0203 - Blizzard über New York
Kerl keine Munition mehr, aber darauf hatte ich es nicht ankommen lassen können. Unter seinem Feuerschutz waren die drei übrigen Gangster getürmt. Der verletzte Ganove hatte auch den Wirt erschossen, dasselbe hätte er wohl mit mir gemacht, wenn nicht der umgekippte Tisch glücklicherweise zwischen dir und ihm gewesen wäre. Wenig später trafen die Beamten der City Police ein.«
Erst jetzt wurde ich gewahr, dass ich von uniformierten Polizeibeamten umringt war.
»Eine böse Geschichte«, brummte ich. »Solange der Schneesturm anhält, können die drei flüchtigen Gangster nicht erfolgreich gejagt werden.«
»Natürlich nicht«, sagte einer der Polizisten. »Dafür kommen die Banditen aber auch nicht aus der City heraus.«
»Manhattan hat 2230 Quadratmeilen Fläche und über zwei Millionen Einwohner«, entgegnete ich skeptisch. »Es dürfte ziemlich schwierig sein, unter diesen Umständen drei Gangster zu finden.«
»Du hast vorerst überhaupt Pause«, tadelte Phil. »Bei allem haben wir noch ganz gewaltig Glück gehabt. Sieht so aus, als habe Martens uns gezwungenermaßen in eine Falle gelockt. Wenn du auch schon mit mir in dem Korridor gewesen wärst, müsste Mr. High wohl oder übel für uns eine Leichenrede ausarbeiten. Woran hast du eigentlich erkannt, dass etwas faul ist?«
»Einfach genug. Martens hatte doch gesagt, die vier Männer seien von einem Schneeräumkommando und nur mal eben zu einer kurzen Pause in sein Lokal gekommen. Aber weder an ihren Schuhen noch an ihren Schaufeln konnte ich die geringste Spur Schnee entdecken. Nicht mal Schneewasser war auf dem Boden. Mit den Burschen stimmte also irgendetwas nicht. Wenn sie Maschinenpistolen bei sich haben, so dachte ich, können die Dinger nur auf ihren Knien liegen. Deshalb kippte ich den Tisch gegen die Ganoven, um zu vereiteln, dass sie ihre Schusswaffen hochbringen konnten. Pech war dabei, dass einer von ihnen noch im letzten Moment zurückspringen konnte.«
»Für ihn war das Pech aber noch größer«, meinte Phil. Er deutete abermals auf den zugedeckten Toten.
»Aber dich hat es auch ganz schön erwischt. Um Haaresbreite hätte dir das scharfe Schaufelblatt den Schädel gespalten. Zum Glück hattest du dich noch etwas abgeduckt, sodass bei dem seitwärts geführten Schlag nur die gewölbte Unterseite der Schaufel über deinen Kopf schrammte. Trotzdem fürchte ich, werden wir dich ins Bellevue-Hospital, das ist das nächste von hier, bringen müssen.«
»Sag mal, Phil, hat dich jemand auch auf den Kopf geschlagen?«
»Wieso?«
»Weil ich immer nur Hospital höre. Du wirst doch nicht im Ernst annehmen, dass ich krank feiere, während sich einige ganz üble Verbrecher die katastrophale Wetterlage zunutze machen, um New York zu tyrannisieren. Da muss jede Rücksicht aufhören, auch die Rücksicht auf einen brummenden Kopf, besonders wenn er einem G-man gehört.«
Phil grinste.
»Jerry, auf diesen Protest habe ich nur gewartet. Es ist das sicherste Zeichen dafür, dass du schon wieder einigermaßen fit bist. Dennoch werde ich den nächsten Arzt telefonisch hierher bitten, damit er dich untersucht. Besser ist besser. Ich habe nämlich den Eindruck, dass man allzu leicht einen kleinen Dachschaden bekommt. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass so viele Leute damit herumspazieren.«
Phil erkundigte sich bei den Polizisten nach der nächstgelegenen Arztpraxis. Ein Sergeant nannte die Adresse aus dem Gedächtnis: Dr. James Brooks, 198 Bowery, Parterre. Die Telefonnummer wusste er nicht. Dann fragte er, ob er mit seinen Leuten abrücken könne. Phil ließ ihn ziehen unter der Bedingung, dass er möglichst schnell die Mordkommission schicken würde. Dieses »möglichst schnell« war bei den gegebenen Verhältnissen allerdings ein sehr dehnbarer Begriff.
Phil brauchte nicht lange das Telefonbuch zu Rate zu ziehen. Die Nummer des Arztes war zwischen anderen wichtigen Nummern, Polizei. Feuerwehr, Hospital usw., auf einer Papptafel an der Wand über dem Telefon verzeichnet.
Phil hob den Hörer ab und wählte die Nummer.
***
Dr. James Brooks saß fröstelnd an seinem Schreibtisch und rieb sich die klammen Finger. Bei jedem Atemzug blieb der Hauch eine Weile in der eisigen Luft stehen. Die Heizung funktionierte nicht. Mit dem elektrischen Strom war anscheinend irgendetwas nicht in Ordnung.
Das Klingeln des Telefons schreckte ihn aus seinem Grübeln hoch. Mein Gott, dachte er, das wird doch nicht Mrs. Nelson sein.
Er streckte zögernd die
Weitere Kostenlose Bücher