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0210 - Der Magier aus dem Drachenschloß

0210 - Der Magier aus dem Drachenschloß

Titel: 0210 - Der Magier aus dem Drachenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Feuers!
    ***
    Wilhelm von Helleb starrte den Zauberer an. Er wußte sofort, mit wem er es zu tun hatte. Deutlich genug hatte er Rain in der Nacht auf dem Turm erkannt.
    Langsam wich er zurück. Rain folgte ihm in den Raum. Jetzt erst konnte Wilhelm erkennen, wie groß der Zauberer war. Rain mußte nahezu zwei Meter hoch aufragen, und der spitze Hut ließ ihn noch größer erscheinen. Das lange, wallende Gewand verhüllte Einzelheiten seiner Gestalt, aber er mußte hager sein. Die dürren Finger der Hände, die aus den weiten Ärmeln hervorschauten, wiesen ebenso darauf ihn wie das schmale, eingefallene Gesicht mit der unnatürlich blassen Haut.
    Die Augen glühten wie Kohle.
    »Was willst du, Zauberer? Wer bist du, und woher kommst du?« fragte Wilhelm schroff. Er versuchte sich in die Arroganz des Herrschers zu retten, um die dumpfe Furcht zu überspielen, aber es gelang ihm nicht ganz.
    Rain kicherte höhnisch.
    »Immer dieselben Fragen«, sagte er. »Es wird langsam ermüdend. Ich will dich, Fürst. Du bist doch der Fürst? Ja, ich sehe es in deinen Gedanken.«
    »Dann versuche mich zu bekommen«, knurrte Wilhelm. Seine Hand näherte sich dem Schwertgriff. Die Klingen der meisten Helleber waren mit Silber überzogen worden, seit sie festgestellt hatten, daß Silber ein den Dämonischen verhaßtes Edelmetall ist.
    Wilhelm hoffte, daß er den Zauberer damit überraschen konnte.
    Gleichzeitig wurde ihm bewußt, daß sie vielleicht einen Fehler gemacht hatten. Sie hätten damit rechnen müssen, daß Rain nicht einfach im Turm hocken blieb. Irgendwann mußte er herauskommen, um etwas zu unternehmen. Sie hätten nur auf ihn warten müssen. Stattdessen versuchte Zamorra jetzt, einen leeren Turm zu knacken, während das Ungeheuer hier war.
    Rain bewegte sich wieder. Es war, als schwebe er über dem Boden. Der Fürst fühlte, wie die Luft ringsum feucht wurde, als regne es. Er atmete Wasserdampf ein.
    »Bleib stehen«, knurrte Wilhelm. »Ich warne dich nur dieses eine Mal.«
    Der Zauberer lachte wieder, ohne stehenzubleiben. Wilhelm riß mit einer raschen Bewegung das Schwert aus der Scheide. Die silberne Klinge beschrieb einen blitzenden Bogen durch die Luft.
    Wilhelm sah, wie der Zauberer zusammenfuhr. Jetzt war es der Fürst, der lachte. »Fürchtest du dich vor dem Silber? Da, Kerl!«
    Die Klinge kam wieder hoch. Wilhelm zielte so, daß er den Zauberer verletzte, nicht aber tötete. Immerhin wollte er noch einiges von ihm erfahren. Da schrie Rain auf. Er wich zurück, und seine Hände beschrieben magische Zeichen in die Luft.
    Eine unsichtbare Faust fing den Schwerthieb auf. Es war, als schlage die Klinge in einen Schwamm, kaum fähig, ihn zu durchtrennen und dabei abgefedert.
    »Hund!« brüllte Wilhelm und stieß die Klinge nach vorn.
    Abermals schrie der Zauberer auf. Diesmal konnte er nicht rasch genug zurückweichen. Die Schwertspitze berührte seinen Umhang und glitt hinein. Das Silber verschwand bis zur Parierstange im Körper des Zauberers.
    Rain erstarrte.
    Wilhelm riß die Klinge zurück. Er war überrascht, mit welcher Leichtigkeit sie in den Körper des Zauberers gedrungen war. Dabei hatte er ihn gar nicht töten wollen!
    Mit einer Verwünschung sprang der Fürst zurück. Ihm war, als hätte er in Wasser gestochen. Und als er die Klinge jetzt erschrocken anstarrte, war sie blank wie zuvor - kein Blut klebte daran, weder rotes noch das schwarze der Dämonen.
    Rain kicherte.
    »So tötest du keinen Zauberer«, sagte er schrill. »Aber jetzt bekomme ich dich!«
    Er glitt auf Wilhelm zu, offenbar unverletzt. Der Fürst wirbelte das Schwert mit einem wilden Rundschlag herum, der dem Zauberer den Kopf von den Schultern gehoben hätte -wenn die Klinge nicht nahezu widerstandslos hindurchgegangen wäre. Da griffen die dürren Hände zu, packten die Klinge und wanden das Schwert dem Fürsten aus der Hand.
    Rain schrie auf, als habe er sich an dem Silber verbrannt; aber Wilhelm war entwaffnet.
    »Jetzt habe ich dich«, zischte Rain.
    Seine Augen spien lange Flammenbahren aus, die wie gierige Tentakel eines Feuerkraken nach dem Helleber griffen. Wilhelm wußte, daß er nicht mehr ausweichen konnte. Er war zu langsam.
    Ihm blieb nur noch eine Möglichkeit, und er benutzte sie.
    Er sprang eine halbe Stunde in die Vergangenheit.
    ***
    Von einem Moment zum anderen erlosch das Feuer. Zamorra rollte sich auf den Rücken, sah über sich die mächtigen Steinquadern des Leu-Turms und breitete die Arme aus.
    Er atmete tief

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