0208 - Die sieben Leben des Vampirs
Fehlern gefeit.«
Plötzlich sprang Zamorra auf. »Apropos Fehler«, sagte er.
»Fast hätte ich es vergessen. Bill wollte doch kommen! Wie war das noch mit dem Termin? Etwa schon heute?«
Nicole schüttelte den Kopf.
»Ich habe daran gedacht, mein Lieber. Ich weiß es sogar noch auswendig. Heute nachmittag hält er an der Hochschule in Bochum einen Vortrag, und morgen in sündhafter Frühe fliegt er von Düsseldorf nach Paris und dann nach Lapalisse weiter. Wenn keine der Maschinen Verspätung hat und Bill nicht verschläft, können wir ihn kurz vor zwölf Uhr in Lapalisse abholen.«
Zamorra nickte. »Herrlich. Der alte Knabe macht sich in letzter Zeit auch immer rarer… bin gespannt, ob er schon mehr über die nächste Expedition in die Blaue Stadt weiß.«
Nicole zuckte mit den Schultern. »Was zieht dich eigentlich so sehr in diese Staubstadt?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Zamorra. »Ich fühle nur, daß es dort ein Geheimnis gibt, das uns vielleicht weiter hilft in unserem Kampf gegen die Schwarze Familie.«
»Dann werden wir ja sehen, was Bill uns zu erzählen hat«, schloß Nicole. »Vielleicht können wir den Vampir auch gemeinsam jagen.«
Am Urdbrunnen aber saßen die Nornen und spannen die Schicksalsfäden, verknüpften sie zu einem engmaschigen Netz, aus dem es kein Entrinnen mehr gab. Die Menschen jedoch waren ahnungslos…
***
Es war Angela Mosach deutlich anzusehen, daß ihr die Einquartierung nicht sonderlich behagte, und das bestimmt nicht, weil Bill Fleming für sie ein vollkommen Fremder war.
Es lag wohl mehr daran, daß sie der »Spökenkiekerei«, wie sie es nannte, nichts abgewinnen konnte, und selbst Manuela hatte darauf verzichtet, ihr zu erklären, daß Spökenkiekerei noch etwas völlig anderes war als das, was hier geschah.
Gegen Abend hatten sie sich in der kleinen Wohnung eingefunden. Ulrica klammerte sich an die Hoffnung, daß der blonde Amerikaner Recht hatte und seine Falle funktionieren würde. Denn sie wußte, daß sie noch mehrere Alpträume dieser Art nicht mehr verkraften würde.
Ganz besonders, da ihre Nerven durch die studiumsbedingten Umstände schon in Aufruhr waren…
Manuela Ford und Bill Fleming gingen die Angelegenheit in völliger Ruhe an. Bill hatte an der Seite seines alten Freundes Zamorra schon so manche Schlacht geschlagen, und Manuela, in diesen Dingen auch nicht mehr völlig unbedarft, vertraute seinem Wissen und Können.
Bill hatte es wahrhaftig fertiggebracht, einen Eichenpfahl aufzutreiben, den er sorgfältig angespitzt hatte. Zu allem Überfluß setzte er noch einen Querbalken an, um damit ein Pfahlkreuz zu schaffen. Beides, Pfahl wie Kreuz, wirkte auf jeden Vampir gleichermaßen abschreckend.
»Wir wollen ihn aber nicht abschrecken, unseren Freund, sondern ihn vernichten«, schmunzelte Bill gelassen. »Ist der Wagen fort?«
Manuela, die erst vor ein paar Minuten zurückgekehrt war, nickte. Sie hatte ihre schwarze Flunder ein paar Straßen weiter abgestellt. Es war ein nicht gerade unauffälliges Fahrzeug, und es konnte durchaus sein, daß der Vampir davon wußte, wem dieser Wagen gehörte. Immerhin galt inzwischen auch Manuela als Feind der Schwarzen Familie, und wenn der Vampir dieser höllischen Sippschaft angehörte, war er vielleicht auch über Manuela informiert und würde Verdacht schöpfen.
Es war nur eine Kleinigkeit, aber Bill pflegte alles, was er tat, stets gründlich anzupacken, und dazu gehörte auch, daß er selbst solche Kleinigkeiten mit einem Wahrscheinlichkeitswert von unter einem Prozent in seine Planung mit einbezog.
Noch war der Vampir ahnungslos. War er erst einmal verschreckt, würde er sich nicht mehr so leicht in eine Falle locken lassen.
»Du könntest Manu und Mister Fleming einen Kaffee kochen«, murmelte Ulrica, die ihre innerliche Unruhe nicht verheimlichen konnte. Draußen dunkelte es bereits.
Angela zuckte mit den Schultern. »Meinetwegen«, sagte sie.
»Was ist, wenn euer Vampir zwischenzeitlich erscheint?«
»So schnell kommt der nicht«, sagte Bill selbstsicher. »Wir können schon mal daran gehen, die Aufgaben zu verteilen.«
»Was haben wir zu tun?« fragte Manuela.
»Fräulein Mosach und Daning werden sich schlafend stellen«, sagte er. »Benehmen Sie sich vollkommen normal. So, als wüßten sie überhaupt nichts von dem Vampir.«
»Das wird mir nicht sonderlich schwerfallen«, gestand Angela, während Ulrica unwillkürlich zusammenzuckte.
»Das Fenster bleibt geöffnet, allenfalls
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