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021 - Aufbruch in die 'Neue Welt'

021 - Aufbruch in die 'Neue Welt'

Titel: 021 - Aufbruch in die 'Neue Welt' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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dem Fuß auf.
    »Bilde dir bloß nichts ein!« Bieena zuckte nicht zusammen wie sonst, wenn Nuela sie anfuhr.
    Sie wich keinen Schritt zurück. »Ich allein bestimme, wer außer mir mit an Bord geht!«
    »Wenn du dich da mal nicht irrst…« Mit engelhaftem Lächeln begann Bieena sich das Haar zu bürsten und schob sich gleichzeitig hinter den Vorhang zu ihrem Schlafzimmer.
    »Wenn du dich da mal nicht irrst, meine Liebe…« Weg war sie.
    »Dreckige Schlampe!«, zischte Nuela. Abrupt wandte sie sich vom Vorhang ab und hastete über den Gang.
    Natürlich war sie nicht die Einzige, bei der Colomb schlief. Wozu hatte er sonst sieben Frauen? Aber sie war die Einzige, mit der er seine Pläne besprach, die Einzige, der er die Verwaltung seines Vermögens anvertraute und die er von Zeit zu Zeit um Rat fragte.
    Sie riss die Tür zur Sklaventreppe auf, hob ihr langes Gewand und huschte die Stufen der Wendeltreppe hinunter.
    Nicht dass Colomb besonders oft bei einer der Nebenfrauen schlief - vielleicht ein oder zwei Mal während eines Mondes. Oft aber schlief sie in seinem Schlafgemach drüben in dem Gebäudeteil, in dem sich seine Räume befanden. Und das war gut so - nur wenn sie häufig das Bett mit ihm teilte, konnte sie ihren Einfluss auf ihn behalten. Wenig Einfluss genug - Colomb gehörte zu den eigensinnigen Menschen, die sich nur mit großem Geschick beeinflussen ließen - aber immerhin Einfluss.
    Im Erdgeschoss angekommen steuerte sie Raspuns Gemächer an. Der Leibsklave Colombs war der Befehlshaber aller Sklaven im Hause des Kapitaans - und inzwischen auch über Haushalt, Reittiere, Festlichkeiten und den Harem. Seit einem Winter. Und vor zwei Wintern hatte der Kapitaan ihn an Bord genom- men. In West-Afra. Zusammen mit Bieena.
    Nach Nuela war es Raspun, der Colomb am nächsten stand. Der Kapitaan vertraute dem Afraner bedingungslos. Dafür hasste sie den schwarzen Mann.
    Ein rätselhaftes Geräusch ließ sie anhalten. Wie ein Seufzen hatte es geklungen. Nuela lauschte. Da - wieder! Jemand seufzte. Nein, jemand stöhnte! Sie schlich zu Raspuns Tür und legte ihr Ohr daran. Tatsächlich - die Geräusche erklangen in Raspuns Gemächern. Aber nicht, als würde dort drin jemand klagen. O nein -Nuela wusste genau, bei welcher Gelegenheit Menschen stöhnten und seufzten, wie die beiden hinter Raspuns Tür es taten.
    Was sie verwirrte: Es waren zwei Männerstimmen, die sie dort drinnen hörte. Sollte Raspun etwa…?
    Natürlich, was sonst - Raspun liebte Männer! Nuela pflegte nie lange zu zögern, wenn sie eine Chance witterte, ihre Macht auszubauen.
    Sie stieß die Tür auf und trat ein.
    Vor Enttäuschung biss sie sich auf die Unterlippe - kein Mensch war im Raum. Auf dem Stehpult steckte die Schreibfeder im Tintenfass. Bücher lagen auf dem Tisch vor dem Bücherregal. Eine Landkarte, die Raspun für den Kapitaan abzeichnete, hing auf einer Staffelei. Und auf dem niedrigen Tischchen brannte eine Öllampe. Zwischen den Sitzkissen allerdings entdeckte Nuela einen dunkelgrünen Umhang und zwei Paar Pantoffeln.
    Das Seufzen und Stöhnen war verstummt. Kleider raschelten hinter dem Vorhang zu Raspuns Schlafraum. »Wer ist da?« Raspuns tiefe Stimme.
    »Nuela, deine Herrin.«
    Schwarze Hände schoben den Vorhang auseinander. Raspun trat in den Arbeitsraum.
    Barfuß, in weißen Pluderhosen und den Umhang in verräterisch nachlässiger Weise übergeworfen. Schweißnass glänzte sein kahler Schädel.
    Noch nie hatte Nuela ihn ohne seinen lächerlichen Turban gesehen. Schon allein wegen dieses Turbans hasste sie ihn. Er erinnerte sie an die viel zu lange Zeit, die sie mit dem Kapitaan an der westafrikanischen Küste verbringen musste. Der ganze kolossartige Schwarze erinnerte sie daran.
    »Womit kann ich euch dienen, ehrenwerte Nuela?«
    »Du bist nicht allein?« Spitz klang ihre Stimme.
    »Nein, ehrenwerte Nuela - Schann ist bei mir. Wir haben den Speiseplan für die restlichen Tage durchgesprochen.«
    »Die restlichen Tage?«
    »Für die Tage, bis die Santanna wieder in See sticht, ehrenwerte Nuela.«
    Ihr Magen krampfte sich zusammen. Sie hätte den Schwarzen gern angeschrien, stellte sich vor, sie würde ihm ins Gesicht spucken oder ihm mit dem Handrücken auf seine wulstigen Lippen schlagen. Doch sie nahm sich zusammen. Colomb hielt seine Hand über diesem Mann. Orguudoo wusste, warum.
    »Ach so, den Speiseplan für die restlichen Tage.« Ein kaltes Lächeln legte sich auf ihre herbe Miene.
    Der Vorhang bewegte sich und ein

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