02 - Von dir kann ich nicht lassen
zusammenhanglos. »Bewaldete Hügel
entlang der ganzen
östlichen Grenze des Parks. Wild, unkultiviert und von Waldtieren und Vögeln
bewohnt. Ich habe mich oft für lange Stunden der Einsamkeit dorthin geflüchtet,
bis ich eines Besseren belehrt wurde. Das war, als ich erkannte, dass ich
niemals einen Baum oder eine Blume oder auch nur einen Grashalm malen könnte.«
Sie lächelte
eher träge. Er bemerkte, dass sie sich tatsächlich einmal in ihrem Sessel
zurücklehnte, ihr Kopf ruhte an der Kopfstütze.
»Warum?«,
fragte sie.
»Ich
bin immer mit den Händen die Baumstämme entlanggefahren«, erklärte er, »oder
habe mich sogar davor gestellt und die Anne darum geschlungen. Ich habe immer
Wildblumen in der Handfläche gehalten und Grashalme durch die Finger gezogen.
Es gab dort zu vieles, Jane. Zu viele Dimensionen. Ich rede Unsinn, oder?«
Sie,
schüttelte den Kopf und er erkannte, dass sie verstand.
»Ich
konnte nicht einmal annähernd begreifen, was es dort zu begreifen gab«, sagte
er. »Ich habe mich immer gefühlt wie soll man das Gefühl beschreiben?
Atemlos? Nein, das ist völlig unzureichend. Ich hatte das Gefühl, als befände
ich mich in Gegenwart eines ziemlich unergründlichen Geheimnisses. Und das
Seltsame daran war, dass ich es niemals ergründen wollte. Woher kam dieser
Mangel an menschlicher Neugier?«
Aber
sie wollte nicht zulassen, dass er sich selbst verspottete. »Du warst ein Zweifler.«
»Ein
was?«
»Manche
Menschen manche Menschen sind tatsächlich mit einer Beziehung zu Gott
zufrieden, in der sie ihn mit Worten definieren und mit Worten ansprechen
können. Es ist unvermeidlich, dass wir alle das natürlich in gewissem Maße tun.
Menschen arbeiten mit Worten. Aber einige wenige Menschen entdecken, dass Gott
weitaus größer ist als alle Worte aller Sprachen und Religionen der Welt
ausdrücken könnten. Sie erhaschen nur in der Stille verlockend nahe flüchtige
Blicke auf Gott in völliger Leere. Sie können nur mit Gott
kommunizieren, wenn sie alle Bemühungen aufgeben, es zu tun.«
»Verdammt,
Jane«, sagte er, »ich glaube nicht einmal an Gott.«
»Die
meisten Zweifler tun das nicht«, sagte sie. »Zumindest nicht an einen Gott, den
man mit Worten benennen oder beschreiben oder sich bildlich vorstellen kann.«
Er
lachte leise. »Ich habe es immer als gotteslästerlich empfunden«, sagte er, »zu
glauben, dass ich Gott eher in den Hügeln als in der Kirche finden könnte. Ich
habe immer Freude an der Blasphemie gehabt.«
»Erzähl
mir von Acton«, sagte sie ruhig.
Und das
tat en Er sprach ausführlich über das Haus und den Park, über seinen Bruder und
seine Schwester, über die Diener, mit denen er als Kind tagtäglich Kontakt
hatte, er sprach über seine Kinderfrau, über seine Spiele, seine Dummheiten,
seine Träume, seine Ängste. Er ließ ein Leben wieder auferstehen, das er vor
langer Zeit in einen dunklen Winkel seiner Erinnerung verbannt hatte, wo es,
wie er gehofft hatte, vollkommen verschwinden würde.
Schließlich
herrschte Schweigen.
»Jocelyn«,
sagte sie bald darauf, »lass das alles wieder ein Teil von dir werden. Es ist
ein Teil von dir, ob du
willst oder nicht. Und du liebst Acton weitaus mehr, als du erkennst.«
»Gespenster
der Vergangenheit, Jane«, belehrte er sie. »Gespenster der Vergangenheit. Ich
hätte keines davon herauslassen dürfen. Du solltest keine solch angenehme
Gesellschafterin sein.«
»Keines
dieser Gespenster scheint besonders bedrohlich«, bemerkte sie.
»Ah«,
erwiderte er, »du weißt nicht, was sich dahinter verbirgt, Jane.« Er erhob sich
und streckte ihr eine Hand hin. »Es ist an der Zeit, dich oben arbeiten zu
lassen.« Aber er grinste sie an, als ihre Augen Funken sprühten. »Und es ist an
der Zeit, dass du mich arbeiten lässt. Willst du das tun, Jane? Harte,
körperliche Arbeit? Ich werde dir zeigen, wie du mich reiten kannst, und du
kannst mich zu deinem Vergnügen benutzen, solange du willst. Komm und reite
mich bis zur Erschöpfung, Jane. Lass mich um Gnade flehen. Mach mich zu deinem
Sklaven.«
»Welch
ein Unsinn!« Sie erhob sich und legte ihre Hand in seine. »Ich will dich nicht
versklaven.«
»Aber
das hast du bereits getan, Jane«, sagte er sanftmütig, während seine Augen sie
anlachten. »Und erzähle mir niemals, dass meine Worte dich nicht erregt hätten.
Ich kann es an einem gewissen, verräterischen Erröten deiner Wangen und
Atemlosigkeit in deiner Stimme erkennen.«
»Ich
habe niemals behauptet«,
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