurde. Hier war kein persönlicher Hauch spürbar, der es zu Janes
Wohnzimmer gemacht hätte.
    »Führe
mich dorthin«, befahl er.
    Er
hätte vielleicht vermuten können, dass Jane sich nicht einfach umdrehen und sanftmütig
vorangehen würde.
    »Es ist
mein Raum«, sagte sie. »Ich empfange dich hier und gelegentlich
vielleicht im Esszimmer. Im Schlafzimmer gewähre ich dir deine vertraglichen
Rechte. Das übrige Haus betrachte ich als mein persönliches Reich.«
    Jocelyn
schürzte die Lippen, unentschlossen, ob er sie um der Befriedigung willen
anbrüllen sollte, sie erschreckt zusammenzucken zu sehen, oder ob er den Kopf
zurückwerfen und lachen sollte.
    Vertragliche
Rechte, zum
Donner!
    »Miss
Ingleby.« Er gönnte ihr seine gekonnteste Verbeugung. »Würden Sie mir das
Privileg gewähren, mir Ihre Zuflucht anzusehen?«
    Sie
zögerte, biss sich auf die Unterlippe und neigte dann den Kopf.
    »Nun
gut«, sagte sie, wandte sich um und schritt vor ihm aus dem Raum.
    Das
Zimmer war Jane. Er spürte es, sobald er durch die Tür trat. Er spürte es, als
betrete er ihre Welt zum ersten Mal. Eine Welt, die einerseits elegant und
vornehm und andererseits arbeitsam und behaglich war.
    Die
rehbraunen Tapeten und Vorhänge hatten den Raum stets trist wirken lassen, und
alle Versuche ihrer Vorgängerinnen, ihn mit Kissen und Tüchern und
aufdringlichen Kleinigkeiten

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