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02 Winter am Ende der Welt

02 Winter am Ende der Welt

Titel: 02 Winter am Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Heinold
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Schneeweißchen und Rosenrot im Herzen und im Handeln rabenschwarz. Denn wer hat wohl den Zwerg in diese ganzen Zwangslagen gebracht, aus denen sie ihn dann scheinbar wohlmeinend befreien? Richtig, unsere beiden Schwestern.
    Ja. In der Tat. Das kommt gut. Wow. Ja, das gefällt mir.
    Und das Gute ist, dass es zwei Schwestern sind, sagt Clara, und sie ist sich nur noch nicht sicher, ob Rosenrot das Sequel oder die B-Story ist.
    Clara liest weiter und jetzt habe ich totalen Spaß dran. Am Ende des Märchens sage ich zu Clara: Und willst du mir damit irgendwas Bestimmtes sagen? Nö, sagt Clara, sie wollte mich einfach aufmuntern und außerdem erzählen, was sie so treibt, da in LA, und was ihre neuen Projekte sind, und jetzt muss sie los, ein Freund von Alan ist Stand-up Comedian und hat einen Auftritt in der Pizzaria um die Ecke und da wollen sie nicht zu spät kommen. Und mit Alan ist sie nach wie vor glücklich wie im Tal der wilden Rosen.

IV
     
    Angeblich soll man ja keine guten Vorsätze fürs neue Jahr fassen. Weil es nämlich sowieso schiefgeht. Das haben über Tausende von Jahren Millionen von Leuten bewiesen (einschließlich Anna und Clara und mir).
    Ich bin jedenfalls erstmal einfach froh, dass das alte Jahr vorbei ist. Ganz besonders die letzte Woche. Diese Woche zwischen Weihnachten und Sylvester, wo das alte Jahr eigentlich schon um ist und das neue noch nicht angefangen hat. Obwohl – das Ende ist dann ja gar nicht so schlecht gewesen. Jedenfalls besser als erwartet. Sogar sehr viel besser als erwartet. Plötzlich ist am Tag vor Silvester die Sonne rausgekommen und die Straße vor dem Haus war zum ersten Mal seit Tagen trocken. Rugged Moutain war mit allen seinen grau-weißen Zacken sichtbar. Halbschneebedeckte Gipfel vor hellblauem Himmel.
    April ist mit Peppermint vorbeigekommen und hat mich zu einem Spaziergang abgeholt und wir sind den Leiner River Trail entlang gelaufen und April hat mir aus ihrem Leben erzählt. Aufgewachsen in Lachine, einem Vorort von Montreal. An der Uni Mann aus Alaska kennengelernt und mit ihm nach Juneau gezogen und dort geheiratet. Normales Leben, so weit. Der Mann Ingenieur bei einer Firma, die irgendwas mit Wasserversorgung zu tun hat. April als Lehrerin an der Schule für die Kleinen. Die Planung für die eigenen Kleinen Jahr für Jahr nach hinten geschoben. Die Woche voller Arbeit. Und am Wochenende Einkauf in der Mendenhall Mall und Kino oder Konzerte.
    April hat mich gefragt, ob ich Juneau kenne. Aber ich kenne Juneau nicht, ich war noch nie in Alaska, ja noch nie in den USA, noch nicht mal in New York, und da würde ich wirklich gerne mal hin. New York – wie das schon klingt! Ja, da würde ich gerne mal hin.
    April sagt, Juneau ist wirklich eine nette Stadt, sogar die Franklin Street in Downtown, trotz der ganzen Touristen von den Kreuzfahrtschiffen, die in den Sommermonaten von Bord der Kreuzfahrtschiffe strömen und die Straßen überlaufen. Ich habe April von meiner Kindheit in Hamburg-Langenhorn erzählt. Hamburg liegt auch nördlich. Nördlicher als viele denken, übrigens. Ich habe April gefragt, was sie wohl meint, was nördlicher ist, Montreal oder Hamburg?
    Montreal, sagte April.
    Tja, sagte ich, Hamburg.
    Nicht zu fassen, sagte April. Das hätte sie nicht gedacht.
    Ich auch nicht, aber Anna und ich haben das mal gegoogelt, wegen einer Übersetzung oder irgendwas und da kam es raus: Montreal liegt auf dem Breitengrad von Mailand. Und Hamburg auf dem Breitengrad von, von … na nördlicher jedenfalls, und auf jeden Fall nördlicher als Mailand.
    Aprils Mann hat sie wegen seiner Sekretärin verlassen. Auch ein Klassiker. Also habe ich ihr von Jorge erzählt und April hat mich zu Silvester eingeladen. Und dann haben wir mit Jeff und Carl draußen auf Johns Farm gefeiert.
     
    Es war super. Carl hat von seiner Tante in Halifax eine Truhe mit alter Kleidung bekommen, die sie wiederum von ihrer Tante hat und die eigentlich ins Museum gehört, die Truhe mit der Kleidung, nicht die Tante, und die haben wir aufgemacht, also die Truhe, und uns so angezogen, dass wir zur Farm passten. Oder die Farm zu uns.
    Jeff und Carl haben weiße Hemden angezogen und darüber Westen. Eine grau-gemusterte für Carl, eine schlichte grüne für Jeff. April hat ein langes weites Kleid aus einem weiß-braun-gewebtem Stoff getragen, und ich habe ein dunkelblaues Kleid bekommen, auch lang und weit. Mit weißen Blusen drunter. Mit großem Kragen. Wir haben kurz die Hauben aufgesetzt. Und

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