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021 - Blutorgie in der Leichengrube

021 - Blutorgie in der Leichengrube

Titel: 021 - Blutorgie in der Leichengrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Rührendes.
    Der Weg führte bergan, dann wieder bergab. Gelegentlich streiften nasse Zweige ihre Gesichter, schienen nach ihnen zu greifen wie die Klauen eines Ungeheuers. Aber noch war die Stunde des Terrors nicht gekommen.
    »Hier sind wir«, sagte Sheldon und blieb vor dem Friedhofstor stehen. In diesem Moment gingen ein paar Laternen an, wie von Zauberhand betätigt. »Der Strom ist wieder da«, erklärte er lapidar.
    Der alte Friedhof war von einer Mauer aus Natursteinen umgeben. Die dichten Efeuranken hatten nur vor dem offenen Portal aus rostigen, gußeisernen Stäben haltgemacht. Die Laternen gehörten zu dem Portal; sie flankierten es und sorgten für diffuses, weiches Licht. Dahinter sah man einige Gräber mit Kreuzen und Steinen, sonst nichts.
    »Komm!«
    Coco spürte, wie sein Arm sie fester umklammerte, und sie fragte sich, ob er ihr damit einen sicheren Halt geben wollte, oder ob er diesen Halt selber brauchte und suchte.
    Sie betraten den Friedhof und erreichten am Rande des Lichtkreises eine U-förmig angeordnete Gräbergruppe, in deren Mitte ein schlichtes Kreuz mit Clara Blooms Namen aus dem Boden ragte. Es schien, als hätten sich die Toten um Clara geschart; als versuchten sie selbst jetzt noch, das junge, unschuldige Opfer des Dämons zu beschirmen und zu beschützen.
    »Was sind das für Gräber?«
    »Gräber ohne Särge«, sagte Sheldon bitter.
    »Ja, das gibt es«, äußerte plötzlich eine männliche Stimme hinter ihnen.
    Coco und Sheldon wirbelten herum. Ein Mann trat auf sie zu. Ein schwarzer Vollbart umrahmte sein Gesicht, und auf seinem schwarzen Gummimantel spiegelte sich schwach der Lichtschein der Laternen.
    »Wer sind Sie?« stieß Sheldon hervor.
    Coco spürte, wie seine Muskeln sich anspannten und alles in ihm auf Kampf und Abwehr eingestellt war.
    »Mein Name ist Kiwibin. Ich habe gesehen, wie Sie den Friedhof betraten, und bin Ihnen gefolgt. Es passiert nicht sehr häufig, daß Leute um diese Zeit ein Grab aufsuchen. Bei mir ist das etwas anderes. Ich habe beruflich oft – mit Toten zu tun …«
    »Wie meinen Sie das?«
    Er ging nicht darauf ein, sondern kam aufs Sheldons frühere Bemerkung zu sprechen. »Es gibt symbolische Begräbnisse. Denken Sie an Flugzeugkatastrophen, an Eisenbahnunglücke. Wie soll man das, was von den Opfern übrig bleibt, zusammenfügen?«
    »Denken Sie nicht auch an den Schaden, den Dämonen anzurichten vermögen?« fragte Sheldon scharf.
    Kiwibin musterte ihn kurz. »Vielleicht«, sagte er und lächelte düster und schwermütig. Dann machte er kehrt und ging davon.
    Coco blickte ihm nach. »Ein seltsamer Mensch«, stellte sie fest.
    »Mag sein«, meinte Sheldon und holte tief Luft, »daß er schon morgen ein Werkzeug des Dämonen ist.«
    »Ich glaube eher, er ist es schon jetzt.«
    »Wieso?«
    »Ist dir nichts an dem Mantel aufgefallen?«
    »Ein billiger Gummimantel.«
    »Stimmt. Bewege dich mal in so einem Ding! Das raschelt und erzeugt Geräusche, aber der Kerl kommt völlig lautlos vom Fleck – wie ein Geist.«
    Sheldon schob die Unterlippe nach vorn. »Ich kann ihn deshalb ja nicht gleich töten. Das ist der Vorteil des Dämons: Er darf alles, wir dürfen fast nichts. Wir dürfen nur ihn bekämpfen, aber wenn er sich uns nicht zeigt, sind wir ihm wehrlos ausgeliefert.«
    »Sind das wirklich Gräber ohne Särge?« erkundigte sich Coco.
    »Ja. Die Opfer sind in einer Grube unter dem Kreuz mit Claras Namen bestattet«, erwiderte Sheldon. »Viel ist von ihnen nach ihrem Kampf mit der Bestie nicht übriggeblieben.«
    »Wir sollten hier nicht länger bleiben.«
    »Noch einen Augenblick! Sieh dir die Grube, die Gräber, das Kreuz an!« Er sprach leise und eindringlich. »Es ist für mich schlimm und quälend genug, ohnmächtig hier stehen zu müssen, nicht wissend, ob es eine Sühne geben wird – oder frische Gräber. Ich kann es unter diesen Umständen einfach nicht verantworten, daß du bleibst. Ich will, daß du nach London zurückkehrst. Dieses Drama müssen die Männer von Cruelymoe allein durchstehen.«
    »Was ist mit den Frauen, den Kindern?«
    »Die älteren wissen, worum es geht. Sie stehen zu uns«, sagte Sheldon.
    »Denkt niemand an Flucht?«
    »Einem Dämon kannst du nicht entfliehen. Er erreicht dich an jedem Ort der Erde. Du hast keine Wahl. Du mußt dich ihm stellen.«
    »Wenn Frauen und Kinder bleiben – weshalb sollte ich dann abreisen? Ich …« Sie unterbrach sich. Ihr Blick war auf die Grube gefallen, deren Mitte das Kreuz zierte.

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