020 - Im Todesgriff der Schreckensmumie
dann
gezeigt werden, wenn der betreffende Agent keinen anderen Weg mehr sah, eine
wichtige Person zu überzeugen.
Während Professor Wintersley einen Blick darauf warf, ließ es sich X-RAY-3
nicht nehmen, ihm zu sagen, dass er eigentlich ein erstaunliches Gastgeschenk
hatte mitbringen wollen: Die Skulptur einer vierarmigen Göttin!
»Sie wurde mir leider letzte Nacht gestohlen.« Larry wies auf die
beträchtliche Beule an seiner linken Stirnseite, die in der Zwischenzeit weder
dem Arzt noch dem Wissenschaftler entgangen sein konnte. »Mit Gewalt! Ich
wollte sie Ihrem New Yorker Kollegen Professor Bunter zurückgeben. Leider kam
es nicht dazu. Bunter wurde ein Opfer geheimnisvoller Gegner.« Als der Name
Bunter fiel, zog der Professor hörbar die Luft durch die Nase.
»Wollte Bunter Sie nicht hier in London besuchen? Bestand nicht die
Absicht, die aufgeteilten Manuskriptblätter zusammenzufügen und ...«
Der Professor nickte, und in seinem Blick war etwas, das Larry verstummen
ließ. »Es ist erstaunlich, wie groß Ihr Wissen ist, Mister Brent. Ich vertraue
Ihnen«, sagte der Gelehrte müde, und mit seinen Worten kam er zum eigentlichen
Thema, über das Larry sprechen wollte. Der Professor erhob sich und ging zum
Fenster. Dr. Fock gab Larry Brent mit einem Wink zu verstehen, dass er die
immer noch auf dem Boden liegende Schwester des Professors in das Schlafzimmer
tragen wolle. Die beiden Männer legten Ann Wintersley auf das Bett. Sie atmete
schon wieder regelmäßiger, und Dr. Fock war mit dem Zustand der alten Dame
zufrieden.
Larry trat hinter den wartenden Professor, der abwesend auf die Straße
hinunterstarrte.
»Von dort unten kam es, Mister Brent«, sagte er leise. »Genau wie gestern
Abend. Wie ein Gift schleicht es durch die Wände, fremde Gedanken, die sich in
meinem Gehirn festsetzen, die mir Befehle erteilen. Mein eigenes Ich wird in
eine schaurige Tiefe zurückgedrängt. Ich spüre es jedes Mal wenn es geschieht,
kann mich aber nicht dagegen wehren. Sie ist stärker als ich. Der Macht der
göttlichen Khto-Ysiro kann niemand widerstehen. Seit ich die Texte im Buch der Schwarzen Göttin entziffert habe, ist
mir klargeworden, worauf sich Eldin Jameson damals eingelassen hat.« Er wandte
sich ab. Bevor er den Vorhang vollends vorzog, überzeugte er sich noch einmal,
ob die Straße unten vor dem Haus auch wirklich frei war.
»Da ist niemand«, bestätigte ihm auch Larry Brent, der lediglich das alte
Vehikel des Arztes am Rand des Bürgersteigs stehen sah.
»Aber sie waren da. Von allein kommen die Gedanken nicht. Ich werde als
Werkzeug benutzt. Ich fürchte, dass die Intervalle zwischen den einzelnen
Anfällen, wenn Sie es einmal so bezeichnen wollen, immer kürzer werden. Man
will mich zermürben. Wenn mein Geist vollkommen erschlafft ist, werde ich
bereit sein, das Versteck des Buches der Schwarzen
Göttin preiszugeben. Ich bin in einer Sackgasse gelandet. Können Sie sich
vorstellen, wie gewaltig Hypnose sein kann? Eine Hypnose, wie sie uns völlig
unbekannt ist?« Er sah Larry Brent mit fragenden Augen an. »Für mich gibt es
keinen Zweifel mehr, Eldin Jameson hat durch die Lebenssymbole, die ich ihm zu
Anfang übersetzte, die Voraussetzung geschaffen, den mumifizierten Leib
Khto-Ysiros wieder zum Leben zu erwecken! Die Mumie schmuggelte er über Alexandria
nach Europa.« Er ging um den Tisch herum und setzte sich auf den breiten Diwan.
»Er ließ sie in sein Landhaus bringen, ein altes Ziegelsteinhaus zwischen der
Peripherie von London und Romford. Das Gebäude hat vor zweihundert Jahren
einmal einer Frau gehört, die wegen Hexerei auf dem Scheiterhaufen verbrannt
wurde. Eldin Jameson hatte schon immer ein Gespür und einen sechsten Sinn für
obskure Dinge. Und der Teufel soll's holen: Mit manchen Theorien hat er nicht
einmal so unrecht. Dass er Khto-Ysiros Grabkammer fand, ist Beweis genug. Wir
sollten uns alle ruhig verhalten, verlangte er von uns. Er würde sich zur
gegebenen Zeit wieder bei uns melden. Das war vor zehn Monaten. Seither haben
wir kein Lebenszeichen von ihm. Er ist wie vom Erdboden verschluckt.«
Der Professor machte eine kleine Pause. Mit zitternden Fingern griff er
nach der gestopften Pfeife, die auf dem Schreibtisch neben einem Stoß eng
beschriebener Blätter lag.
Larry nutzte die Pause, um eine Frage zu stellen, die ihn beschäftigte:
»Khto-Ysiro ist die vierarmige Priesterin, nicht wahr? Die kleine Skulptur, die
Bunter verloren hat, und wegen der man ihn offenbar
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