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020 - Zug der Verlorenen

020 - Zug der Verlorenen

Titel: 020 - Zug der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
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zum Wasser waren es gut und gern dreißig Meter. Vielleicht wären die beiden Taratzen fähig gewesen, der Wucht der Brandung zu widerstehen - alle anderen wären am Felsen zer- schmettert worden. Nein, sie mussten den Landweg nehmen…
    Bald schon tauchte die Karawane wieder in dichte Vegetation. Eine von steilen Felsen umgebene Bucht, die sich tief ins Land hinein schnitt, zwang sie zu einem Umweg durch das Gestrüpp.
    Dies war die Chance, auf die Matthew gewartet hatte!
    Der Pf ad, den die Andronenreiter bahnten, war nur an die zwei Meter breit, rechts und links stand das grün verfilzte Dickicht wie eine Mauer. Die Armbrustschützen würden nicht auf sie zielen können.
    Matt nickte Aruula unmerklich zu, und die Barbarin bedeutete, dass sie verstanden hatte. Eine bessere Möglichkeit würden sie nicht bekommen. Jetzt oder nie!
    Unvermittelt blieb Maddrax stehen und begann aus Leibeskräften zu brüllen, dass Sklaven wie Wächter jäh zusammenzuckten.
    »Da sind sie!«, schrie Matt. »Ich kann sie sehen! Sie kommen…!« Gleichzeitig zerriss er seine Fesseln - und stürzte sich im nächsten Moment kopfüber ins grüne Unterholz. Aruula stieß einen schrillen Schrei aus und folgte ihm auf dem Fuß, und auch die rechtlichen Fünf ihrer Gruppe verloren keine Zeit.
    Hals über Kopf suchten sie im Dickicht Zuflucht, während hinter ihnen auf dem Pfad nackte Panik ausbrach. Jene Sklaven, die nicht mitbekommen hatten, dass es sich nur um ein Täuschungsmanöver handelte, liefen durcheinander und verstrickten sich in ihren Fesseln. Die Wachen stolperten nicht minder konfus umher und stellten sich schließlich schützend vor die Sänfte ihres Anführers, der mit zitternder Stimme sinnlose Befehle kreischte.
    Kampfbereit, mit gesenkten Lanzen und schussbereiten Armbrüsten erwarteten die Sklaventreiber den Angriff der Fishmanta'kan - doch nichts regte sich.
    Im Wald blieb alles still, und auch die Gefangenen beruhigten sich wieder. Offenbar waren keine Fischmenschen in der Nähe - dafür stellte sich heraus, dass sieben der Sklaven spurlos verschwunden waren…
    »Geflohen?« Emroc bedachte den Wachmann, der ihm die unerfreuliche Botschaft überbracht hatte, mit einem vernichtenden Blick. »Was heißt das, sie sind geflohen?«
    »Sie…haben uns getäuscht, Meister«, gab der Wächter zurück, sein Haupt demütig gesenkt.
    »Sie sind uns entkommen, als wir Eure Sänfte beschützen wollten.«
    »So«, schnaubte Emroc wütend. »Um wen handelt es sich?«
    »Dieser Maddrax und die Barbarin waren dabei. Dazu der Wulfane, die beiden Taratzen und noch zwei weitere Männer.«
    Emroc verfiel in wütendes Gebrüll. Seine feiste Miene quoll auf wie ein Schwamm. Den Verlust der Taratzen hätte er verschmerzen können, aber Maddrax und der Wulfane hätten auf dem Sklavenmarkt von Plymeth ein kleines Vermögen eingebracht. Von der Barbarin ganz zu schweigen - für so ein Rasseweib bezahlten die Lords Unsummen…
    »Sollen wir sie verfolgen, Meister?«, fragte der Wächter, und ihm war anzusehen, dass er sich vor der Antwort fürchtete. Emroc ließ sich damit Zeit.
    So sehr ihn der Verlust schmerzte - er wollte nicht riskieren, seine Wachen bei die Suche nach den Flüchtlingen zu riskieren. Wenn ihnen etwas zustieß, blieben nicht mehr genügend übrig, um ihn zu beschützen - und sein eigenes Wohl war dem Sklavenmeister wichtiger als alles andere.
    »Nein«, gab er zähneknirschend bekannt, »wir lassen sie laufen. Die Fishmanta'kan werden sich um sie kümmern. Ihre neu gewonnene Freiheit wird ihnen nicht viel Freude machen…«
    Matt verdrängte den Gedanken für den Moment. Zuerst mussten sie nur möglichst weit weg vom Sklavenzug. Danach würde man weiter sehen.
    Im Laufschritt rannten sie durchs Unterholz, so schnell ihre geschwächten, gepeinigten Körper es zu ließen.
    Immer wieder blickte sich Matthew Drax um, vergewisserte sich, dass Aruula noch hinter ihm war. Sein Atem ging rasselnd, sein Pulsschlag hämmerte. Die Strapazen der letzten Tage und die ungenügende Nahrung machten sich be- merkbar.
    Dennoch zwang er sich, einen Fuß vor den anderen zu setzen und bahnte sich einen Weg durch das Unterholz. Sie mussten so viel Distanz wie möglich zwischen sich und Emrocs Schergen bringen. Zwar bezweifelte Matt, dass der Sklavenmeister den Mut aufbringen würde, sie verfolgen zu lassen, doch gab es noch einen anderen Grund, sich möglichst schnell vom Sklavenzug abzusetzen: Die Fishmacs.
    Bislang schienen sie sich hauptsächlich in

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