0200 - Ich stieß das Tor zur Hölle auf
höllischen Reste spritzten über den Boden. Schleim und Knorpel, und ich hörte eine gewaltige Stimme, die durch die Tiefgarage hallte und aus den Schädelresten drang.
»Das Tor zur Hölle, Sinclair! Das Tor zur Hölle! Du wirst es sehen. Es wird aufgestoßen!… aufgestoßen… aufgestoßen…«
So schwang das Echo nach, bis es einer nahezu bedrückenden Stille Platz machte…
***
Ich stand da und hatte den Arm mit der Waffe sinken lassen. Hinter mir bockte Suko die Maschine auf. Ich vernahm die typischen Geräusche und dann seine Schritte, als er näher kam.
»John, was war los?« Ich hob die Schultern und schaute auf die Reste des gefährlichen Kugeldämons.
»Man wollte mich umbringen«, sagte ich leise.
»Der da?«
Suko deutete zu Boden.
»Ja.«
»Aber der war doch eine Kleinigkeit für dich! Ein Schuß aus der Waffe, und er war erledigt.«
»Nur hatte ich die nicht.«
»Du hast doch deine Beretta immer bei dir.«
»Ja, eigentlich schon, aber diesmal…« Ich hob die Schultern. »Komm, das erzähle ich dir oben.«
Ich holte meinen Einsatzkoffer aus dem Kofferraum und schloss den Wagen ab. Mit dem Lift zischten wir hoch. Erst jetzt fiel Suko auf, dass ich ziemlich lädiert aussah.
»Du bist ja verletzt!« rief er.
»Wo?«
»An der Stirn, da wächst dir ein Horn.«
»Das habe ich meinen Freunden zu verdanken.«
»Welchen?«
»Gleich, warte.«
Der Lift hielt. Türen schwangen auseinander, wir verließen ihn und sahen Shao, die vor der Wohnung mit Einkaufstüten in der Hand wartete.
»John, wo kommst du denn her?« fragte sie erstaunt, als wir auf sie zu schritten.
»Aus der Garage.«
»Und?«
»Lass ihn«, mischte sich Suko ein. Er merkte, dass es mir nicht besonders ging.
Ich schloss die Tür auf und betrat meine Wohnung. Shao und Suko folgten mir. Den Mantel hängte ich an die Garderobe. Er zeigte noch den Schmutz der Tiefgarage. Da war wieder eine Reinigung fällig. Der Besitzer des Geschäfts verdiente sich an mir eine goldene Nase.
»Kann ich was für dich tun?« fragte der Chinese.
»Ja, zwei Kopfschmerztabletten.«
»Ich hole sie«, sagte Shao schnell.
Ich warf mich in den Sessel im Wohnzimmer und stützte meinen Kopf in beide Hände. Ein paar Mal atmete ich tief durch und schloss die Augen. So blieb ich sitzen.
»Nun erzähl mal«, sagte der Chinese.
Ich berichtete in wenigen Worten von dem ersten Überfall, vom nicht Reagieren des Kreuzes und dem Auftauchen des gefährlichen Kugeldämons. Einmal unterbrach ich die Erzählung nur, um die beiden Tabletten zu schlucken, die Shao gebracht hatte. Mit Wasser spülte ich nach. Meine beiden Freunde waren erstaunt.
»Das Kreuz hat nicht reagiert?« flüsterte Suko.
»Nein.«
»Aber wie ist das möglich?«
»Ich weiß es nicht.«
»Zeig doch mal.«
»Es steckt in der Manteltasche.«
Suko ging in die Diele und holte es. Als er zurückkam, hielt er das Kreuz auf seiner flachen Hand. Er schüttelte den Kopf.
»Das verstehe ich nicht.«
»Ich auch nicht.«
Er gab es mir. Ich schaute mir das Kreuz an und auch die Kette. Ich sah das Erbe der Erzengel, das Allsehende Auge und all die anderen geheimnisvollen Zeichen. Wie oft hatte ich mich auf das Kreuz verlassen, wie oft hatte es mich aus lebensgefährlichen Situationen gerettet, und jetzt versagte es. Das musste einen Grund haben.
Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Ich erlebte noch einmal die Szene, als ich mein Kreuz in die Hand nahm und damit gegen den Kugeldämon schlug. Er war nicht vergangen! Und das irritierte mich nicht nur, es hatte mir auch einen Schock versetzt. Je länger ich darüber nachdachte, umso stärker wurde mir bewusst, dass ich meine wertvollste Waffe verloren hatte. Ich war den Kräften aus dem Jenseits zwar nicht hilflos ausgeliefert, zumindest aber sehr geschwächt.
Noch waren es Gedanken, doch sie formierten sich zu regelrechten Szenen. Ich sah mich im Geiste schon Asmodina oder Tokata und Vampiro-del-mar gegenüberstehen ohne Kreuz. Sicher, gegen manche Dämonen war selbst das Kreuz zu schwach, aber in Verbindung mit den vier Erzengeln hatte es sich als Waffe mehr als einmal bewährt. Und jetzt? Es reagierte nicht mehr. Irgendetwas war geschehen, für das ich keine Erklärung hatte. Es musste passiert sein, als ich nicht dagewesen war. Aber verdammt noch mal, ich hatte mein Kreuz immer bei mir getragen. Ich legte es nicht einmal nachts im Bett ab. Und trotzdem war etwas mit ihm geschehen. Das ging über meinen Horizont. Wann hatte man das Kreuz
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