0206 - Der Panzerwagen brachte Blüten
nehme an, daß wir das gleich wissen werden. Wie ich sehe, sind unsere Sprengstoffspezialisten schon mit der Untersuchung beschäftigt.«
Ich schlenderte näher und sagte zu dem Leiter des Trupps:
»Hallo, Kenneth, können Sie sich schon ein Bild von den Vorgängen machen?«
»Wahrscheinlich wurde einer der neuartigen Plastiksprengstoffe verwendet. Genaueres kann ich erst sagen, wenn das Labor die Analyse…«
»Chemische Formeln interessieren mich nicht«, unterbrach ich ihn. »Wo war die Ladung angebracht, und wie wurde sie gezündet?«
»Mitten im Wagen, vermutlich in den Rückenlehnen der vorderen Sitze, so daß eventuelle Insassen sowohl auf den vorderen wie auf den hinteren Sitzen getötet werden mußten.«
Ich pfiff überrascht durch die Zähne. Kenneth führte weiter aus:
»Die Zündung erfolgte auf eine völlig neuartige Weise. An den Achsen aller vier Räder waren senkrechte Kontaktfühler angebracht, die auf den Boden stießen und den Zündstromkreis schlossen, sobald einer der Reifen beträchtlich an Luft verlor. Eine ähnliche Anlage findet man an Lastwagenanhängern, um im Führerhaus des Zugwagens durch ein Lichtsignal anzuzeigen, wenn ein Reifen defekt geworden ist.«
Ich stieß erregt die Faust in die Handfläche:
»Der Kerl, der sich das ausgedacht hat, ist ebenso raffiniert wie skrupellos. Er sucht mit allen Mitteln zu verhindern, daß einer seiner Leute lebend in die Hände der Polizei fällt. Er ging wohl von der Beobachtung aus, daß wir im allgemeinen einen flüchtenden Wagen dadurch stoppen, daß wir die Reifen zerschießen. Ob ich das nun von innen durch den Radkasten — tatsächlich hatte ich mich ursprünglich mit dieser Absicht getragen — oder von außen die Polizei, der ich vielleicht beim Vorbeifahren ein entsprechendes Zeichen hätte geben können, erledigt hätte, in jedem Fall sollten sämtliche Insassen getötet werden, bevor der plattgeschossene Wagen zum Stillstand kam. Wir werden morgen das Untersuchungsergebnis der Polizei von Peekskill über den explodierten Streifenwagen anfordern. Vielleicht war das Fahrzeug mit derselben Anlage versehen und ist nur durch einen zufälligen Plattfuß in die Luft geflogen. Was unternehmen wir jetzt noch?«
»Nach Hause tigern und an der Matratze horchen«, brummte Phil. »Den flüchtigen Mercury erwischen wir heute nacht doch nicht mehr, und Clumsy mit dem geraubten.-Zaster schon gar nicht.«
»Wahrscheinlich hast du recht«, räumte ich bekümmert ein. »Bist du dir eigentlich darüber im klaren, daß wir heute auf der ganzen Linie nichts als Pleiten zu vermerken haben? Zwar beleidigen jetzt fünf Gangster weniger Gottes Erdboden, aber das ist nicht unser Verdienst. Im übrigen konnte Clumsy seinen großen Coup ungestört durchführen und ebenso ungestört sich aus dem Staub machen. In der Rialto-Bar haben wir auch noch nichts Brauchbares entdeckt, und…«
Phil unterbrach mich:
»Du machst mal wieder in Pessimismus. Über die Bar können wir noch nichts Abschließendes sagen. Wir haben ja noch gar nicht richtig herumgeschnüffelt. Das könnten wir so nebenbei noch nachholen, bevor wir unseren Betrieb für heute einstellen.«
»Genau das wollte ich vorschlagen. Vielleicht finden wir in einem der Räume einen Hinweis auf einen möglichen Zufluchtsort der Rialto-Gang. Von dort gibt es bestimmt auch eine Verbindung zu Clumsy.«
***
Der Polizeibeamte bewachte immer noch die Leiche des Gangsters neben der Rialto-Bar.
Ich schlug die Decke zurück.
Es war wirklich kein schöner Anblick. Unwillkürlich erinnerte ich mich an die Redensart Crossfields. Hätte er mich nach Belieben bearbeiten können,, so würde ich jetzt wohl auch so aussehen, von Geschossen durchsiebt. Ich drängte den aufkommenden Ekel zurück und durchsuchte die Taschen des Toten. Nicht den kleinsten Fetzen Papier zog ich hervor, der auf die Identität des Toten hinwies.
Dieser teuflischen Gang unterliefen solche Fehler nicht.
Weil ich nichts Besseres entdeckte, hob ich einige Patronenhülsen auf und steckte sie in die Tasche.
Dann stapften wir durch den Hintereingang in das Gebäude der Rialto-Bar und stellten die Bude, in der die Gangster augenscheinlich getagt hatten, buchstäblich auf den Kopf.
Außer Geschäftspapieren, Rechnungen, Aufträge an Speditionsfirmen, Lieferscheinen und so weiter fanden wir nicht das geringste.
Die Gang mußte ihren Rückzug gut vorbereitet haben!
Da die Patronenhülsen den Rock herunterzogen und die Tasche ausbeulten, warf
Weitere Kostenlose Bücher