Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
020 - Zug der Verlorenen

020 - Zug der Verlorenen

Titel: 020 - Zug der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
Vom Netzwerk:
Dazu kam, dass sie fühlen konnte, was die anderen Sklaven empfanden.
    »Ich habe nachgedacht, Aruula«, raunte er ihr zu. »Emroc wird uns alle opfern, wenn wir hier bleiben. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese Kreaturen uns kriegen. Wenn wir fliehen, haben wir vielleicht eine Chance.«
    »Das denke ich auch«, gab die Barbarin zurück. »Aber es wäre unklug, alleine zu flüchten.«
    »Zu mehreren wären wir sicherer«, stimmte Matt zu. »An wen hast du gedacht?«
    »Arzak«, sagte Aruula nur.
    Matt nickte. Der Wulfane hatte sich in der Vergangenheit als zuverlässiger Kamerad erwiesen - immerhin waren sie zusammen schon einmal durch die Hölle gegangen.
    »Schön«, meinte er, »ich werde ihn fragen, ob er -«
    »Ich bin dabei«, verkündete plötzlich eine feucht klingende Stimme - es war Arzak, der unmittelbar hinter ihnen ging. »Gut für euch, dass keiner von Emrocs Wächtern in der Nähe ist«, meinte der Wolfsmensch mit breitem Grinsen, das sein furchterregendes Gebiss entblößte.
    »Die haben ja auch keine solchen Lauscher wie du«, meinte Matt mit einem Blick auf Arzaks aufgestellte Ohren.
    »Wann wollt ihr fliehen?«, hakte der Wulfane nach. »Ich kann es kaum erwarten, diesen Peitschen schwingenden Idioten Lebewohl zu sagen.«
    Da schlossen Chip und Dale zu ihnen auf.
    Offenbar hatten auch die beiden Taratzen mitbekommen, dass hier eine Verschwörung im Gange war. Matt spürte ein unangenehmes Kribbeln im Nacken - wenn jetzt auch noch die Sklaventreiber aufmerksam wurden, war ihr Plan geplatzt.
    Mit heiserem Krächzen meldete sich Chip zu Wort: »Wollt fliehen? Wir dabei!«
    Aruula verzog unwillig das Gesicht. Sie hatte in den Taratzen von klein auf immer nur Todfeinde gesehen.
    Dass Chip im Tal des Todes ihr Leben gerettet hatte, brachte Aruulas Weltbild ins Wanken - aber es fiel ihr sichtlich schwer, sich zu lösen von der anerzogenen Abneigung gegen die gefräßigen Rattenkreaturen, die auch Menschenfleisch nicht verschmähten.
    »Mein Gehör ist gut, aber der Geruchssinn der Taratzen ist ausgeprägter als meiner«, gab Arzak zu bedenken. »Wir sollten die beiden mitnehmen.«
    »Also gut«, meinte Matt mit einem kurzen Seitenblick auf Aruula, die kaum sichtbar nickte.
    »Dann wären wir also fünft.«
    »Sieben«, knurrte Grath - der Hüne machte seinem Ruf, seine Ohren überall zu haben, wieder alle Ehre. »Ich und Nerk kommen auch mit.«
    »Kommt nicht in Frage«, wehrte Matt ab.
    »Ihr beide macht nichts als Schwierigkeiten.«
    »Ach ja?«, fauchte Grath. »Auch gut, Maddrax. Bestimmt interessiert sich Emroc für das, was ihr vorhabt. Vielleicht lässt er mich für diese Information sogar in seinem Zelt übernachten.«
    »Elender Verräter!«, zischte Aruula. In ihrer Wut hätte sie sich am liebsten auf den hämisch grinsenden Hünen gestürzt, doch Matt hielt sie zurück. Auch er hatte keine Lust, sich von Grath erpressen zu lassen, aber wenn sie die Aufmerksamkeit der Wachen auf sich zogen, war ihre Flucht zu Ende, noch bevor sie begonnen hatte.
    »Also gut«, sagte er nur.
    Grath sandte ihm einen Blick, der deutlich erkennen ließ, dass er Maddrax genau so wenig traute wie der ihm. »Wann?«, fragte der Hüne leise.
    »So bald wie möglich«, gab Matt zurück.
    »Wir haben schon genug Zeit verloren. Achtet auf mein Zeichen.«
    »Dein Zeichen? Was für ein Zeichen?«
    »Du wirst es wissen, wenn es so weit ist…« Der Marsch führte weiter an der Küste entlang. Immer wieder warfen sich Matt und Aruula verstohlene Blicke zu, verständigten sich mit den anderen durch Handzeichen. Chip und Dale hatten es in den vergangenen zwei Stunden geschafft, die Fesseln der Sieben so weit anzunagen, dass sie sie mit einem kräftigen Ruck würden zerreißen können. Wären die Wa- chen nicht so sehr mit sich selbst und Emrocs Schutz beschäftigt gewesen, hätte die Aktion bedeutend länger gedauert. Jetzt kam es nur noch darauf an, den richtigen Zeitpunkt zu finden…
    Über einen flachen Hang erreichte der Zug eine schmale Talsohle, durch die ein Bach plätscherte. Ein Stück hangabwärts ergoss sich der Wasserlauf über die Klippen ins Meer. Der Scout, der auf seiner Androne an der Spitze des Zuges ritt, gab Anweisung, dem Bach bis zur Klippe zu folgen. Danach ging der Marsch weiter über den Rest einer schroffen, fast schwarzen Klippe, an die das tiefblaue Wasser des Ozeans brandete.
    Einige Sekunden lang erwog Matt, seinen Leuten das Zeichen zu geben und von der Klippe zu springen - doch bis hinunter

Weitere Kostenlose Bücher