0202 - Das Halsband des Todes
nicht genau nach, weil sie ja in dem ihm bekannten Etui lag. Er bezahlte. Die echten Perlen hatte Serges Frau, Lil. Wahrscheinlich hat er sie ihr gegeben.«
Ich zog das Seidenpapiersäckchen aus der Tasche, in dem ich die Perlenkette der letzten Zarin verwahrt hatte. Wie ich sie jetzt in der Hand hielt, sah sie aus wie ein billiger Karnevalsschmuck, und dabei hatte das Halsband drei Menschen das Leben gekostet und würde einen vierten in die Gaskammer bringen.
»Ich will Sie nicht lange quälen, Joan«, sagte ich noch. »Nur eines möchte ich von Ihnen wissen. Was wusste Milano von Missis Wassilof, das ihm so große Gewalt über sie gab? Schließlich hat er sie brutal erpresst.«
»Es ging um Serge, den sie so abgöttisch und unvernünftig liebt. Serge hat Schecks auf ihren Namen gefälscht, und zwei dieser Schecks hatte Milano in seinem Besitz. Immer wieder drohte er mit Anzeige, und Sie wissen ja, wie schwer bei uns Scheckfälschung betraft wird.«
Die Pflegerin, die getan hatte, als höre sie nichts, hob jetzt den Kopf.
»Die Patientin sollte nicht so viel sprechen«, sagte sie.
»Oh. Es schadet mir gar nichts. Ich bin schon wieder ganz gesund«, protestierte Joan und versuchte sogar zu lächeln. »Weiß Missis Wassilof, was geschehen ist?«
»Ich bin gerade im Begriff, zu ihr zu fahren. Soll ich sie grüßen? Schließlich sind Sie ja letzten Endes schuld, dass es mir gelungen ist, die Perlen zurückzubekommen und eine ganze Reihe von Verbrechen aufzuklären.«
»Ja, bitte tun Sie das.«
***
Es war ein Uhr, als ich in der 37. Straße ankam.
Bis auf das bewusste Zimmer war das Haus dunkel. Ich musste mehrere Male klingeln, bis der Diener mir mit verschlafenem Gesicht aufmachte.
»Missis Wassilof«, sagte ich.
»Ich glaube nicht, dass die Generalin jetzt noch zu sprechen ist«, erklärte er von oben herab, aber ich hatte keine Neigung mich aufhalten zu lassen.
Ich schob ihn zur Seite und klopfte.
»Scher dich zum Teufel«, schimpfte die mir so bekannte raue Stimme, aber ich dachte nicht daran, dieser freundlichen Aufforderung zu folgen. Ich trat ein.
Die Frau lag auf der Couch und hatte die Whiskyflasche an den Hals gesetzt. Es gurgelte, als sie den letzten Schluck trank, und dann ließ sie die Flasche einfach fallen. Sie rollte über den Teppich und stieß klirrend gegen ein Tischbein.
»Wenn Sie noch nüchtern genug sind, so möchte ich Ihnen Ihre Perlen wiederbringen«, sagte ich und nahm das bewusste Päckchen heraus.
»Lassen Sie mich in Ruhe«, knurrte sie. »Noch einmal lasse ich mich nicht drankriegen.«
»Kommen Sie zu sich, Missis Wassilof. Ich habe die echten Perlen. Hier sind sie.«
Sie drehte den Kopf herum und setzte sich mit einiger Mühe aufrecht.
»Wo haben Sie sie gefunden?«, fragte sie.
»Bei Ihrer Schweigertochter Lil.«
»Habe ich Ihnen das nicht sofort gesagt? Hätten Sie das schlechte Stück nicht gleich hochnehmen können? Ich habe ja gewusst, dass sie es war, die die Kette gestohlen hat.«
»So?«, lächelte ich. »Und wie ist es mit Serge?«
»Der dumme Bengel ist imstande, ein falsches Geständnis abzulegen, nur um seinen Liebling zu schützen.«
»So einfach ist das doch nicht, Missis Wassilof, aber wenn Sie nichts dagegen haben, so möchte ich noch ein paar Worte mit ihrem Sohn sprechen. Ich bin dabei, den Weg zu verfolgen, den die Kette genommen hat.«
»Wenn es unbedingt sein muss«, sagte sie in einem Ton, der mir verriet, dass sie jetzt, da sie die Perlen wieder im Besitz hatte, alles andere für überflüssig hielt.
Sie brüllte nach dem Diener und befahl diesem dann: »Bring mich zum Aufzug.«
Dann blickte sie auf die Perlen, überlegte einen Augenblick und sagte: »Seien Sie so gut, mir das Zeugs um den Hals zu hängen. Ich möchte es doch nicht hier liegen lassen.«
Nachdem ich ihrem Wunsch entsprochen hatte, sah sie recht dekorativ aus, so ungefähr wie ein geschmückter Weihnachtsbaum.
Schwankend erhob sie sich. Ich musste mit zugreifen, und als sie mir ihren Whiskyatem ins Gesicht blies, wäre ich fast umgefallen.
Ich zog es vor, über die Treppe nach oben zu gehen.
Serges Zimmer war immer noch verschlossen. Sie holte den Schlüssel aus der Tasche und öffnete. Ihr Sohn sah aus, als habe er jeden Tag mindestens einmal Prügel bekommen. Er war unrasiert, und sein Gesicht war verschwollen. Er saß da und blickte gar nicht auf.
»He! Der Mister G-man will dich etwas fragen.«
»Ja«, sagte er dumpf und gleichgültig.
»Bei welchem Juwelier
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