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0208 - Die sieben Leben des Vampirs

0208 - Die sieben Leben des Vampirs

Titel: 0208 - Die sieben Leben des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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über Ulrica Daning und näherte sein Gebiß ihrem weißen Hals.
    ***
    Bill riß die Augen auf und unterdrückte eine Verwünschung.
    Da wäre er doch um ein Haar einfach eingeschlafen, trotz des Kaffees, den er in sich hineingepumpt hatte!
    Er sah zum Fenster. Dort kauerte eine überdimensionale schwarze Fledermaus. Gegen den mondhellen Nachtimmel sah er nur die Silhouette des Riesenviehs. Es war vielleicht noch ein wenig größer, als Ulrica es beschrieben hatte.
    Bill wandte den Blick ab, suchte Manuela in der Dunkelheit auf der anderen Seite des Zimmers. Hoffentlich war sie nicht auch eingeschlafen!
    Da sah er für einen Augenblick ihre offenen Augen funkeln, als die sich bewegende Fensterscheibe einen Lichtreflex hineinwarf. Der schwache Fleck ihres Gesichts nickte ihm zu.
    Auch sie wußte Bescheid!
    Die Fledermaus war gekommen! Ihr Erscheinen war der letzte Beweis, den Bill brauchte. Die Träume hätten möglicherweise wirklich Zufall sein können, der morgendliche Angriff der Fledermaus ein Ausnahmefall, obwohl: wie sollte eine Fledermaus in die Großstadt kommen? In Bochum machten selbst die Spatzen seit einem Jahrzehnt ganzjährigen Urlaub auf dem Bauernhof.
    Die schwarze Fledermaus sprang vom Fensterbrett ab und schwebte sekundenlang in der Luft. Im nächsten Moment wurden Manuela und Bill Zeugen der Verwandlung.
    Aus einer Fledermaus wurde ein Mensch. Ein Vampir.
    Noch immer wartete Bill ab. Seine Muskeln spannten sich. Er mußte sicher sein, daß der seltsame Vogel ihm nicht entgehen konnte.
    Der Vampir trat zur Couch, auf der Ulrica lag und unruhig träumte. Jäh schreckte sie auf. Das war der Augenblick. Bill Flemings linke Hand berührte den Lichtschalter neben der Tür.
    Dazu brauchte er sich aus dem Schatten eines Schrankes nur wenig vorzubeugen.
    Grell flammte die Zimmerbeleuchtung auf, eben in dem Moment, als der Vampir sich über das Mädchen beugte. Er hielt mitten in der Bewegung inne. Bill sah, wie seine Augen winzig klein wurden, die überraschende Lichtflut zu kompensieren versuchten. Er selbst hatte zehn Sekunden vorher die Augen geschlossen, so daß er jetzt nicht so stark geblendet wurde wie der völlig überraschte Vampir. Der stieß ein lautes Fauchen aus.
    Im gleichen Moment sprang Manuela aus dem Schatten hervor zum Fenster. Krachend schloß es sich. Der Vampir wirbelte herum, sah das Mädchen in der schwarzen Kleidung und streckte instinktiv die Klauen vor, um nach Manuela zu greifen.
    Er wollte sie anspringen.
    Angela im Sessel erwachte. Sie stieß einen gellenden Schrei aus, als sie den Fremden erblickte. Das verwirrte den Vampir noch mehr. Er hielt im Sprung inne. Im nächsten Moment war Bill Fleming bei ihm.
    Er riß den Unheimlichen an der Schulter herum, starrte sekundenlang in ein fassungsloses Gesicht, dessen Maul zu einem Wutschrei aufklaffte. Im gleichen Augenblick preßte Bill dem Vampir das Pfahlkreuz gegen die Brust und hieb mit der anderen Faust kraftvoll gegen das freie Ende.
    Ein Hammer wäre natürlich stilvoller gewesen, aber es ging auch so.
    Bill schrie auf, weil das Holz, auf das seine Faust traf, weh tat. Noch lauter aber schrie der Vampir.
    »Gryf!«
    Sein Schrei wurde zu einem schrillen Kreischen der Todesfurcht. Aber Bill ließ nicht nach. Er schlug noch einmal zu, trieb das Pfahlkreuz bis ins Herz des Vampirs und durchbohrte es.
    Der Blutsauger brach zusammen.
    »Du… du bist… nicht Gryf…!« röchelte er ersterbend.
    »Wer…«
    Dann war es aus.
    Er bewegte sich nicht mehr. Seine Augen verloren den tückischen Glanz.
    Im gleichen Moment begann der Vampir zu altern. Sein Körper verschrumpelte, wurde zu einer faltigen Mumie, die Jahrhunderte alt zu sein schien und die einen grauenhaften Anblick bot.
    Bill richtete sich langsam wieder auf und starrte den Vampir mit dem Pfahlkreuz in der Brust an.
    »Was hat er gesagt?« fragte Manuela überrascht und öffnete das Fenster wieder, das sie geschlossen hatte, um den Blutsauger an einer Flucht zu hindern, falls Bills erster Angriff fehlschlagen sollte. Aber es hatte geklappt. »Du bist nicht Gryf? Was soll das bedeuten?«
    Bill kratzte sich nachdenklich im Nacken. Er starrte die verdorrte Gestalt an, die vor ihm auf dem Teppich lag.
    »Ich glaube, er hat mich für Gryf, den Druiden, gehalten«, sagte er. »Zumindest im ersten Moment. Nun, wir sind beide blond, haben etwa die gleiche Größe…«
    »Das heißt aber, daß er Gryf kennt und schon einmal mit ihm zu tun hatte«, sagte Manuela. »Aber dann dürfte er

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