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0200 - Ich stieß das Tor zur Hölle auf

0200 - Ich stieß das Tor zur Hölle auf

Titel: 0200 - Ich stieß das Tor zur Hölle auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Band aufgelegt, so dass sie das Gespräch mit ihrem Medium aufzeichnen konnte.
    Neben der Anlage bedeckten Regale die Wand. Sie waren vollgestopft mit Büchern, meist Fachliteratur. Es waren alte Werke darunter. Tanith hatte sie nur unter großen Schwierigkeiten erworben, denn Bücher des Spätmittelalters gab es so gut wie nicht mehr zu kaufen, auch wenn man horrende Summen dafür bot.
    Gerade diese Literatur hatte es Tanith angetan. Was die Menschen damals schon alles gewusst hatten, war phänomenal. Und sie hatten Erklärungen für Phänomene gefunden, nach denen die moderne Wissenschaft heute vergeblich sucht. Nostradamus Weissagungen waren nicht zahlreiche von ihnen eingetroffen? Hatte dieser große Mann des Mittelalters mit seinen Worten nicht Ereignisse beschrieben, die die Menschen der Gegenwart direkt betreffen? Auch hatte er den Untergang des Abendlandes vorausgesagt. In einigen Jahren sollte er stattfinden.
    Tanith dachte mit Schrecken daran, was sich im Reich der Dämonen abspielte. Welche Umstürze und Umstrukturierungen es dort gab, all dies deutete auf eine schreckliche Veränderung hin, die auch den Untergang des Abendlandes herbeiführen konnte. Ihr Blick traf das Gesicht des Mediums. Es war möglich, dass Tanith in den nächsten Stunden mehr erfuhr. Vielleicht auch etwas über die Weissagungen eines Nostradamus, denn Lucille war wandelbar. Sie konnte wirklich Dinge sehen, die anderen verschlossen blieben.
    Die Wahrsagerin war nicht ohne Grund an das hohe Bücherregal getreten. Sie holte etwas hervor, das auch an die Zeit aus dem Mittelalter erinnerte. Eine Kristallkugel. Sie stand auf einem schwarzen Ständer. Zwei geöffnete Hände waren nach außen gebogen und umfassten das Unterteil der Kugel. Die Kugel selbst schimmerte weißrot. Das Glas bestand aus winzigen wabenförmigen Mustern, und wenn Licht auf die Kugel fiel, wurde es gebrochen und erzeugte ein geheimnisvolles Bild, das aus der Jenseitswelt in die Kugel projiziert wurde. Manchmal verzerrt, dann wieder klar und scharf. Mit beiden Händen umfasste die Wahrsagerin die Kugel und stellte sie auf den Tisch.
    Lucille lag bereits rücklings auf der Couch. Sie hielt die Augen halb geschlossen, ihr Gesicht hatte weichere Formen angenommen, ein Zeichen, dass sie sich konzentrierte. Die Astrologin kannte ihre Medien genau. Sie wusste auch, dass Lucille nicht gestört werden durfte. Selbst das Ticken der alten Wanduhr störte sie, deshalb stellte Tanith die Uhr ab.
    Dann setzte sie sich an den Tisch. Und zwar so, dass sie ihr Medium anschauen konnte. Tanith schaute über die runde schwarze Platte hinweg und blickte in das Gesicht ihres Mediums.
    »Wie fühlst du dich, Lucille?«
    »Gut.«
    »Können wir beginnen?«
    »Ja.«
    Tief atmete Tanith durch. Auch sie war innerlich erregt, und es gelang ihr nicht, diese Nervosität abzuschütteln. So etwas geschah höchst selten. Sie schüttelte sich, als würde ein Schauer über ihren Rücken rieseln. Instinktiv ahnte die Frau, dass etwas Großes, aber auch Unheimliches bevorstand. Und eine innere Stimme sagte ihr, die Finger davon zu lassen. Sie sollte die Geister nicht wecken, die im Verborgenen lauerten. Andererseits wollte sie es endlich wissen, und sie begann mit der Seance…
    ***
    Lange war ich nicht weggetreten, aber das Erwachen war ebenso schlimm, als hätte ich mich für einen halben Tag im Reich der Träume befunden.
    Als ich die Augen aufschlug, da dröhnte etwas in meinen Ohren. Ein rhythmisches Hacken, das jedoch verstummte, weil ich mich zur Seite bewegt hatte.
    Eine Frauenstimme kreischte: »Da, sieh doch, Charles! Dieser Kerl. Er liegt da.«
    Charles lachte hart. »Wahrscheinlich betrunken.«
    »Widerlich, diese Penner.«
    »Dabei sieht er gar nicht so aus.«
    »Komm, Charles, das hört sich ja an, als hättest du Mitleid mit dem Kerl.«
    »Naja, ich…«
    »Denkst wohl daran, wie du mal so gelegen hast!«
    »Habe ich nie, Maggie. Ich habe mir wohl mal einen gegönnt, aber ich bin immer noch auf meinen eigenen Füßen nach Hause gekommen. Aufgelesen hat mich nämlich noch niemand.«
    »Dann bleib nicht länger stehen.«
    »Okay.« Wieder die Schritte. Diesmal hastiger, als sie sich entfernten. Dann schlug eine Tür zu, und ich hatte Ruhe.
    Wie eine gewaltige Wurst sah der Reifen neben mir aus. Ich lag so nahe bei ihm, dass ich genau das Profil erkennen konnte, und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass der Reifen zu meinem Bentley gehörte. Ich bewegte mich ein wenig zur Seite, wobei es in

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