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0207 - Der Mann, der nicht sterben konnte

0207 - Der Mann, der nicht sterben konnte

Titel: 0207 - Der Mann, der nicht sterben konnte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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überrascht war er. Die beiden KGB-Männer drehten sich und richteten die Mündungen ihrer Waffen auf den Earl und die Horror-Oma.
    Sir Reginald straffte sich. »Soll ich abnehmen?«
    Rankin überlegte einen Moment. »Ja«, sagte er dann. »Nimm den Hörer auf. Aber kein falsches Wort.«
    »Nein.« Hochaufgerichtet schritt der Earl auf den Apparat zu. Er hielt sich wirklich tapfer und bewahrte auch in diesen schlimmen Situationen seine Würde.
    »Ja«, meldete er sich. Zum Glück hatte er den anderen seinen Rücken zugewandt, so daß diese nicht bemerkten, wie es in seinem Gesicht zuckte, als er durch den Hörer eine ihm wohlvertraute Stimme vernahm. Die seines Sohnes.
    Gespannt lauschten Rankin, die beiden Russen und auch Lady Sarah auf die Antworten. Besonders Mrs. Goldwyn zitterte. Sie war aufgeregt, ihre Zunge huschte über die Lippen, und sie betete, daß der Earl keinen Fehler machte.
    »Ja, das ist gut«, sagte er. »Nein, es geht nicht. Du mußt später kommen, nicht heute, ich bin beschäftigt.« Er lauschte und sagte dann: »Tut mir leid, auch in den nächsten Tagen nicht. Ich kann gesundheitlich nicht.« Wieder eine Pause, dann: »Ja, das werde ich veranlassen. Ich melde mich dann bei dir.« Er legte auf und wandte sich um.
    »Wer war das?« zischte Fjodor Rankin.
    »Ein Freund von mir. Wir spielen zusammen Bridge. Er wollte noch zwei Leute mitbringen, damit wir am heutigen Abend spielen können. Ich habe allerdings abgelehnt.«
    Rankin grinste. »Dein Glück, Vetter, dein Glück.«
    »Ja, bestimmt.« Der Earl schaute Lady Sarah an. Die Horror-Oma sah dessen verunstaltetes Gesicht, in dem das Blut inzwischen getrocknet war und einen langen Streifen hinterlassen hatte. Nur noch an der Lippe hingen ein paar Tropfen. Sarah Goldwyn glaubte, in den Augen des anderen so etwas wie Widerstand zu lesen, und sie nahm an, daß Sir Reginald gar nicht mit dem Bridge-Freund gesprochen hatte, sondern mit einem anderen Partner.
    Vielleicht war es sogar sein Sohn gewesen, denn er wollte an diesem Abend kommen.
    »So, das wäre erledigt«, sagte Fjodor Rankin und blickte auf die Leiche des Dieners. »Wir müssen sie wegschaffen. Wo gibt es hier einen Platz?« Auffordernd schaute er den Earl an.
    »Im Keller.«
    »Gut, dann dort hinein.« Der Befehl galt den beiden KGB-Agenten. »Aber schafft ihn von der Funkanlage weg. Irgendeinen Winkel werdet ihr wohl noch finden.«
    Die Männer nickten. »Sollen wir unten bleiben. Wir müßten Meldungen durchgeben.«
    »Meinetwegen.«
    Die Kerle bückten sich und hievten den Toten in die Höhe. Sie schleppten ihn quer durch die Halle, verschwanden hinter einer Tür und fanden dort den Gang, der zum Keller führte.
    Zurück blieben Sarah Goldwyn, Sir Reginald und natürlich Fjodor Rankin. Er fühlte sich als Herr der Situation, und das bewies auch sein Gesichtsausdruck.
    »Wollen Sie hier eine Spionage-Filiale errichten?« fragte der Earl.
    »Du hast es erfaßt, mein lieber Vetter.« Unter dem Kronleuchter blieb der andere stehen.
    »Sie werden irgendwann auffliegen«, sagte Sir Reginald.
    »Möglich, aber wer will mir etwas? Gegen mich, gegen den Mann, der nicht sterben kann, kommt niemand an.«
    »Und wieso können Sie nicht sterben?« wollte Lady Sarah wissen. »Jeder Mensch stirbt.«
    »Ich bin nicht jeder!«
    »Dann wollen Sie uns Ihr Geheimnis nicht verraten?« forschte die Lady weiter.
    Fjodor Rankin dachte nach. »Warum eigentlich nicht? Schaden kann es nicht. Und gefährlich könnt ihr mir nicht werden. Wenn man mich entdeckt, ist das gleichzeitig euer Tod, denn ihr seid nicht unsterblich wie ich.«
    Da hatte er recht.
    Er begann, auf und ab zu wandern. »Ich bin in Rußland geboren und habe dort auch gelebt. Allerdings nicht in dem Rußland, das ihr vielleicht kennt, sondern in Sibirien. Eines Tages passierte es. Ich war allein im Wald und fällte Holz, es war schon dämmrig, und plötzlich stand der Himmel in Flammen. Grelle Blitze rasten über ihn hinweg, der Erde entgegen. Ich wurde eingehüllt in einen silbernen Mantel, Kräfte zerrten an meinem Körper, ich schrie verzweifelt, doch es half alles nichts. Das andere war stärker. Es riß mich mit. Hinein in einen gräßlichen Strudel. Als ich wieder erwachte, lag ich noch an dem gleichen Fleck. Nur der Wald hatte sich verändert. Die Bäume waren abgestorben, ich roch Rauch und Qualm und sah flüssiges Metall aus dem Erdinnern steigen. Wie ich überleben konnte, wußte ich nicht. Auf jeden Fall rannte ich weg. Ich wollte

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