0210 - Auf den Spuren der CREST
Sofort legte der Leutnant dem Tier die Hand auf den Kopf. Er blickte durch die dahinjagenden Dunstschwaden zur geöffneten Bodenschleuse der Space-Jet hinauf. Ein Glutorkan pfiff und stöhnte um das Hindernis, um die vier Teleskopstützen und die beiden am Boden hockenden Gestalten, den Menschen und das Tier.
Omar Hawk schob die Mikrophonleiste des Funkhelms über die Lippen. Er hatte sich geweigert, einen Raumanzug anzuziehen.
Das glaubte er der Ehre seiner Heimatwelt zu schulden, daß er vor den relativ geringen Unbequemlichkeiten nicht gleich kapitulierte.
Gewiß, Oxtorne war dagegen ein klimatisiertes Sanatorium, aber wenn die Ausbrüche der Sonne Illema ihr Maximum erreichten, herrschten in den Bergen seiner Heimat ähnliche Bedingungen - und die jungen Männer zogen zu diesen Zeiten aus den festen Ansiedlungen hinauf, um sich zu bewähren.
„Wollen Sie nicht lieber obenbleiben, Sir?" fragte Hawk.
„Unsinn!" krachte es aus den enganliegenden Empfängern.
Gleich darauf prallte neben ihm die in den Einsatzanzug gehüllte Gestalt Hattingers auf den felsigen Boden.
Hawk lächelte. Er packte den Major am Arm, zog ihn hoch und befestigte seine Leine an dem Karabinerhaken von Hattingers Schultergurt. Nun konnten sie wenigstens nicht getrennt werden.
Zwar traute er Hattinger keine Unvorsichtigkeit zu, aber mit der Zeit würde es ihm schwerfallen, gegen die Schwerkraft des Planetengiganten anzukämpfen. Dann wäre er versucht, seinen Antigrav auf Erdschwere einzustellen und das durfte man bei den jäh hereinbrechenden Wirbelstürmen nicht. Mindestens zwei Gravos wurden benötigt, um einen Körper nicht zum Spielball des Sturmes werden zu lassen. Diese Welt war nicht für Menschen geschaffen.
„Kommen Sie, Sir!" sprach er ohne sichtbare Anstrengung ins Mikrophon. „Der Shift muß ganz in der Nähe liegen."
Als sie zehn Minuten gegangen waren, ohne weiter als einen halben Meter sehen zu können, fragte Hattinger atemlos: „Woher wissen Sie überhaupt, daß wir uns auf dem richtigen Weg befinden?"
„Ich folge nur dem Okrill, Sir. Er sieht den Shift bereits. Das Fahrzeug liegt auf der rechten Seite. Die Luke ist offen."
Hattinger keuchte.
„Woher wissen Sie das?"
Hawk lachte mühsam.
„Zwei Hirnschwingungsverstärker, Sir. Einer bei mir und einer bei Sherlock. Ich kann indirekt an seinen Wahrnehmungen teilnehmen.
Die Apparate sind direkt ins Sehzentrum einoperiert. - Ah! Nur noch fünf Meter etwa. - Vorsicht, Sir! Hinlegen! Glühender Sand!" Hawk warf sich vornüber und zerrte gleichzeitig an dem Seil, um Hattinger auf den Boden zu zwingen. Kaum lagen die beiden Männer, da donnerte ein mit glühenden Sandkörnern vermischter Orkan über sie hinweg. Hawk barg den Kopf zwischen den Armen und ließ mit stoischer Ruhe alles über sich ergehen. Hattinger dagegen war ein wenig auf die Seite gerollt und fluchte, weil der glühende Sand einen Teil der Helmscheibe undurchsichtig gemacht hatte.
Dann - ohne Übergang - war der Sturm vorüber. Es wurde relativ ruhig. Nur einzelne leuchtende Gasschwaden zogen rasch über den wie ein abstraktes Gemälde wirkenden Himmel.
Deutlich war das Niesen des Okrill zu hören.
Hattinger stöhnte.
„Ich glaube gar, Ihr 'Spürhund' hat sich erkältet!"
„Nein, Sir." Hawk lachte. „Er niest immer, wenn er sich besonders wohlfühlt."
Er erhob sich und folgte dem voran, hüpfenden Okrill schneller als zuvor. Hattinger hatte Mühe, das Tempo mitzuhalten. Dennoch murrte er die ganze Zeit unzufrieden vor sich hin. Er schien es nicht fassen zu können, daß ein Lebewesen sich in einem glühenden Sandsturm wohlfühlen sollte.
Hawk wäre gegen den Shift gerannt, wenn er die klaren Wahrnehmungsbilder des Okrill nicht mitgesehen hätte.
Plötzlich ragte eine schwarze, von Glutstürmen und Gasen zerfressene Metallplastikwand vor ihm auf. Undeutlich war ein Loch mit bröckeligen Rändern zu erkennen.
„Mein Gott!" stöhnte Hattinger keuchend. „Das soll ein Shift sein!"
„Man könnte auch sagen, es war einer", murmelte Hawk erschüttert. Er griff mit beiden Händen über den unteren Rand der Einstiegsluke. Seine Fingerspitzen stießen in schwarze, pulverige Asche. Er schüttelte sich. Dann schwang er sich mühelos hinauf.
Eine Aschewolke entstand vor ihm, zerteilte sich wieder, und der Okrill tauchte auf. Er begann, die Asche aus der winzigen Schleusenkammer zu scharren.
„Wie lange wollen Sie mich noch unten warten lassen?" vernahm Hawk die ungeduldig klingende Stimme
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