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0206 - Der Panzerwagen brachte Blüten

0206 - Der Panzerwagen brachte Blüten

Titel: 0206 - Der Panzerwagen brachte Blüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Panzerwagen brachte Blüten
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Die Gegend war auch dementsprechend.
    Mächtige Ladekräne streckten ihre Arme in den Nachthimmel, aus den blinden Scheiben schmutziger Schuppen schimmerte Licht, dazwischen die dunklen Umrisse von Blechhütten, von Ladegutstapeln, von Gerümpel und Abfällen jeder Art.
    Es ist eine Gegend, in der die Faust und das Messer locker sitzen, in der Schlägereien zur Tagesordnung gehören und in der manch finstere Pläne ausgeheckt werden.
    Die fragwürdigen Kneipen ringsum mit den noch fragwürdigeren Besitzern tragen keineswegs zur Besserung der Verhältnisse bei.
    Die Rialto-Bar machte von außen und innen einen fast pompösen Eindruck, was ihren zwielichtigen Charakter eher unterstrich als abschwächte. Aber gerade solchen Lokalen gilt bisweilen mein Besuch, da ich darin nicht selten ganz unvermutet »liebe« Freunde antreffe, nach denen ich Sehnsucht habe.
    Man kann allerdings nicht sagen, daß diese Sehnsucht auf Gegenseitigkeit beruht. Bei einem solchen Studienbesuch am Mittag jenes Tages war die falsche Banknote in meine Hände geraten, vermutlich ein Zufall, dessen Folgen noch gar nicht abzusehen waren.
    »Hast du schon einen Kriegsplan?« fragte Phil, während ich das nächtliche Hafenmilieu auf mich wirken ließ. Ich hob die Schultern:
    »Das wird sich aus der Entwicklung der Lage ergeben. Zunächst gehen wir folgendermaßen vor: Du begibst dich in die Bar und nimmst links vom Eingang Platz, und zwar so, daß du sowohl die Tür zur Straße als auch die Theke im Auge behalten kannst. Ich komme in etwa fünf Minuten nach. Wir verhalten uns aber so, als ob wir uns nicht kennen, wenn ich den Raum verlasse, so folgst du mir im Abstand von fünf Minuten. Damit du mich gleich findest, markiere ich im Innern des Gebäudes meinen Weg durch Bleistiftstriche oder Kratzer in Hüfthöhe. Solltest du Schüsse hören, dann komme sofort nach. Ist das klar?«
    »In Ordnung«, nickte Phil, schob über die Straße und verschwand in der Rialto-Bar.
    Ich beäugte das Terrain um die Bar, ohne irgend etwas Verdächtiges feststellen zu können.
    Dann pendelte ich am Kai auf und ab.
    An den Docks Nr. 62 und 63 herrschte noch reger Betrieb. Zwei Frachtkähne wurden entladen. Offensichtlich handelte es sich um eilige Güter, denn eine ganze Reihe von Lastwagenungetümen war zu deren Abtransport aufgefahren.
    In der Zwischenzeit hatten etliche Besucher die Rialto-Bar betreten, so daß auch ich folgen konnte, ohne daß jemand einen Zusammenhang zwischen mir und Phil vermutete.
    Der Innenraum der Bar konnte von keinem Platz aus vollständig überblickt werden. Abgesehen von verschiedenen Nischen an den Seiten wurde der nicht eben große Saal durch Spanische Wände und weitausladende Blattpflanzen unterteilt. Die Tische waren nur mäßig besetzt, zumeist von kräftigen Seeleuten, die sich von mehr oder minder lockeren Damen den Landaufenthalt verschönen ließen.
    Die Musikbox in der Ecke wimmerte einen sentimentalen Schlager von Südsee, silbernem Mond und rauschenden Palmen. Die indirekte Beleuchtung, geschickt in den Pfeilern oder zwischen den Dekorationspflanzen versteckt, verbreitete eine intime Atmosphäre.
    Hinter der Kasse an der Theke stand ein Bursche, dessen blanker Eierkopf ohne Hals auf den Schultern saß, und der ganz die Figur eines Catchers ha),te.
    Auf diesen wenig sympathischen Zeitgenossen hatte ich es abgesehen, denn nur er konnte es gewesen sein, der mich mit dem falschen Fünfziger hereingelegt hatte.
    Indem ich die Spanischen Wände und die mächtigen Topfpflanzen als Deckung ausnützte, pirschte ich mich ungesehen an die Theke heran.
    Durch einen raschen Seitenblick vergewisserte ich mich, daß Phil auf dem Posten war.
    Nun stand ich hinter dem Ganoven, der mit einem Lappen an Biergläsern herumfummelte. Ich tippte ihm nachdrücklich auf die Schulter und grinste ihm impertinent ins Gesicht, als er seinen massigen Körper zu mir herumgewälzt hatte.
    Die Überraschung war vollständig gelungen! Ich habe noch nie ein Mondkalb gesehen. Aber es hat sicher Ähnlichkeit mit dem maßlos verblüfften, runden Gesicht meines Gegenübers. Die verschlagenen Augen schienen förmlich aus dem Kopf zu fallen, und der Unterkiefer klappte in die untere Endstellung und rastete dort hörbar ein.
    Augenblicke später wechselte der Ausdruck fassungslosen Erstaunens in den eines blöden Entsetzens, wie ihn jemand zur Schau tragen mag, auf den ein unausweichliches, fürchterliches Verhängnis zukommt.
    Dieser Mann hatte bestimmt mit allem

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