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02 - Von dir kann ich nicht lassen

02 - Von dir kann ich nicht lassen

Titel: 02 - Von dir kann ich nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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Jocelyn, du bist in jeder für dich wichtigen Beziehung ein
Mann. Du musst es wagen, noch vollständiger ein Mann zu sein, als du es diese
Woche in diesem Raum warst. Du hast ein erstaunliches Talent als Musiker und
ein Ehrfurcht einflößendes Talent als Maler. Du musst diese Talente weiterhin nutzen,
auch wenn ich wieder fort bin. Zu deinem eigenen Nutzen ebenso wie zum Nutzen
der Welt.«
    Es war
natürlich typisch für ihn, bewusst nur ein Detail aufzugreifen.
    »Also
wirst du mich verlassen, Jane?«, fragte er. »Um vielleicht besseren
Möglichkeiten entgegenzugehen? Zu jemandem, der dich neue Kniffe lehren kann?«
    Sie
erkannte die Ursache der Beleidigung. Ihr ernst gemeintes Lob hatte ihn
verlegen gemacht.
    »Warum
sollte ich dich verlassen«, sagte sie forsch, »wenn die Vertragsbedingungen für
mich so vorteilhaft sind, wenn du nicht derjenige bist, der geht?«
    »Was
ich natürlich unweigerlich tun werde«, sagte er und betrachtete sie aus
schmalen Augen. »Man durchlebt gewöhnlich eine oder zwei Wochen vollkommener
Verblendung, Jane, gefolgt von einigen weiteren Wochen schwindenden Interesses,
bevor die Beziehung letztendlich beendet wird. Wie lange bin ich jetzt schon
völlig verrückt nach dir?«
    »Ich
hätte gerne noch Zeit, andere Fähigkeiten als nur das Sticken zu üben«, sagte
sie, kehrte zu ihrem Sessel zurück, legte die Seidenfäden zusammen und steckte
sie in ihren Handarbeitsbeutel. »Der Garten muss noch weiter bearbeitet werden.
Und alle diese Bücher müssen gelesen werden. Und ich möchte viel schreiben.
Vermutlich wird meine Zeit, wenn dein Interesse erst schwindet, durch jegliche
Anzahl angenehmer Tätigkeiten bis zum Überfließen erfüllt sein.«
    Er
kicherte leise. »Ich dachte«, sagte er, »wir wollten uns in diesem Raum nicht
streiten, Jane.«
    »Ich
dachte«, erwiderte sie scharf, »der Duke of Tresham sollte nicht mit in diesen
Raum genommen werden. Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, diesen
garstigen, überheblichen Mann nicht über die Schwelle zu lassen. Unglaublich,
mir zu sagen, wann ich erwarten darf, dass dein Interesse nachlässt und wie lange
ich deine erlahmenden Gunstbezeigungen dann noch genießen darf Komm hierher und
erwecke den Eindruck, du glaubtest, mir einen Gefallen zu tun, Jocelyn, und du
wirst schneller wieder gehen, als du gekommen bist, glaube mir. Ich muss
einverstanden sein, denk daran, bevor du mich auch nur berühren darfst.«
    »Also
gefällt dir das Portrait?«, fragte er bescheiden.
    Sie
stellte ihren Handarbeitsbeutel ab und sah ihn aufgebracht an.
    »Musst
du immer versuchen, mich zu verletzen, wenn du dich selbst am verletzlichsten
fühlst?«, fragte sie. »Ich liebe es. Ich liebe es, weil du es gemalt hast und
weil es mich an diese Woche erinnern wird. Und wenn ich mehr über Malerei
wüsste, würde ich es vermutlich ebenfalls lieben, weil es ein großartiges
Kunstwerk ist. Ich halte es dafür, Jocelyn. Aber du müsstest schon einen
Experten fragen. Gehört das Gemälde mir? Darf ich es behalten? Für immer?«
    »Wenn
du es möchtest, Jane«, antwortete er. »Möchtest du es denn?«
    »Natürlich möchte
ich es. Und nun solltest du besser gehen, sonst wirst du dich zum Abendessen
verspäten.«
    »Abendessen?«
Er runzelte die Stirn und schien sich erst dann zu erinnern. »Oh, Abendessen. Zum Teufel damit. Ich werde hier bleiben und mit dir essen, Jane.«
    Ein
weiterer Abend ihres Monats, den sie in sich bewahren konnte.
    Sie tranken nach
dem Abendessen Tee, und er las ihr weiter aus Mansfield Park vor,
während sie entspannten ihrem Sessel saß. Danach saßen sie in geselligem
Schweigen beieinander, bis er erneut über seine Kindheit zu sprechen begann,
wie er es auch während der vergangenen zwei Abende getan hatte. Und wenn er
erst einmal begonnen hatte, schien er nicht wieder aufhören zu können.
    »Ich
glaube, du solltest zurückgehen, Jocelyn«, sagte sie, als er eine Pause
einlegte. »Ich glaube, du musst zurückgehen.«
    »Nach
Acton?«, fragte er. »Niemals! Nur zu meiner eigenen Beerdigung.«
    »Aber
du sprichst liebevoll davon«, sagte sie. »Wie alt warst du, als du fortgingst?«
    »Sechzehn«,
antwortete er. »Und ich schwor, niemals zurückzukehren, was ich, bis auf die
Beerdigungen, auch nicht getan habe.
    »Du
musst damals noch zur Schule gegangen sein«, stellte sie fest.
    »Ja.«
    Sie
stellte die Frage nicht. Das war für Jane so typisch. Sie würde niemals Neugier
zeigen. Aber sie hätte die Frage ebenso gut

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