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020 - Zug der Verlorenen

020 - Zug der Verlorenen

Titel: 020 - Zug der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
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kleiner scharfer Zähne zu sehen waren. Flossenkämme ragten vom Kopf der Kreatur auf und hingen von Arm- und Beingelenken ihres dünnen schuppigen Körpers herab, dessen aschgraue Färbung Matt vermuten ließ, dass es sich um einälteres Exemplar seiner Gattung handelte.
    Der Fischmensch stand leicht gebückt vor ihm. Die Lederpanzerung, die er trug, war abgetragen und speckig, seine dünnen schuppenbesetzten Arme und Beine wirkten irgendwie krank und brüchig. An ihren Enden befanden sich vielgliedrige Extremitäten mit Schwimmhäuten, mit denen die Kreatur eifrig gestikulierte.
    »Ich hoffe, ich habe Sie nicht erschreckt…« Matt wusste nicht, worüber er mehr verblüfft sein sollte - über die Erscheinung der absonderlichen Kreatur oder über die Tatsache, dass sie nicht das simple Kauderwelsch der Nomadenstämme oder der Inselvölker sprach, sondern seine Sprache: Feinstes, reines Englisch, wenn auch mit leichtem Akzent. Auf keinen Fall war das die tierhafte Kreatur, die nach all den grausamen Vorkommnissen erwartet hätte.
    Vorsichtig taxierte er den Fischmenschen und stellte zu seiner Verblüffung fest, dass keinerlei Bedrohung von ihm ausging. Also blieb auch er ruhig. Im starren Blick der Kreatur lag etwas, das ihm sagte, dass er nichts zu befürchten hatte.
    »Sie…sprechen meine Sprache«, stellte er fest, um überhaupt etwas zu sagen, seine Stimme klang seltsam trocken und gepresst unter der Kuppel.
    »Ja«, gestand der Fischmensch ein und deutete ein Nicken an. »Die Sprache der Menschen - ich habe sie lange nicht mehr gesprochen, Maddrax. Über die Jahrhunderte bin ich darin ein wenig eingerostet…«
    »Wer sind Sie?«, wollte Matt wissen, nachdem der Fischmensch ja bereits alles über ihn zu wissen schien.
    »Ich bin das, was Ihre abergläubischen Artgenossen dort oben einen Fishmanta'kan nennen würden - wie ich diese pathetische Bezeichnung hasse. Wir bevorzugen es, bei unserem wahren Namen genannt zu werden. Wir sind Hydriten.«
    »Hydriten«, echote Matt, während er zu begreifen versuchte, wovon der Fischmensch sprach.
    »Mein Name ist Quart'ol«, stellte er sich weiter vor, und seine wulstigen Lippen vollführten etwas, das man mit viel gutem Willen als Lächeln identifizieren konnte. »Ich bin…wareiner der führenden Wissenschaftler meines Volkes.«
    »Ihres Volkes?«, erkundigte sich Matt und machte eine Handbewegung, die die Kuppel und das gesamte Unterwasserversteck einschloss. »Wie viele von Ihnen gibt es?«
    Der Hydrit gab ein keuchendes Schnappen von sich, das wohl so etwas wie ein Lachen sein sollte.
    »Erwarten Sie, dass ich darauf antworte, Maddrax?«
    »Nein«, gab Matt zurück und gestand sich ein, dass es eine ziemlich dämliche Frage gewesen war.
    »Geduld, mein junger Freund«, meinte Quart'ol. »Ich weiß, dass Sie viele Fragen haben - aber alles zu seiner Zeit. Zunächst sollten Sie wissen, dass wir Ihnen keinerlei Schaden zufügen wollen. Die Hydriten sind keine Bedrohung für die Menschen. Zu allen Zeiten…war es eher umgekehrt.«
    »Ach ja?«, erkundigte sich Matt kalt.
    »Warum haben dann alle Bewohner der Küstenregion Angst vor Ihnen? Warum stellen Sie an den Grenzen zu Ihrem Territorium diese makabren Vorrichtungen zu Schau? Und warum ermorden sie wehrlose Menschen auf bestialische Art und Weise?«
    »Das ist eine der Eigenschaften, die ich an euch Menschen stets bewundert habe«, entgegnete Quart'ol ruhig.
    »Ihr verliert keine Zeit, kommt gleich zur Sache. Weder ein Kometeneinschlag noch ein halbes Jahrtausend der Barbarei können euren Tatendrang bremsen. Das ist leider auch der Grund für eure Fehler…«
    »Ich will Antworten«, drängte Matt, dem die Geheimniskrämerei ziemlich auf die Nerven ging. Quart'ol schien es geradezu Freude zu machen, Matt hinzuhalten, um mit ihm zu spielen.
    »Antworten«, wiederholte Quart'ol gedehnt.
    »Gut, Maddrax, Sie sollen sie bekommen - aber es wird Ihnen nicht gefallen, was Sie erfahren.«
    »Damit kann ich leben«, gab Matt zurück.
    »Wir werden sehen«, erwiderte der Hydrit mit undurchschaubarem Lächeln. »Dass die Küstenbewohner sich vor uns fürchten, ist gut so und für unser Überleben wichtig. Mehrmals in der langen Geschichte unseres Volkes waren die Menschen nahe daran, mein Volk zu vernichten und auszulöschen. Deshalb haben wir diese abschreckenden Gerüchteüber uns in die Welt gesetzt. Wir haben Schiffe attackiert und Küstensiedlungenüberfallen, um das Wort von den furchtbaren Fishmanta'kan zu verbreiten.

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