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0203a - Wir standen auf der Abschußliste

0203a - Wir standen auf der Abschußliste

Titel: 0203a - Wir standen auf der Abschußliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir standen auf der Abschußliste
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entdeckt, darunter eine Sichel, die zwar nicht mehr rasiermesserscharf war, aber immerhin die Fesseln um meine Beine spielend durchschnitt.
    Bevor ich mich reckte und meine steifgewordenen Glieder massierte, horchte ich wiederum angestrengt nach draußen. Der Wagen, den ich vor langer Zeit gehört hatte, war abgefahren. Ich nahm an, daß Rice und der Linkshänder zum Kassieren weggefahren waren Von nebenan tönte ganz leise Schlagermusik, und ich vermutete, daß Grover, mein Wachhund, seinen Wachdienst mit einem Glas in der Hand nachging.
    Ich tastete mich zur Tür vor und untersuchte die Absperrung. Ein Schloß war nämlich nicht dran, von außen war lediglich ein Riegel vorgeschoben. Ich grub meine Finger zwischen Tür und Füllung und konnte die Tür einen geringen Spalt aufmachen. Aber das würde genügen. Ich tastete mich zurück, fischte die Sichel und schob sie mit der Schneide durch den Spalt in der Tür.
    Stück für Stück schob ich den Riegel zurück und dankte den Gangstern im stillen, daß sie das Ding so gut geölt hatten, denn es gab nicht den geringsten Laut von sich. Als der Riegel ganz zurückgeschoben war, nahm ich die Sichel als Waffe in die rechte Hand und öffnete behutsam die Tür.
    Die Schlagermusik wurde lauter, und ich hörte auch, wie ein Glas auf einer harten Unterlage klirrte. Leise wie eine Katze auf Mäusefang tappte ich vorwärts. Vor dem offenen Fenster verhielt ich kurz. Erst als ich nichts Außergewöhnliches hörte, blickte ich vorsichtig um die Ecke.
    Geblendet fuhr ich zurück, denn direkt unter dem Fenster leuchtete die Glatze von Grover. Aber der merkte nichts von der Gefahr, die sich im wahrsten Sinne des Wortes über seinem Haupte zusammenbraute Aber das lag nicht allein an meiner Lautlosigkeit, sondern der Kerl schien einfach zuviel Feuerwasser geschluckt zu haben.
    Der Rest war ein Kinderspiel Ich sprang hinunter, und im gleichen Moment bohrte ich ihm den Griff der Siechel in den Magen wie einen Revolverlauf. Völlig aus der Fassung gebracht, hob er ob dieser stummen Auf-, forderung beide Hände hoch und starrte mich an, als sei ich das Schloßgespenst.
    In aller Ruhe machte ich mit der Gardinenschnur nun meinerseits von Grover ein handliches Paket. Dann schleppte ich ihn in den Schuppen, und ich lege die Hand dafür ins Feuer, daß er noch immer kein Wort gesagt hatte, als ich den Riegel vor die Tür schob. Er war und blieb sprachlos vor Erstaunen.
    Ich rannte zurück in Grovers gute Stube und stellte das Radio ab. Nicht, weil ich absolut ein Gegner von Schlagern bin, aber ich wollte nicht überrascht werden, sollten Rice und der andere Gangster mit dem Wagen zurückkommen. Und dann machte ich mich an die Arbeit! Denn für mich stand fest, daß ich im Hauptquartier der Panther-Bande war.
    Leider wurde ich grenzenlos enttäuscht. Gewiß, ich fand einen der bekannten Drohzettel im Schreibtisch von Rice. Ich steckte das Blatt ebenso ein wie das Glas, das Grover benutzt hatte. Auch einen Metallfüller, der mit Fingerabdrücken übersät war, ließ ich mitgehen. Sogar meinen 38er fand ich auf dem Tischchen mit den vielen Flaschen wieder, aber das war auch schon ziemlich alles. Wohl entdeckte ich unter dem Schreibtisch einen Tresor, der in den Boden eingelassen war, aber als ich mir das Schloß näher ansah, hörte ich in der Ferne ein Auto, dessen aufheulender Motor ähnlich klang wie der, den ich vor einer Stunde hier gehört hatte.
    In fliegender Eile packte ich die Sachen, die ich ausgesucht hatte, ein und sprang,, weil mein Abgang schnell gehen mußte, durch das niedrige Fenster. Ich lief geradewegs auf das Wasser zu und warf mich an der etwas abfallenden Uferböschung zu Boden. Dann kroch ich in dieser Deckung auf die Umfassungsmauer zu. Leider war die ein Stück ins Wasser hineingebaut, und ich hatte keine große Lust, erst darum herumzuschwimmen. Als oben am Haus eine Wagentür mit Krachen ins Schloß fiel, und dann noch eine, hob ich den Kopf vorsichtig über den Uferrand.
    Ich sah noch die Rücken von zwei Gestalten, die im Haus verschwanden, und dann brüllte Rice auch schon:
    »Grover! Grover! Wo steckst du denn schon wieder?«
    Der war augenblicklich nicht in der Lage, eine Antwort zu geben, denn ich hatte ihn nicht nur gefesselt, sondern auch noch mit einem Knebel versorgt.
    Als die beiden Gestalten gerade im Haus verschwanden, setzte ich mit einem Satz über die ‘Mauer, und dann nahm ich die Beine in die Hand und lief wie ein Kaninchen, hinter dem ein Dutzend

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