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0209 - Die Panik kam per Telefon

0209 - Die Panik kam per Telefon

Titel: 0209 - Die Panik kam per Telefon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Panik kam per Telefon
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hunderttausend mussten es doch wenigstens sein…
    Sie machten sich an die Arbeit. Ungefähr zur gleichen Zeit starb im Gebüsch auf dem Südhang des Berges ein kleiner Junge an den Folgen eines Schädelbruchs.
    ***
    »Tag, Bolster«, sagte Crease Howard, der ergraute Sergeant der Staatspolizei. »Menschenskind, wo kommen bloß die Leute alle her?«
    Mit einer umfassenden Geste zeigte er auf das unübersehbare Heer von Autos, die reihenweise auf die großen Wiesen und Weiden im Norden der Stadt gefahren waren.
    »Tja«, seufzte Bolster müde. »Dreitausend Einwohner, das hört sich nach wenig an. Bringen Sie alle auf einen Haufen, und Sie wundern sich, wie groß selbst so ein kleines Nest ist.«
    Die beiden Polizisten schwiegen nachdenklich.
    Bolster fuhr sich mit der Hand über die ermüdeten Augen. Er drehte sich um und sagte: »Machen Sie’s gut, Howard. Ich muss ein bisschen nach dem rechten sehen.«
    »So long, Bolster. Und - eh - ich halte die Daumen. Für Brundache.«
    Bolster nickte dankbar.
    »Sie sind ein netter Kerl, Howard«, sagte er, nickte noch einmal und verschwand zwischen den Autos.
    Crease Howard sah ihm nach. Plötzlich fühlte er, wie er am Ärmel gezupft wurde. Er drehte sich um. Ein etwa fünfunddreißigjähriger Mann stand hinter ihm. Das Gesicht war ölverschmiert. Er trug den sandfarbenen Overall mit dem roten Firmenzeichen einer bekannten Mineralölgesellschaft, die überall in den Nord- und Oststaaten ihre Tankstellen hatte.
    »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte der Mann. »Haben Sie nicht zufällig Sheriff Bolster gesehen?«
    »Der ist da irgendwo zwischen den Wagen verschwunden!«, erwiderte Howard und tippte grüßend an den Mützenschirm. Auch er musste weiter.
    Der Mann im Overall blieb stehen. Nervös nagte er an der Unterlippe. Sein Blick glitt über die Dächer der Wagen hin, aber er sah sie gar nicht. In seinem Gehirn hämmerte etwas hartnäckig und unaufhörlich immer wieder dieselbe Frage: Wo ist Billy? Wo ist dein Junge? Wo ist Billy? Was willst du Mary sagen, wenn sie in einer Woche von der Kur zurückkommt, und der Junge ist nicht da? Wo ist Billy?
    Ein gequältes Stöhnen entrang sich der Brust des Mannes. Er hatte die Tankstelle ein paar Minuten nach der Polizeimeldung verlassen. Mit dem Wagen war er nach Hause gefahren, um den Jungen zu holen. Aber Billy war nicht zu Hause. Er hatte die Stadt abgesucht. Die Polizei hatte ihn zum Schluss fast mit Gewalt aus der Stadt getrieben. Der Junge wäre sicher von Nachbarn mitgenommen worden, hatten die Polizisten gesagt. Er hatte sich an diese Hoffnung geklammert, als sei sie eine Gewissheit. Aber jetzt wusste er, dass niemand Billy mitgenommen hatte. Niemand hatte Billy gesehen. Wo konnte der Junge nur stecken?
    Es gab eigentlich nur eine Möglichkeit. Der Junge musste noch in der Stadt sein. In einer Stadt, die womöglich in diesem Augenblick versank, in einen Trümmerhaufen verwandelt wurde, in Flammen aufging oder von unbändigen Naturgewalten dem Erdboden gleichgemacht wurde.
    Er musste zurück in die Stadt! Er musste Billy finden, er musste!
    Er sah sich um. Kein Polizist war in der Nähe zu erblicken. Aber dort stand Tim Brackson, der Freund von Bolster. Er ging hin.
    »Hallo, Tim«, sagte er, ohne ihn anzusehen. »Ich fahr mal rüber auf den Höhenzug. Mal sehen, ob’s überhaupt was zu sehen gibt.«
    »Okay«, sagte der Angesprochene. »Aber wage dich nicht zu weit vor, man weiß nie, wie weit sich ein Erdbeben ausdehnt.«
    »Ja, klar, ich bin vorsichtig.«
    Er stieg in seinen Wagen. Ein alter Dodge, eigentlich reif für den Schrottplatz, aber er fuhr noch, und ein neuer Wagen war teuer. Langsam ließ er ihn vorwärtsrollen. Wenn Bolster ihn davon fahren sehen sollte, würden sie ihm jedenfalls nicht nachkommen.Tim würde es ihnen schon sagen, dass er nur rüber auf die Höhe wollte.
    Aber kaum hatte er den Kamm des Höhenzuges erreicht, da trat er das Gaspedal bis zum Anschlag durch.
    ***
    Sie hatten sechs Minuten gebraucht, um sich den Zugang in den Keller zu erzwingen.
    Jetzt standen sie vor dem großen Tresor. Die Tür mit ihrem Kombinationsschloss und dem Drehrad blickte ihnen entgegen wie die Abstraktion einer fremdartigen, grinsenden Maske. Hinter dieser Tür verbarg sich alles, wonach sie strebten.
    Es war totenstill, als sie vor der Tresortür standen. Niemand brachte ein Wort über die Lippen. Dick Snyder schnaufte hörbar. Trooger hatte die Augen zusammengekniffen, die Fäuste in die Hüften gestemmt und den Kopf

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