0207 - 1:0 für einen Gangster
bekanntlich auf Moral achten. Der Eigentümer dieses und die anderer Klubs hatten sich dadurch aus der Affäre gezogen, dass sie kleine Gucklöcher anbrachte, die jedoch jederzeit durch eine Klappe verschlossen werden konnten.
Wer geht denn auch schon bei seiner Liebsten in ein Séparée, wenn er weiß, dass er dauernd beobachtet werden kann? Diesen Umstand hatte sich der Fotograf zunutze gemacht. Zweifelhaft blieb nur noch, ob dieser Fotograf ein Einzelgänger gewesen war oder eine Gang angehört hatte. Das würde sich aber feststellen lassen.
Ich rief im Office an und bestellte mir zwei Leute der Bereitschaft zur Unterstützung. Die Cops hatten unbedingt die Mordkommission alarmieren wollen, aber es gelang mir, das zu verhindern. Es war schon genug Aufsehen entstanden. Zum Schluss wurde der-Tote durch die Hintertür abtransportiert, nachdem wir seine Taschen gründlich untersucht hatten.
Es fanden sich darin ein Ausweis auf den Namen Frank Withman, etwas über zweihundert Dollar, eine teure Kleinbildkamera und mehrere Ersatzfilme. Withman wohnte gar nicht weit entfernt in der First Avenue 197, und ich bat meine beiden Kameraden , dort sofort Haussuchung zu halten. Immer mehr verdichtete sich bei mir der Argwohn, dass der Bursche nur ein kleines Rädchen in der Erpresserorganisation war. Wenn er etwas Belastendes im Haus hatte, so würde man sich beeilen, um es beiseite zu schaffen.
Inzwischen hatte der Geschäftsführer das Publikum mit der Angabe, es habe sich bei dem Krach um explodierende Feuerwerkskörper gehandelt, beruhigt. Die Kapelle spielte wieder, es wurde getanzt, und das Ballett gab sich krampfhaft Mühe, den Laden wieder in Schwung zu bringen.
Die einzige, die dabei fehlte, war Fatima, die, wie sie mir anvertraute, Nita Loriot hieß und aus Toronto stammte. Sie war in Chikago groß geworden und erst seit etwas über einem Jahr in New York. Ich hatte darauf verzichtet, ein anderes »Konferenzzimmer« zu bevölkern und mich mit ihr in eine der kleinen Boxen des Lokals zurückgezogen.
»Es tut mir aufrichtig Leid, dass ich Sie gründlich in die Tinte geritten habe«, meinte ich. »Aber das wird sich wohl reparieren lassen. Auftreten dürfen Sie hier während der nächsten vierzehn Tage auf keinen Fall. Ich werde mit ihrem Chef reden, damit Sie Urlaub bekommen. Fahren Sie sofort weg, möglichst weit weg, bis ich Sie zurückrufe. Ich möchte nicht, dass Ihr nettes Figürchen Löcher bekommt.«
»Ich auch nicht«, beteuerte sie. »Aber wollen Sie mir nicht sagen, wovon ich eine Urlaubsreise bezahlen soll? So hoch ist mein Verdienst hier ja auch nicht.«
»Das wird sich finden. Für solche Fälle haben wir einen Fonds, und da werde ich eben etwas locker machen müssen.«
Nachdem also diese Angelegenheit zufriedenstellend geregelt war, erkundigte ich mich nach dem Mädchen, das ich bisher nur unter dem Namen Aischa kannte. Ich erfuhr, dass sie Grace Bossert hieß und in einem Apartmenthouse in der 92ste Street East wohnte. Mehr wusste Fatima-Nita nicht von ihrer Kollegin. Sie hatte niemals näheren Kontakt mit ihr gehabt.
Von irgendwelchen Erpressungen durch insgeheim aufgenommene Fotos wusste sie nichts, und ich glaubte ihr das sogar.
Um elf Uhr dreißig, nachdem auch die Urlaubsangelegenheit geregelt war, holte ich meinen Jaguar vom Parkplatz und nahm Nita Loriot am Hintereingang des Lokals in Empfang. Wohl oder übel musste sie mich ins Office begleiten, denn ich konnte und wollte es nicht riskieren, sie ohne Aufsicht zu lassen. Dort warteten wir auf meine beiden Kollegen, biss sie von der Haussuchung bei dem toten Fotografen zurückkamen.
Sie hatten eine Unmenge Negative und eine Anzahl von Abzügen und Vergrößerungen gefunden, die aber nicht zu Erpressungszwecken gedient haben konnten. Auch zwei belichtete Filme waren dabei die ich zusammen mit dem noch in der Kamera befindlichen zum Entwickeln gab.
Als dies erledigt war, brachte ich zusammen mit Tom Walter das Mädchen nach Hause. Ich bestand darauf, dass sie sofort einen Koffer packte und mit diesem in ein Hotel umzog. Ich versprach ihr, am Morgen das Reisegeld zu schicken und sie sicher zum Flugzeug bringen zu lassen. Sie hatte sich entschlossen, eine Tante in Oklahoma zu besuchen und mir fest versprochen, nicht unaufgefordert zurückzukommen.
Erst als ich nach Mitternacht zu Hause ankam, konnte ich die Ereignisse des Abends in Ruhe überdenken.
Die Schüsse hatten nicht mir sondern dem Mädel gegolten, weil sie im Begriff gewesen war
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